Denali – Alaskas gefährdete Wildnis – Elmar Klink
Es ist ein weites, manchmal von ausgedehnten Alaskafichtenwäldern oder nur spärlich einzelnen Bäumen und Erlenbüschen charakteristisch bewachsenes Land. Als Wanderer startet man von der kleinen Bergarbeiterstadt Healy aus auf dem Stampede-Trail, einer alten provisorischen Mining-Straße aus den 1940er bis 1960er Jahren, in die westliche Wildnis. Der gleichnamige Distrikt an der „Last Frontier“ (Letzte Grenze) hat auf 1.730 km² nur etwa 1.000 Einwohner und man kann sich tage- oder wochenlang in der von kleinen Seen und Biberteichen durchzogenen, kargen Tundra-Landschaft bewegen, ohne einer einzigen Menschenseele zu begegnen. Es ist das, was sich heutige Trekkies zu Fuß oder per Mountainbike noch am ehesten unter einer „Wildnis“ vorstellen, ohne Besiedelung und feste Straßen. Und es ist diese magische Vorstellung, die Einzelne und Gruppen auch immer wieder in diese verlassene Region lockt und herausfordert, was schon manche von ihnen, die sich dabei verirrten und verrechneten, mit dem eigenen Leben bezahlt haben.
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Hinter der hügeligen Tundra-Landschaft erhebt sich weit über sie hinausragend an klaren Tagen beim Blick nach Westen wie ein majestätischer Riese das gewaltige, von ewigem Eis und Schnee bedeckte Gebirgsmassiv des Denali, ehemals Mt. McKinley. Mit seinen rund 6.190 Metern der höchste Berg Nordamerikas. US-Präsident Barack Obama war es, der die höchste Erhebung in der südlichen Alaskakette 2015 wieder umbenannte in seine ursprüngliche Bezeichnung Denali, was in der indigenen Sprache der Ureinwohner (native Athabaskan language) soviel bedeutet wie „der Hohe“. Vom Denali erstreckt sich in einem weiten Bogen von etwa 25.000 km² nach Norden und Nordosten der Denali-Nationalpark. Das ist etwas mehr als die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Eines der größten geschützten Ökosysteme der Erde. Auch der damals um 14.000 km² erweiterte Park erhielt bereits 1980 den Namen Denali zurück, nachdem er bei seiner Gründung 1917 zu Ehren des 25. Präsidenten der USA William McKinley benannt wurde. Die Ehrung ist auf das Urvolk der dortigen Bewohner übergegangen, als – wie es der US-Präsident ausdrückte – „Mahnmal unseres Planeten“. 1867 ging das ehemals russische, 1,5 Mio. km² große Gebiet Alaska (= 1⁄5 der US-Fläche) durch Kauf für nur rund 7 Millionen Dollar in den Besitz der USA über und ist seit 1959 der 49. Bundesstaat mit heute (2010) nur rund 710.000 Einwohnern. Von denen leben 290.000 in der größten südlichen Küstenstadt Anchorage. Weitere jeweils 31 bis 32.000 Menschen leben in Fairbanks und der weit südlich am Pazifik gelegenen Hauptstadt Juneau.
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Bedroht waren und fast ausgerottet wurden die früheren dort lebenden Menschen (der athabaskischen Hauptgruppen Koyukon, Tanana und Dena’ina) in ähnlicher Weise wie es heute der Sehnsuchtsort Wildnis ist. Im Denali-Park gibt es (noch) eine reiche, bunte Flora und Fauna von etwa 750 Pflanzenarten, fast 40 Säugetier- und 160 Vogelarten. Doch längst sind deren Refugien, die man zu schützen versucht, nicht mehr ungefährdet wie vielleicht noch in den 1970er oder 1980er Jahren. Der Park wird inzwischen jährlich von 400.000 neugierigen Besuchern aufgesucht, die auf den wenigen ausgewiesenen Wegen und Straßen das Gebiet durchstreifen und zumeist in Charterbussen befahren können. Um die Natur zu bewundern und vor allem einem der sog. „Big Five“ Alaskas in freier Wildbahn zu begegnen: Bär, Wolf, Elch, Karibu (eine Rentierart) und Dallschaf. Vor allem zum Schutz dieser meisterhaften und sehr selten gewordenen Kletterer an der Grenze zu Eis und Schnee höherer Regionen war der McKinley-Park ursprünglich eingerichtet worden. Es heißt, allen fünf großen Wildtierarten Alaskas auf einmal zu begegnen, bedeute ein großes Glück.
