100 Jahre Bauhaus-Revolution – Elmar Klink

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Werk­statt einer sozia­len Ästhe­tik der Moderne

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Es exis­tier­te als umstrit­te­ne Einrich­tung nur 14 Jahre lang und war ange­lehnt an die Praxis der mittel­al­ter­li­chen Bauhüt­ten der Kathe­dra­len und großen Kirchen­do­me. In diesem Jahr gedenkt man mit bereits mehr­jäh­ri­gem Vorlauf des einma­li­gen, viel­leicht letz­ten Konzepts eines „Gesamt­kunst­werks“ mit Namen Bauhaus.

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Den Deut­schen laut Medien so wich­tig wie Bach und Beet­ho­ven und ihr bedeu­tends­ter „Export­ar­ti­kel“ im 20. Jahr­hun­dert. Schon das program­ma­ti­sche Wort weckt die Asso­zia­ti­on an inno­va­ti­ves Werken und Tun im Gestal­te­ri­schen. Zugleich an so etwas wie eine „Insti­tu­ti­on“. Ein Vorläu­fer war der 1907 gegrün­de­te Deut­sche Werk­bund. Tatsäch­lich war das Bauhaus beides: Wegwei­sen­de Ästhe­tik­schmie­de und ganz­heit­li­che Praxis-Kunst-Schule in einem. Wer von Bauhaus-Kunst spricht, liegt jedoch falsch, man spricht program­ma­tisch vom Bauhaus-Kunst-Hand­werk. Anwen­dungs­be­zo­gen, sozial und ausge­tüf­telt alltags­prak­tisch, mini­mal und funk­tio­nal, indus­tri­ell, was den Städte- und Möbel­bau betrifft. Dabei immer noch schön, sowohl im Bauli­chen als auch im Gestal­te­risch-Grafi­schen und Kunst­hand­werk­li­chen in Sachen Holz, Glas, Metall, Beton, Textil, Kera­mik und Foto­gra­fie. In deut­li­cher Distan­zie­rung und als Kontra­punkt zum schnör­kel­haf­ten, eklek­ti­zis­ti­schen Histo­ris­mus und dessen aufge­setz­ter Orna­men­tik, der dem Bauhaus voran­ging. 1919 in Weimar begrün­det vom späte­ren großen Meis­ter und Star­ar­chi­tek­ten Walter Gropi­us (1883–1969), damals fast noch ein Nobody, dem nach­ge­sagt wird, dass es sein Manko war, nicht zeich­nen zu können. Gropi­us kam aus der Archi­tek­tur-Ausbil­dung bei Peter Behrens und war vor dem Ersten Welt­krieg aufge­fal­len durch eine Werk­bund­aus­stel­lung in Köln und den Entwurf 1911 (zus. mit. Adolf Meyer) für das Fagus-Werk des fort­schritt­li­chen Unter­neh­mers Carl Benscheidt, einer moder­nen Schuh­leis­ten­fa­brik im südnie­der­säch­si­schen Alfeld a. d. Leine. Wich­ti­ge Stil­ele­men­te des Bauhau­ses in Dessau sind hier schon vorweg­ge­nom­men. Viel Licht durch gut lüften­de Glas­fas­sa­den vor Beton­ske­let­ten, die stüt­zen­lo­se Glas­fens­ter­ecke, frei­schwe­bend anmu­ten­des Trep­pen­haus hinter Glas usw. Es steht noch heute muster­haft und sehr gut erhal­ten als UNESCO-geschütz­tes Indus­trie­denk­mal an seinem Ort.

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Es exis­tier­te als umstrit­te­ne Einrich­tung nur 14 Jahre lang und war ange­lehnt an die Praxis der mittel­al­ter­li­chen Bauhüt­ten der Kathe­dra­len und großen Kirchen­do­me. In diesem Jahr gedenkt man mit bereits mehr­jäh­ri­gem Vorlauf des einma­li­gen, viel­leicht letz­ten Konzepts eines „Gesamt­kunst­werks“ mit Namen Bauhaus. Den Deut­schen laut Medien so wich­tig wie Bach und Beet­ho­ven und ihr bedeu­tends­ter „Export­ar­ti­kel“ im 20. Jahr­hun­dert. Schon das program­ma­ti­sche Wort weckt die Asso­zia­ti­on an inno­va­ti­ves Werken und Tun im Gestal­te­ri­schen. Zugleich an so etwas wie eine „Insti­tu­ti­on“. Ein Vorläu­fer war der 1907 gegrün­de­te Deut­sche Werk­bund. Tatsäch­lich war das Bauhaus beides: Wegwei­sen­de Ästhe­tik­schmie­de und ganz­heit­li­che Praxis-Kunst-Schule in einem. Wer von Bauhaus-Kunst spricht, liegt jedoch falsch, man spricht program­ma­tisch vom Bauhaus-Kunst-Hand­werk. Anwen­dungs­be­zo­gen, sozial und ausge­tüf­telt alltags­prak­tisch, mini­mal und funk­tio­nal, indus­tri­ell, was den Städte- und Möbel­bau betrifft. Dabei immer noch schön, sowohl im Bauli­chen als auch im Gestal­te­risch-Grafi­schen und Kunst­hand­werk­li­chen in Sachen Holz, Glas, Metall, Beton, Textil, Kera­mik und Foto­gra­fie. In deut­li­cher Distan­zie­rung und als Kontra­punkt zum schnör­kel­haf­ten, eklek­ti­zis­ti­schen Histo­ris­mus und dessen aufge­setz­ter Orna­men­tik, der dem Bauhaus voran­ging. 1919 in Weimar begrün­det vom späte­ren großen Meis­ter und Star­ar­chi­tek­ten Walter Gropi­us (1883–1969), damals fast noch ein Nobody, dem nach­ge­sagt wird, dass es sein Manko war, nicht zeich­nen zu können. Gropi­us kam aus der Archi­tek­tur-Ausbil­dung bei Peter Behrens und war vor dem Ersten Welt­krieg aufge­fal­len durch eine Werk­bund­aus­stel­lung in Köln und den Entwurf 1911 (zus. mit. Adolf Meyer) für das Fagus-Werk des fort­schritt­li­chen Unter­neh­mers Carl Benscheidt, einer moder­nen Schuh­leis­ten­fa­brik im südnie­der­säch­si­schen Alfeld a. d. Leine. Wich­ti­ge Stil­ele­men­te des Bauhau­ses in Dessau sind hier schon vorweg­ge­nom­men. Viel Licht durch gut lüften­de Glas­fas­sa­den vor Beton­ske­let­ten, die stüt­zen­lo­se Glas­fens­ter­ecke, frei­schwe­bend anmu­ten­des Trep­pen­haus hinter Glas usw. Es steht noch heute muster­haft und sehr gut erhal­ten als UNESCO-geschütz­tes Indus­trie­denk­mal an seinem Ort.

