Wachstum, Wachstum… über alles! – Helmut Creutz
Bei dem Begriff „Wachstum“ hat man früher an die Vorgänge in der Natur gedacht. Heute steht er in aller Welt für jene Ausweitungen im wirtschaftlichen Bereich, die mit jenen in der Natur nichts mehr zu tun haben und sie sogar zunehmend gefährden. Die fast täglichen Katastrophen-Meldungen aus aller Welt sind ein Beweis dafür!
– - -
Doch selbst angesichts der weltweiten Banken- und Finanzmarktkrisen, bis hin zu den sich häufenden Kollapsgefahren unseres ganzen Geldsystems, scheint eine kritische Befassung mit diesem „Wachstum in der Wirtschaft“ eher deplatziert. Vielmehr werden weitere Steigerungen der Wirtschaftsleistung fast überall als einzige Lösung der Probleme angesehen! Dabei weiß eigentlich jeder Mensch aus seiner eigenen Entwicklung, dass es für jedes naturverträgliche Wachstum immer eine optimale Obergrenze gibt: Kein Baum wächst in den Himmel und kein Mensch über das 20. Lebensjahr hinaus!
– - -
Ebenso weiß man aus Erfahrung, dass man normalerweise bei gleich bleibender Leistung und gleich bleibendem Einkommen nicht ärmer werden kann. Im Gegenteil: Auch ohne Wirtschaftswachstum kann jeder seinen Wohlstand und sein Wohlbefinden auch dann noch durch Anhäufungen langlebiger materieller wie auch geistiger Güter weiter steigern, im Rahmen zunehmender Produktivität sogar mit sinkenden Arbeitszeiten! Warum aber drohen uns Ökonomen Verluste an, wenn sich die Wirtschaftsleistung stabilisiert? Doch warum werden Politikern die Knie weich, wenn die Wachstumsraten einmal gegen Null zu sinken drohen? Und warum rufen auch Gewerkschaften und Unternehmerverbände gleichermaßen weiterhin nach Ausweitungen der Wirtschaftsleistung!
– - -
Die Ursache liegt in einer Zwickmühle, in der praktisch alle Länder stecken: Entweder ohne Wachstum in den sozialen – oder mit Wachstum in den ökologischen Kollaps, wobei man offensichtlich Letzteres eher in Kauf zu nehmen scheint! – Zwar hat man in den letzten Wochen das Thema Wachstum einmal etwas kritischer diskutiert, so auf dem evangelischen Kirchentag und bei einer Attac-Großveranstaltung. Und sogar der Bundestag hat vor wenigen Monaten eine Enquete-Kommission ins Leben gerufen, die sich mit dem Thema Wachstum befassen soll und bei der die Grünen sogar das Thema „Geld und Zins“ eingebracht haben. Aber ob sie dafür bei den anderen Parteien offene Ohren finden, dürfte mehr als fraglich sein – Dabei würde man das genannte Zwickmühlen-Dilemma überwinden können, wenn geldbezogene Fragen – wie nachfolgend der Fall – in die Untersuchungen einbezogen würden.
– - -
Die Entwicklungen der Wirtschaftsleistung im Vergleich mit jenen der Geldvermögen
– - -
In der Darstellung 1, auf der nächsten Seite, sind den Entwicklungen der Wirtschaftsleistung, also des BIP, jenen der Geldvermögen gegenüber gestellt, und zwar von 1950 bis 2010 in realen und damit inflationsbereinigten Größen.
– - -
Wie daraus hervorgeht, sind die Entwicklungsverläufe beider Größen höchst unterschiedlich. Während das Sozialprodukt, also die Summe aller wirtschaftlichen Leistungen, in realen Größen auf rund das Achtfache ausgeweitet wurde, nahmen die Geldvermögen auf das 46-fache zu und damit knapp sechs Mal mehr als die Wirtschaftsleistung. Außerdem zeigt die BIP-Entwicklung einen fast linearen Verlauf, während die Kurve der Geldvermögen eine zunehmende Entwicklungs-Beschleunigung erkennen lässt.
