Daniel Suarez – in vielerlei Hinsicht visionär
Frank Rieger, Informatiker und Sprecher des Chaos Computer Club interviewt in der Samstagsausgabe der FAZ den amerikanischen Thriller-Autor Daniel Suarez.
Sein neues, ab morgen erhältliches Buch heißt „Darknet“ und einer der ersten Rezensenten bei Amazon schreibt unter anderem:
„… Ich empfehle diese Buch nicht nur für Technik-Begeisterte sondern auch für Jeden, der unser jetziges Wirtschaftssystem nicht als „alternativlos“ empfindet. “
Das macht das Buch natürlich interessant und erst Recht die Sätze aus dem FAZ-Interview, die ich mir erlaube hier zu zitieren:
Rieger:[…] Sehen Sie einen Ausweg aus dieser Dehumanisierungstendenz, außer den völligen Zusammenbruch unserer Zivilisation? Gibt es eine vernünftige Regulierung, die verhindern könnte, dass Gesellschaft und Wirtschaft die Grenze zwischen gesunder Schlankheit und krankhafter Magersucht noch weiter überschreiten?
Suarez: Ich sehe einen Weg, der den Zusammenbruch verhindern könnte, aber die etablierten Interessen werden nur widerwillig den Sprung zu einer weniger effizienten, aber widerstandsfähigeren Gesellschaft mitmachen. Selbst wenn die Vorstände der multinationalen Unternehmen die Risiken allzu schlanker Unternehmensstrukturen erkennen sollten, dürfte die Börse sie strafen, falls sie sich vom Ziel der Hypereffizienz verabschiedeten. Anleger würden sie verklagen und die Aufsichtsräte würden sie aus den Führungsetagen verbannen, bevor ein sinnvoller Wandel eingesetzt hätte.Die Initiative muss daher vielmehr aus dem Volk kommen – und dabei denke ich nicht an Proteste und Demonstrationen, sondern an den Aufbau und die Erprobung neuer Wirtschaftsformen, digitaler Währungen, Augmented Reality und vermaschte Open-Source-Netzwerke, die eine neue Ökonomie und damit ein soziales Geflecht schaffen, das die etablierten Mächte samt ihren selbsternannten Torwächtern und Lobbyisten eher umginge als stürzte. Solch ein System würde zunächst nur in embryonaler Form geschaffen. Es zöge immer mehr Anhänger an, die aus der bestehenden Ökonomie herausgefallen sind, und setzte sich schließlich durch, wenn eine kritische Masse sich dem neuen System angeschlossen hätte. Man könnte sich auch eine Übergangsphase vorstellen, in der die Menschen mit einem Bein in der alten und mit dem anderen in der neuen Ökonomie stünden, so dass der Übergang nicht so abrupt ausfiele. Man stelle sich nur einmal vor, wie viele gut ausgebildete Menschen es gibt, die gerne einen Neuanfang in einer Welt wagten, in der ihre Schulden – die Erbsünde der freien Märkte – getilgt wären. Entscheidend ist, dass die Verantwortung für Aufbau und Erhaltung der Netzwerkknoten bei einzelnen Gemeinschaften liegt. Für die vernünftige Regulierung sorgt dann eine Gesellschaft, deren Bürger die physische Kontrolle über ihre Infrastrukturnetze ausüben.
Da scheint ein Autor zu sein, der nicht nur über ausgezeichnete Kenntnisse aus der Welt der elektronischen Vernetzung mitbringt (Suarez arbeitete als Softwareentwickler und Systemberater), sondern der auch Visionen für fundamentale Systemänderungen in wirtschaftlichen und politischen Fragen thematisiert.
Der Autor hat das Problem in seiner Kernschicht ausgezeichnet verstanden und ich möchte mehr von ihm erfahren und lesen. Er hat die psychologische Problematik des ‚Loslassens’ von alten Strukturen verstanden und schlägt Wege vor, die nicht weiß Gott wie revolutionär erscheinen, dafür aber auf große Effizienz hinweisen. Man kann sehr neugierig sein, welche Reaktionen diese wunderbaren Erkenntnisse bei denkenden und human empfindenden Menschen auslösen wird.
Deckt sich ziemlich gut mit unserer Sammlung
Alternatives Wirtschaften
– Ergänzungen sind willkommen! – oder der <a href=„http://www.akademie-solidarische-oekonomie.de" Akademie Solidarische Ökonomie.