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Von Bären geht im Vergleich zu angriffslustigen Elchkühen mit Kälbern weit weniger Gefahr aus. Doch Probleme machen den Park-Rangern, Wildbiologen, Geologen und Eisforschern aber nicht primär die Tiere. Wenn es auch schwer ist, auf Braunbären der Gattung Grizzly überall wirksam „aufzupassen“. Im Denali-Park leben etwa 350 Exemplare dieser zweitgrößten Bärenart nach dem Polarbären. Bären genauso wie Wölfe halten sich bei ihren Wanderungen nicht an Nationalparkgrenzen, können auf ihrer Suche nach Nahrung z. B. in Form von Lachsen an Flüssen auch schon mal weit über ihre etwa 30 km² großen Reviere hinausgelangen. Das kann dann durchaus bedeuten, dass sich Mensch und Wildtier bedrohlich nahekommen können, vor allem, wenn Wanderer sich außerhalb des Parkgebiets oder daran entlang bewegen. Wenn dann ein Bär irgendwo einen Elch-Riss versteckt hat, wie man erlegtes Wild nennt, an dem er noch tagelang zu fressen gedenkt, muss auch schon mal direkt eingeschritten und müssen sonst zugängliche Pfade von den Rangern sicherheitshalber gesperrt und überwacht werden. Im Parkgebiet gibt es auch immer wieder von den Rangern angelegte Schutzhütten mit Erste-Hilfe-Ausrüstung, Notverpflegung und Funkrufmöglichkeiten, um verirrten Parkbesuchern einen sicheren Unterschlupf zu gewähren und Rettung in Not zu ermöglichen.
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Die größte Sorge bereitet den Wissenschaftlern aber die Klimaerwärmung, die sich besonders in der Eis- und Gletscherregion der Alaskakette wie auch der noch nördlicheren Brooks-Gebirgskette zeigt und immer ungünstiger auswirkt. Dort herrschen im tiefen Winter normalerweise bis zu 35 Grad minus. In den kurzen und immer wärmer werdenden Sommern zwischen Mai und August wie auch zunehmend in weit milderen Wintern mit im Schnitt nur noch um die null Grad tagsüber bis in höhere Regionen unterhalb von 2.500 Metern, beginnt der Permafrost dauerhaft aufzutauen. An den langen Polarsommertagen scheint die nie ganz untergehende Sonne bis zu 18 Stunden. Nur etwa 300 km südlich des Polarkreises verwandelt sich sonst fest gefrorener harter Boden in eine weiche schlammige, bewegliche Masse an Hängen und Abbrüchen. Die Gefahr größerer Bergrutsche, Geröll- und Schlammlawinen nimmt zu. Schwere Felsstücke rutschen auf dem matschigen Boden nach unten. Dazu kommt, dass im Frost gebundene Gase wie Kohlendioxid und Methan freigesetzt werden und den Treibhauseffekt zusätzlich anheizen. …
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Hinter der hügeligen Tundra-Landschaft erhebt sich weit über sie hinausragend an klaren Tagen beim Blick nach Westen wie ein majestätischer Riese das gewaltige, von ewigem Eis und Schnee bedeckte Gebirgsmassiv des Denali, ehemals Mt. McKinley. Mit seinen rund 6.190 Metern der höchste Berg Nordamerikas. US-Präsident Barack Obama war es, der die höchste Erhebung in der südlichen Alaskakette 2015 wieder umbenannte in seine ursprüngliche Bezeichnung Denali, was in der indigenen Sprache der Ureinwohner (native Athabaskan language) soviel bedeutet wie „der Hohe“. Vom Denali erstreckt sich in einem weiten Bogen von etwa 25.000 km² nach Norden und Nordosten der Denali-Nationalpark. Das ist etwas mehr als die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Eines der größten geschützten Ökosysteme der Erde. Auch der damals um 14.000 km² erweiterte Park erhielt bereits 1980 den Namen Denali zurück, nachdem er bei seiner Gründung 1917 zu Ehren des 25. Präsidenten der USA William McKinley benannt wurde. Die Ehrung ist auf das Urvolk der dortigen Bewohner übergegangen, als – wie es der US-Präsident ausdrückte – „Mahnmal unseres Planeten“. 1867 ging das ehemals russische, 1,5 Mio. km² große Gebiet Alaska (= 1⁄5 der US-Fläche) durch Kauf für nur rund 7 Millionen Dollar in den Besitz der USA über und ist seit 1959 der 49. Bundesstaat mit heute (2010) nur rund 710.000 Einwohnern. Von denen leben 290.000 in der größten südlichen Küstenstadt Anchorage. Weitere jeweils 31 bis 32.000 Menschen leben in Fairbanks und der weit südlich am Pazifik gelegenen Hauptstadt Juneau.