– - -
Bezogen auf das BIP ergibt sich also, dass wir heute etwa acht Mal so viel produzieren und verbrauchen wie zum Anfang unserer Wirtschaftsepoche. Was bei diesen Steigerungen der Wirtschaftsleistung jedoch meist unbeachtet bleibt, ist der Tatbestand, dass eine solche gleich bleibende lineare Entwicklung nur bei einem ständig abnehmendem Prozentsatz möglich ist! So waren (wie in Darstellung 1 zusätzlich eingetragen!) für diese linearen Leistungssteigerungen zwischen 1950 bis 1960 im Durchschnitt noch jährliche Steigerungen von 8,5 Prozent erforderlich, während zwischen 1995 und 2005 dazu 1,5 Prozent genügten! Das heißt, in einer jungen Volkswirtschaft – wie z. B. in China und anderen startenden Ländern – mögen höhere Wachstumsraten anfangs sinnvoll oder sogar notwendig sein. In bereits entwickelten Wirtschaften müssen sie jedoch genau so gegen Null absinken, wie das bei jedem von uns im Alter von etwa 20 Jahren der Fall gewesen ist. Denn ständiges Wachstum, das über eine gewisse optimale Größe hinausgeht, ist für eine Volkswirtschaft letztlich genau so tödlich wie bei jedem Lebewesen.
– - -
Warum aber kommt es in unseren Volkswirtschaften zu keinen Stabilisierungen der Wirtschaftsleistung, selbst dann nicht, wenn deren Ausweitungen immer katastrophalere Folgen hat und schließlich weiteres Wachstum nur noch durch eine immer schnellere Vernichtung bereits vorhandener Güter realisiert werden kann – notfalls auch durch immer kostspieligere Ausgaben für Raumfahrt oder Rüstung oder sogar kriegerische Einsätze? –
– - -
Das Überwachstum im monetären Bereich
– - -
Die Antwort darauf ergibt sich aus der explosiv zunehmenden Kurve der Geldvermögen, deren Verlauf bereits optisch den Zusammenbruch deutlich werden lässt, nicht anders als bei allen sonstigen exponentiellen Abläufen der Fall!
– - -
Ursache dieses exponentiellen Überanstiegs der Geldvermögen wiederum ist der Tatbestand, dass die Zinssätze, mit denen die Geldvermögen laufend bedient werden müssen, im Gegensatz zu den Wachstumsraten des BIP immer im positiven Bereich bleiben, selbst bei einem Wirtschaftswachstum von null Prozent! Und da auf Grund des Zinseszinseffekts die Masse der Geldvermögen ständig schneller zunimmt, sind Ein- oder gar Zusammenbrüche in diesem Bereich aus einfachen mathematischen Gründen unvermeidbar. – Sogar die Deutsche Bundesbank hat bereits 1993 von der „Selbstalimentation der Geldvermögensbildung“ geschrieben und davon, dass damals bereits die Zinsgutschriften bei 80 Prozent der Neuersparnisse der Haushalte lagen. Inzwischen dürften mehr als 90 Prozent aus diesem Selbstvermehrungs-Automatismus resultieren. Allein die Zinsauszahlungen der deutschen Banken haben im Jahr 2008 bei 342 Mrd. Euro gelegen, was im Durchschnitt bei jedem Haushalt als Einnahme von rund 9.000 Euro zu Buche schlagen würde – wenn die Geldvermögen gleichmäßig verteilt wären!
– - -
…..und die Schattenseite der Geldvermögen?
– - -
Doch so erfreulich diese leistungslos erhaltenen Einkommen auch für die Empfänger sind: Weniger erfreulich ist der Tatbestand, dass diesen Geldvermögen in fast gleicher Höhe auch Schulden gegenüberstehen und den Zinseinkommen Zinslasten, erhöht noch um die Zinsmarge, die von den Banken zur Deckung ihrer Kosten und des Risikos hinzugerechnet wird.
