Alarmierende Reichtumsentwicklung
Steven Rattner kommentiert in der New York Times eine aktuelle Studie der Ökonomen Thomas Piketty und Emmanuel Saez, wonach die aktuelle Entwicklung von Reichtum in den USA alarmierend sei.
Demnach landet der Zuwachs der Einkommen 2010 in Höhe von 288 Milliarden US-Dollar zu 93% bei den 1% Topverdienern des Landes. Selbst innerhalb dieser 1% Topverdiener gibt es eklatante Unterschiede, denn die obersten 0,1 vereinen alleine 37% dieses Zuwachses auf sich. Die danach folgenden 0,9% erzielen 56% des Zuwachses und die 99% am unteren Ende die verbleibenden 7%.
In dem Kommentar geht Rattner leider nur in Bezug auf die Steuersätze auf die unterschiedlichen Quellen der Einkommenszunahme ein, denn es darf davon ausgegangen werden, dass im Bereich der oberen 1% der Zuwachs hauptsächlich auf Einkommen aus Geldvermögen zurückzuführen ist. Rattner vermatscht die Einkommen aus Leistung mit jenen aus Vermögen und kann deshalb auch nur zu dem Schluss kommen, dass eine Erhöhung der Steuern für Superreiche die Lösung sein könnte, die dieser Entwicklung Einhalt gebieten würde.
Doch wenn selbst Superreiche wie Warren Buffet derlei Forderungen an die Politik stellen (ebenfalls in der New York Times), dann sollte doch Skepsis und Nachdenken angesagt sein.
Geldvermögenseinkommen können nur über Zinsen und Zinseszinsen erzielt werden. Zinsen stecken in allen Preisen und allen Steuern und werden somit von allen Konsumenten, Arbeitern und Angestellten gleich welchen Einkommens bezahlt. Wächst das Einkommen der Reichsten übermäßig, geht das über den Zinsmechanismus auf Kosten der weniger Reichen und Armen. Letzteren wird von ihrer Leistung mehr genommen, als in der Zeit davor. Das auf Zins und Zinseszins beruhende Geldsystem verleibt sich die Leistung der Ärmeren zugunsten der Reicheren in einem Maß ein, das zwangsläufig zu einer immer schneller werdenden Verschiebung von den Ergebnissen der Leistung hinzu zu den Reichen führt.
Weder Reich noch Arm kann sich gegen diesen Automatismus wehren.
Die Reaktion, die auch der Kommentator Steven Rattner vorschlägt, nämlich den Reichen über Steuern mehr wegzunehmen ist bestenfalls eine Abschwächung des trotzdem weiter laufenden Verteilungsprozesses, aber keine Lösung auf dem Weg in eine gerechtere Gesellschaft.
Der Zins und Zinseszinsmechanismus nimmt den Fleißigen immer mehr von ihrer Leistung weg. Statt sich darüber Gedanken zu machen, wie man ihnen wieder etwas zukommen lässt, wäre es viel wichtiger und vor allem nachhaltiger, sich die Frage zu stellen:
Wie schaffen wir es, dass allen weniger weggenommen wird?
Hier dazu ein Beitrag aus der TAZ.
http://www.taz.de/Alternativer-Finanzexperte-zu-Griechenland/!94639/
Herzliche Grüße
Wolfgang Reinke