Privat Krankenversicherte müssen bluten?
Das Problem: Damit der Schutz auch für ältere Kunden noch bezahlbar ist, müssen die 46 deutschen Krankenversicherer aus einem Teil ihrer Beitragseinnahmen Rückstellungen bilden. Diese Rückstellungen von zurzeit 144 Mrd. Euro müssen sie zu einem speziellen Satz verzinsen. Dessen Obergrenze – der sogenannte Höchstrechnungszins – wird vom Bundesfinanzministerium festgelegt. Das hat den Zweck, dass die Versicherer nicht auf Grundlage von riskanten Zinskalkulationen versuchen sollen, Kunden mit günstigen Angeboten zu ködern.
Dieser Beitrag auf der ftd kann auch auf spannende Weise ganz anders gelesen werden, als die Autoren das wohl bezwecken:
Fakten:
Privat krankenversichert sind hauptsächlich gut verdienende und Selbständige
Damit die Beiträge so niedrig liegen können wie sie liegen, werden Rückstellungen (derzeit 144 MRD Euro) aus den Beiträgen zinsbringend am Kapitalmarkt angelegt.
Gesetzlich Krankenversicherte sind Teil einer „Solidargemeinschaft“. Die Bildung von Finanzreserven innerhalb der GKV ist gesetzlich geregelt (§261 SGB V) und pendelt in einem vergleichsweise bescheidenen Rahmen.
Folgende Frage ergibt sich daraus::
Wenn Besserverdienende und Selbständige sich der Solidargemeinschaft im Hinblick auf die Krankenversicherung entziehen können, ist es dann „gerecht“, dass die Solidargemeinschaft auch noch die niedrigen Beiträge in der PKV subventioniert?
Hintergrund:
Wenn die PKV ihre Rückstellungen bisher jährlich mit 3,5 % verzinsen konnten – und das in erheblichem Maße auch mit dem Kauf von Staatsschuldtiteln taten – dann bedeutet dies, dass über die Zinsen in Steuern und Preisen rund 5 Milliarden € zugunsten niedriger Beiträge in die Kassen der PKV geflossen sind.
Wir haben es demnach mit einem weiteren Beispiel einer Umverteilung von Arm und Reich zu tun. Ein weiterer Mosaikstein, der beweist wie marode unser gesamtes System ist. Wie es durch Spaltung der Gesellschaft zwingend auf einen Zusammenbruch hinsteuert.
Wäre es nicht im Interesse aller, auch der finanziell Bessergestellten, endlich über eine radikale Systemänderung nachzudenken?
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