– - –
mehr online…
– - -
Doch selbst angesichts der weltweiten Banken- und Finanzmarktkrisen, bis hin zu den sich häufenden Kollapsgefahren unseres ganzen Geldsystems, scheint eine kritische Befassung mit diesem „Wachstum in der Wirtschaft“ eher deplatziert. Vielmehr werden weitere Steigerungen der Wirtschaftsleistung fast überall als einzige Lösung der Probleme angesehen! Dabei weiß eigentlich jeder Mensch aus seiner eigenen Entwicklung, dass es für jedes naturverträgliche Wachstum immer eine optimale Obergrenze gibt: Kein Baum wächst in den Himmel und kein Mensch über das 20. Lebensjahr hinaus!
– - -
Ebenso weiß man aus Erfahrung, dass man normalerweise bei gleich bleibender Leistung und gleich bleibendem Einkommen nicht ärmer werden kann. Im Gegenteil: Auch ohne Wirtschaftswachstum kann jeder seinen Wohlstand und sein Wohlbefinden auch dann noch durch Anhäufungen langlebiger materieller wie auch geistiger Güter weiter steigern, im Rahmen zunehmender Produktivität sogar mit sinkenden Arbeitszeiten! Warum aber drohen uns Ökonomen Verluste an, wenn sich die Wirtschaftsleistung stabilisiert? Doch warum werden Politikern die Knie weich, wenn die Wachstumsraten einmal gegen Null zu sinken drohen? Und warum rufen auch Gewerkschaften und Unternehmerverbände gleichermaßen weiterhin nach Ausweitungen der Wirtschaftsleistung!
– - -
Die Ursache liegt in einer Zwickmühle, in der praktisch alle Länder stecken: Entweder ohne Wachstum in den sozialen – oder mit Wachstum in den ökologischen Kollaps, wobei man offensichtlich Letzteres eher in Kauf zu nehmen scheint! – Zwar hat man in den letzten Wochen das Thema Wachstum einmal etwas kritischer diskutiert, so auf dem evangelischen Kirchentag und bei einer Attac-Großveranstaltung. Und sogar der Bundestag hat vor wenigen Monaten eine Enquete-Kommission ins Leben gerufen, die sich mit dem Thema Wachstum befassen soll und bei der die Grünen sogar das Thema „Geld und Zins“ eingebracht haben. Aber ob sie dafür bei den anderen Parteien offene Ohren finden, dürfte mehr als fraglich sein – Dabei würde man das genannte Zwickmühlen-Dilemma überwinden können, wenn geldbezogene Fragen – wie nachfolgend der Fall – in die Untersuchungen einbezogen würden.
– - -
Die Entwicklungen der Wirtschaftsleistung im Vergleich mit jenen der Geldvermögen
– - -
In der Darstellung 1, auf der nächsten Seite, sind den Entwicklungen der Wirtschaftsleistung, also des BIP, jenen der Geldvermögen gegenüber gestellt, und zwar von 1950 bis 2010 in realen und damit inflationsbereinigten Größen.
– - -
Wie daraus hervorgeht, sind die Entwicklungsverläufe beider Größen höchst unterschiedlich. Während das Sozialprodukt, also die Summe aller wirtschaftlichen Leistungen, in realen Größen auf rund das Achtfache ausgeweitet wurde, nahmen die Geldvermögen auf das 46-fache zu und damit knapp sechs Mal mehr als die Wirtschaftsleistung. Außerdem zeigt die BIP-Entwicklung einen fast linearen Verlauf, während die Kurve der Geldvermögen eine zunehmende Entwicklungs-Beschleunigung erkennen lässt.