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Bedroht waren und fast ausgerottet wurden die früheren dort lebenden Menschen (der athabaskischen Hauptgruppen Koyukon, Tanana und Dena’ina) in ähnlicher Weise wie es heute der Sehnsuchtsort Wildnis ist. Im Denali-Park gibt es (noch) eine reiche, bunte Flora und Fauna von etwa 750 Pflanzenarten, fast 40 Säugetier- und 160 Vogelarten. Doch längst sind deren Refugien, die man zu schützen versucht, nicht mehr ungefährdet wie vielleicht noch in den 1970er oder 1980er Jahren. Der Park wird inzwischen jährlich von 400.000 neugierigen Besuchern aufgesucht, die auf den wenigen ausgewiesenen Wegen und Straßen das Gebiet durchstreifen und zumeist in Charterbussen befahren können. Um die Natur zu bewundern und vor allem einem der sog. „Big Five“ Alaskas in freier Wildbahn zu begegnen: Bär, Wolf, Elch, Karibu (eine Rentierart) und Dallschaf. Vor allem zum Schutz dieser meisterhaften und sehr selten gewordenen Kletterer an der Grenze zu Eis und Schnee höherer Regionen war der McKinley-Park ursprünglich eingerichtet worden. Es heißt, allen fünf großen Wildtierarten Alaskas auf einmal zu begegnen, bedeute ein großes Glück.
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Von Bären geht im Vergleich zu angriffslustigen Elchkühen mit Kälbern weit weniger Gefahr aus. Doch Probleme machen den Park-Rangern, Wildbiologen, Geologen und Eisforschern aber nicht primär die Tiere. Wenn es auch schwer ist, auf Braunbären der Gattung Grizzly überall wirksam „aufzupassen“. Im Denali-Park leben etwa 350 Exemplare dieser zweitgrößten Bärenart nach dem Polarbären. Bären genauso wie Wölfe halten sich bei ihren Wanderungen nicht an Nationalparkgrenzen, können auf ihrer Suche nach Nahrung z. B. in Form von Lachsen an Flüssen auch schon mal weit über ihre etwa 30 km² großen Reviere hinausgelangen. Das kann dann durchaus bedeuten, dass sich Mensch und Wildtier bedrohlich nahekommen können, vor allem, wenn Wanderer sich außerhalb des Parkgebiets oder daran entlang bewegen. Wenn dann ein Bär irgendwo einen Elch-Riss versteckt hat, wie man erlegtes Wild nennt, an dem er noch tagelang zu fressen gedenkt, muss auch schon mal direkt eingeschritten und müssen sonst zugängliche Pfade von den Rangern sicherheitshalber gesperrt und überwacht werden. Im Parkgebiet gibt es auch immer wieder von den Rangern angelegte Schutzhütten mit Erste-Hilfe-Ausrüstung, Notverpflegung und Funkrufmöglichkeiten, um verirrten Parkbesuchern einen sicheren Unterschlupf zu gewähren und Rettung in Not zu ermöglichen.
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Die größte Sorge bereitet den Wissenschaftlern aber die Klimaerwärmung, die sich besonders in der Eis- und Gletscherregion der Alaskakette wie auch der noch nördlicheren Brooks-Gebirgskette zeigt und immer ungünstiger auswirkt. Dort herrschen im tiefen Winter normalerweise bis zu 35 Grad minus. In den kurzen und immer wärmer werdenden Sommern zwischen Mai und August wie auch zunehmend in weit milderen Wintern mit im Schnitt nur noch um die null Grad tagsüber bis in höhere Regionen unterhalb von 2.500 Metern, beginnt der Permafrost dauerhaft aufzutauen. An den langen Polarsommertagen scheint die nie ganz untergehende Sonne bis zu 18 Stunden. Nur etwa 300 km südlich des Polarkreises verwandelt sich sonst fest gefrorener harter Boden in eine weiche schlammige, bewegliche Masse an Hängen und Abbrüchen. Die Gefahr größerer Bergrutsche, Geröll- und Schlammlawinen nimmt zu. Schwere Felsstücke rutschen auf dem matschigen Boden nach unten. Dazu kommt, dass im Frost gebundene Gase wie Kohlendioxid und Methan freigesetzt werden und den Treibhauseffekt zusätzlich anheizen. …
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