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Wegbe­rei­ter der Moderne 

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Gleich­wohl wurde Gropi­us als Bauhaus­grün­dungs-Direk­tor zum Begrün­der der moder­nen Archi­tek­tur, neben dem deutsch-ameri­ka­ni­schen Bauhaus-Kolle­gen Ludwig Mies van der Rohe (1886–1969) und neben den auslän­di­schen Kory­phä­en Frank Lloyd Wright und Le Corbu­si­er, die für ein je eige­nes, „orga­ni­sches Bauen“ stehen. Aber auch beim bekann­ten finni­schen Archi­tek­ten Alvar Aalto, Reprä­sen­tant dieses orga­ni­schen Bauens, findet sich die deut­li­che Prägung durch Deut­schen Werk­bund und Bauhaus, verkör­pert in Einflüs­sen von Gropi­us und Mies van der Rohe. In Bauhaus-Idee und ‑Praxis flos­sen auch Impul­se aus Konstruk­ti­vis­mus, Expres­sio­nis­mus, Futu­ris­mus und DADA ein. Die schrä­gen Kostüm­fes­te mit ausge­fal­le­nen Krea­tio­nen der Bauhäusler*innen waren Legen­de. In Thürin­gen verlor die provi­so­ri­sche SPD-Regie­rung 1924 die Mehr­heit und konnte sich in Weimar nicht mehr schüt­zend vor das Bauhaus stel­len, das da bereits in der Schuss­li­nie konser­va­tiv-rech­ter Anfein­dung und sogar Ableh­nung stand. Der ohne­hin unter Finanz­not leiden­den Avant­gar­de-Schule wurden die Mittel gekürzt. Man griff zu einem Trick und schloss das Bauhaus selbst, wie Gropi­us im Gespräch mit Fried­rich Luft 1965 verrät. Schnell waren so andere Stand­ort-Bewer­ber gefun­den wie die aufstre­ben­de Mulde-Stadt Dessau. Ab 1924 wurde das Bauhaus weiter­ge­führt in der sich dafür offen zeigen­den Indus­trie­stadt mit den Fabri­ken des genia­len Flug­zeug­kon­struk­teurs, Anti­fa­schis­ten und Bauhaus-Förde­rers Hugo Junkers, wo 192526 in rasan­tem Tempo Gropi­us‘ berühm­tes Bauhaus-Gebäu­de entstand, das selbst gewollt einem Indus­trie­bau gleicht. Zwei L‑förmig inein­an­der­grei­fen­de, kasten­för­mi­ge, glas­fas­sa­di­ge und mehr­ge­schos­si­ge Bauten mit Flach­dach, Studen­ten­wohn­block an einem Ende, einer verbin­den­den Brücken­que­rung und offe­nem Durch­gang darun­ter. Dort waren die Büros der „Meis­ter“ unter­ge­bracht, wie man am Bauhaus Lehren­de nannte. Außer­halb der Lehr­stät­te wohn­ten die bekann­tes­ten, Oskar Schlem­mer, Paul Klee, Wassi­ly Kandin­sky, Walter Gropi­us, Marcel Breuer, Georg Muche, Josef Albers, Lionel Feinin­ger mit ihren Fami­li­en in heute wieder restau­rier­ten und zum Teil bewohn­ten sieben „Meis­ter­häu­sern“. Deren Anlage folgte einer stra­te­gi­schen Hier­ar­chie: Zuerst kam an der Ebert­al­lee das Direk­to­ren­haus, dann folg­ten in kurzen Abstän­den die Meis­ter­häu­ser mit sechs Doppel­haus­hälf­ten, in denen jeweils zwei Künst­ler­fa­mi­li­en wohn­ten. Idee und Absicht der Nähe war, damit auch die Kommu­ni­ka­ti­on und den Austausch unter­ein­an­der zu fördern.
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