„Happy Banana“ und „Saubräu“ – Pat Christ

„Aktion Agrar“ setzt sich mit fanta­sie­vol­len Kampa­gnen für eine „Land­wen­de“ ein – - – 

Sie enga­gie­ren sich für eine Land­wirt­schaft, die Menschen, Tieren und Natur gut tut: Seit Septem­ber 2014 gibt es die Kampa­gnen-Orga­ni­sa­ti­on „Aktion Agrar“ aus dem nieder­säch­si­schen Verden. Das Team, dem Jutta Sunder­mann ange­hört, versucht, poli­tisch Einfluss zu nehmen. Es fordert Agrar­kon­zer­ne heraus und appel­liert an Verbrau­che­rin­nen und Verbrau­cher, endlich wegzu­kom­men von Lebens­mit­tel-Schnäpp­chen­käu­fen und über­bor­den­dem Fleischkonsum. – - – 

Die Öffent­lich­keits­ar­bei­te­rin Jutta Sunder­mann erklärt: „Uns beweg­te bei der Grün­dung die Frage, wie unsere Ernäh­rung und unsere Land­wirt­schaft in Zukunft ausse­hen werden und welche Perspek­ti­ve es gibt für ein Leben auf dem Land“. Eine Agrar­wen­de ist nach Ansicht der Orga­ni­sa­ti­on drin­gend notwen­dig. „Im Moment expor­tie­ren wir zum Beispiel sehr viel, mit gravie­ren­den Folgen für Menschen in vielen Ländern dieser Welt“, erläu­tert Sundermann. – - – 

Wenige Monate nach der Grün­dung machte „Aktion Agrar“ mit einer ersten Kampa­gne auf sich aufmerk­sam. Es ging um die Dünge­ver­ord­nung. Diese Kampa­gne zog sich lange hin. Erst am 16. Febru­ar verab­schie­de­te der Bundes­tag die Verord­nung, die die euro­päi­sche Nitra­t­richt­li­nie in natio­na­les Recht umset­zen soll. Der Bundes­rat stimm­te der Reform am 10. März zu. – - – 

Für „Aktion Agrar“ ist das Thema damit noch nicht geges­sen. Die Initia­ti­ve will dran­blei­ben und die EU-Kommis­si­on an ihre Verant­wor­tung erin­nern. „Aufgrund ihrer laufen­den Klage gegen die Bundes­re­gie­rung wegen Verstoß gegen die Wasser­schutz­richt­li­nie muss sie das neue Geset­zes­pa­ket abseg­nen“, erklärt die Orga­ni­sa­ti­on. Erste Andeu­tun­gen wiesen darauf hin, dass Brüs­sel mit dem jetzi­gen Stand der Dinge noch nicht zufrie­den ist und Nach­bes­se­run­gen fordern wird. „Wenn sich die Grund­was­ser­wer­te nicht verbes­sern, wird es für die Wasser­wer­ke immer schwie­ri­ger und für die Steu­er­zah­len­den immer teurer, unser Trink­was­ser aufzu­be­rei­ten“, so „Aktion Agrar“. – - – 

Gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung – - – 

Im Sommer 2015 legte sich die Orga­ni­sa­ti­on mit Adria­nus Stra­at­hof, einem der größ­ten Ferkel­pro­du­zen­ten Euro­pas an. Im Herbst letz­ten Jahres wurde zusam­men mit Bünd­nis­part­nern unter dem Motto „Leere Tonne“ eine Kampa­gne gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung been­det. Alle drei bis vier Monate initi­iert die „Aktion Agrar“ eine neue, krea­ti­ve Kampa­gne. Dabei tritt das Team mit unge­wöhn­li­chem Mate­ri­al, frechen Video­clips und Mitmach­ak­tio­nen an die Öffentlichkeit. – - – 

„Letz­tes Jahr kurz vor Weih­nach­ten haben wir die Menschen zum Beispiel aufge­for­dert, Kekse zu backen und sie in Tütchen mit der Forde­rung nach ‚freiem Weizen‘ zu stecken“, erzählt Jutta Sunder­mann. 4.300 Menschen in fast 100 Städ­ten hatten sich an der Aktion betei­ligt. Sie kriti­sier­ten damit die Forschungs­pro­gram­me von Land­wirt­schafts- und Forschungs­mi­nis­te­ri­um für die Züch­tung von Hybrid­wei­zen. Um gegen Lebens­mit­tel­ver­schwen­dung zu protes­tie­ren, wurde vor einem Jahr ein kame­ru­ni­sches Start-Up namens „Happy Banana“ erfun­den. Das imagi­nä­re Unter­neh­men warf von vorn­her­ein 20 Prozent der Bana­nen­ern­te weg, um deut­sche Super­märk­te zu entlasten. – - – 

Um darauf aufmerk­sam zu machen, was Tier­fa­bri­ken und Knei­pen mitein­an­der zu tun haben, wurde der „Saubräu Bier­de­ckel“ kreiert. Viele Tiere auf engem Raum bedeu­tet viel zu viel Gülle für die Böden, erläu­tern die Akti­vis­ten. Diese Über­do­sis landet im Grund- und Trink­was­ser und kann in der Folge auch das Bier verunreinigen. – - – 

Immer weni­ger Höfe – - – 

„Mit einem Mahn­mal aus hunder­ten von leeren Gummi­stie­feln erin­ner­ten wir im Früh­jahr 2016 vor dem Land­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um in Schwe­rin an die 3.200 geschlos­se­nen Höfe im Jahr 2015“, schil­dert Sunder­mann. Wie extrem sich die Land­wirt­schaft in den vergan­ge­nen Jahr­zehn­ten gewan­delt hat, ist ein großes Thema der Bewe­gung. Die Zahl der Betrie­be nimmt rapide ab. Ein über­schau­ba­res Beispiel gibt der Land­kreis Tübin­gen. 5.874 Betrie­be wurden dort 1960 regis­triert. 1997 war noch ein Fünf­tel übrig, nämlich genau 1.113. Zehn Jahre später exis­tier­ten von den Höfen gerade einmal 654. Auch davon starb in der Folge ein Drit­tel. 2010 war man bei 419 Höfen angelangt. – - – 

Und es wird nach den Progno­sen von „Aktion Agrar“ weiter­ge­hen in Rich­tung Mega­stäl­le, Gentech­nik und Mono­kul­tu­ren, wird poli­tisch nicht endlich umge­steu­ert. Das Höfester­ben erscheint als ein von Poli­tik und Agrar­in­dus­trie­lob­by forcier­ter, unheim­li­cher und unauf­halt­sa­mer Prozess, der in erster Linie zu Lasten der klei­nen Betrie­be geht. Die Zahl der bäuer­li­chen Unter­neh­men mit mindes­tens 20 Hektar bewirt­schaf­te­ter Fläche schnellt im Gegen­zug immer weiter in die Höhe. – - – 

Ziel der „Aktion Agrar“ ist eine Agrar­wen­de hin zu einer ökolo­gisch nach­hal­ti­gen, sozial verträg­li­chen und bäuer­li­chen Land­wirt­schaft. Dazu könn­ten Verbrau­cher eine Menge beitra­gen. Sie haben es mit in der Hand, wie zum Beispiel Tiere gehal­ten werden. Würden sehr viele Menschen ihren Fleisch­kon­sum redu­zie­ren und nur noch Fleisch aus tier­ge­rech­ter Haltung kaufen, bräuch­te es keine Tier­fa­bri­ken und keine Qual­zuch­ten mehr. – - –
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