Reichtum ohne Gier – Beate Bockting
Buchrezension von Beate Bockting zu Kenneth S. Rogoff: „Der Fluch des Geldes – Warum unser Bargeld verschwinden wird“ FinanzBuch Verlag, München 2016, 352 S., Hardcover, € 24,99, ISBN 978–3‑89879–966‑9 https://www.m‑vg.de/finanzbuchverlag/shop/article/11195-der-fluch-des-geldes/ – - –
wichtig, denn immer noch wird die entscheidende Rolle des Bargelds von vielen Menschen, darunter insbesondere studierte Ökonomen, nicht gesehen. Schon im Vorwort macht der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds jedoch deutlich, „dass die Papiergeldwährung (Bargeld) das Kernstück einiger der am schwersten zu lösenden gegenwärtigen Probleme der öffentlichen Finanzwirtschaft und des Bankenwesens bildet.“ (S. 6)
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Rogoff war bereits 1998 für eine Abschaffung der großen Geldscheine eingetreten, um Steuerhinterziehung und kriminelle Machenschaften zu erschweren, die von der Anonymität und der Null-Prozent-Rendite des Bargelds profitieren. Zur gleichen Zeit beschäftigte er sich aber auch mit der Nullzinsgrenze, dem Zero Lower Bound, denn er kommentierte Paul Krugmans berühmten Aufsatz über Japan in der Liquiditätsfalle („It’s baaack!“) und stimmte Krugman damals weitgehend zu.
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In seinem neuen Buch verbindet Rogoff nun beide Themen: die Kriminalitätsbekämpfung und die Deflationsbekämpfung, die beide Maßnahmen in Bezug auf das Bargeld erfordern. Und schon in der Einleitung hebt er die besondere Bedeutung Silvio Gesells hervor: „Gesells Lösung für die Liquiditätsfalle bereitete den Weg für Keynes’ berühmte Schlussfolgerung, die Regierungsausgaben seien der Schlüssel zum ökonomischen Aufstieg aus der Weltwirtschaftskrise. Womöglich käme Keynes heutzutage zu einem völlig anderen Schluss (…). Es ist heute keinesfalls mehr unpraktikabel, negative (oder positive) Zinsen auf elektronische Währungen zu zahlen.“ (S. 15) – Auch hier unterstreicht Rogoff die historische Dimension einer Bargeldlösung.
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Man könne sich das Papiergeld als „anonyme Null-Prozent-Anleihe“ vorstellen. „So trivial das Problem auch aussehen mag, die Null-Prozent-Anleihe hat im Wesentlichen die Finanzpolitik der gesamten entwickelten Welt behindert, und zwar für einen Großteil der acht Jahre seit der Finanzkrise von 2008.“ (S. 14–15)
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Sein Plan, den er in Kapitel 7 darlegt, sieht eine schrittweise Abschaffung des Bargelds vor, „beginnend mit allen 50-Dollar-Noten und höher (oder dem ausländischen Äquivalent)“ (S. 126). Kleine Scheine könnten in einer späteren Phase durch Münzen ersetzt werden, so dass kleine anonyme Zahlungen auch in Zukunft möglich blieben. Die Kosten für die notwendige Bereitstellung von Guthabenkonten für Menschen mit geringem Einkommen und möglicherweise von einfachen Smartphones sollen vom Staat getragen werden. Der Wandel müsse „langsam stattfinden und sich über mindestens zehn bis fünfzehn Jahre erstrecken“ (S. 124) – die Frage muss ernsthaft gestellt werden, ob uns so viel Zeit noch bleibt, um das Problem zu lösen.
wichtig, denn immer noch wird die entscheidende Rolle des Bargelds von vielen Menschen, darunter insbesondere studierte Ökonomen, nicht gesehen. Schon im Vorwort macht der ehemalige Chefökonom des Internationalen Währungsfonds jedoch deutlich, „dass die Papiergeldwährung (Bargeld) das Kernstück einiger der am schwersten zu lösenden gegenwärtigen Probleme der öffentlichen Finanzwirtschaft und des Bankenwesens bildet.“ (S. 6)
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Rogoff war bereits 1998 für eine Abschaffung der großen Geldscheine eingetreten, um Steuerhinterziehung und kriminelle Machenschaften zu erschweren, die von der Anonymität und der Null-Prozent-Rendite des Bargelds profitieren. Zur gleichen Zeit beschäftigte er sich aber auch mit der Nullzinsgrenze, dem Zero Lower Bound, denn er kommentierte Paul Krugmans berühmten Aufsatz über Japan in der Liquiditätsfalle („It’s baaack!“) und stimmte Krugman damals weitgehend zu.
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In seinem neuen Buch verbindet Rogoff nun beide Themen: die Kriminalitätsbekämpfung und die Deflationsbekämpfung, die beide Maßnahmen in Bezug auf das Bargeld erfordern. Und schon in der Einleitung hebt er die besondere Bedeutung Silvio Gesells hervor: „Gesells Lösung für die Liquiditätsfalle bereitete den Weg für Keynes’ berühmte Schlussfolgerung, die Regierungsausgaben seien der Schlüssel zum ökonomischen Aufstieg aus der Weltwirtschaftskrise. Womöglich käme Keynes heutzutage zu einem völlig anderen Schluss (…). Es ist heute keinesfalls mehr unpraktikabel, negative (oder positive) Zinsen auf elektronische Währungen zu zahlen.“ (S. 15) – Auch hier unterstreicht Rogoff die historische Dimension einer Bargeldlösung.
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Man könne sich das Papiergeld als „anonyme Null-Prozent-Anleihe“ vorstellen. „So trivial das Problem auch aussehen mag, die Null-Prozent-Anleihe hat im Wesentlichen die Finanzpolitik der gesamten entwickelten Welt behindert, und zwar für einen Großteil der acht Jahre seit der Finanzkrise von 2008.“ (S. 14–15)
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Sein Plan, den er in Kapitel 7 darlegt, sieht eine schrittweise Abschaffung des Bargelds vor, „beginnend mit allen 50-Dollar-Noten und höher (oder dem ausländischen Äquivalent)“ (S. 126). Kleine Scheine könnten in einer späteren Phase durch Münzen ersetzt werden, so dass kleine anonyme Zahlungen auch in Zukunft möglich blieben. Die Kosten für die notwendige Bereitstellung von Guthabenkonten für Menschen mit geringem Einkommen und möglicherweise von einfachen Smartphones sollen vom Staat getragen werden. Der Wandel müsse „langsam stattfinden und sich über mindestens zehn bis fünfzehn Jahre erstrecken“ (S. 124) – die Frage muss ernsthaft gestellt werden, ob uns so viel Zeit noch bleibt, um das Problem zu lösen.
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