– - -
Bezogen auf das BIP ergibt sich also, dass wir heute etwa acht Mal so viel produzieren und verbrauchen wie zum Anfang unserer Wirtschaftsepoche. Was bei diesen Steigerungen der Wirtschaftsleistung jedoch meist unbeachtet bleibt, ist der Tatbestand, dass eine solche gleich bleibende lineare Entwicklung nur bei einem ständig abnehmendem Prozentsatz möglich ist! So waren (wie in Darstellung 1 zusätzlich eingetragen!) für diese linearen Leistungssteigerungen zwischen 1950 bis 1960 im Durchschnitt noch jährliche Steigerungen von 8,5 Prozent erforderlich, während zwischen 1995 und 2005 dazu 1,5 Prozent genügten! Das heißt, in einer jungen Volkswirtschaft – wie z. B. in China und anderen startenden Ländern – mögen höhere Wachstumsraten anfangs sinnvoll oder sogar notwendig sein. In bereits entwickelten Wirtschaften müssen sie jedoch genau so gegen Null absinken, wie das bei jedem von uns im Alter von etwa 20 Jahren der Fall gewesen ist. Denn ständiges Wachstum, das über eine gewisse optimale Größe hinausgeht, ist für eine Volkswirtschaft letztlich genau so tödlich wie bei jedem Lebewesen.
– - -
Warum aber kommt es in unseren Volkswirtschaften zu keinen Stabilisierungen der Wirtschaftsleistung, selbst dann nicht, wenn deren Ausweitungen immer katastrophalere Folgen hat und schließlich weiteres Wachstum nur noch durch eine immer schnellere Vernichtung bereits vorhandener Güter realisiert werden kann – notfalls auch durch immer kostspieligere Ausgaben für Raumfahrt oder Rüstung oder sogar kriegerische Einsätze? –
– - -
Das Überwachstum im monetären Bereich
– - -
Die Antwort darauf ergibt sich aus der explosiv zunehmenden Kurve der Geldvermögen, deren Verlauf bereits optisch den Zusammenbruch deutlich werden lässt, nicht anders als bei allen sonstigen exponentiellen Abläufen der Fall!
– - -
Ursache dieses exponentiellen Überanstiegs der Geldvermögen wiederum ist der Tatbestand, dass die Zinssätze, mit denen die Geldvermögen laufend bedient werden müssen, im Gegensatz zu den Wachstumsraten des BIP immer im positiven Bereich bleiben, selbst bei einem Wirtschaftswachstum von null Prozent! Und da auf Grund des Zinseszinseffekts die Masse der Geldvermögen ständig schneller zunimmt, sind Ein- oder gar Zusammenbrüche in diesem Bereich aus einfachen mathematischen Gründen unvermeidbar. – Sogar die Deutsche Bundesbank hat bereits 1993 von der „Selbstalimentation der Geldvermögensbildung“ geschrieben und davon, dass damals bereits die Zinsgutschriften bei 80 Prozent der Neuersparnisse der Haushalte lagen. Inzwischen dürften mehr als 90 Prozent aus diesem Selbstvermehrungs-Automatismus resultieren. Allein die Zinsauszahlungen der deutschen Banken haben im Jahr 2008 bei 342 Mrd. Euro gelegen, was im Durchschnitt bei jedem Haushalt als Einnahme von rund 9.000 Euro zu Buche schlagen würde – wenn die Geldvermögen gleichmäßig verteilt wären!
– - -
…..und die Schattenseite der Geldvermögen?
– - -
Doch so erfreulich diese leistungslos erhaltenen Einkommen auch für die Empfänger sind: Weniger erfreulich ist der Tatbestand, dass diesen Geldvermögen in fast gleicher Höhe auch Schulden gegenüberstehen und den Zinseinkommen Zinslasten, erhöht noch um die Zinsmarge, die von den Banken zur Deckung ihrer Kosten und des Risikos hinzugerechnet wird.
– - –
mehr online…
Aktuelle Kommentare