Nutze es oder verliere es!

Alles braucht seine Zeit. Japan lebt seit mehr als 20 Jahren mit immensen Staats­schul­den und einer kaum in den Griff zu bekom­men­den Deflation.

Japan wird auch immer als Gegen­bei­spiel benutzt, wenn Geld­re­for­mer Zins und Zinses­zins als den Motor der zerstö­re­ri­schen Ungleich­ver­tei­lung anpran­gern.  20 Jahre Nied­rigst­zins hätten angeb­lich auch keine andere Situa­ti­on geschaf­fen, als die unsere, heißt es dann. Man über­sieht bei diesem ober­fläch­li­chen Hinse­hen geflis­sent­lich, dass Nied­rigst­zins immer nur für die gilt, die sich damit zufrie­den geben. Über­all auf der Welt verfü­gen die Reichen, sowie die insti­tu­tio­nel­len Anle­ger über jene orga­ni­sa­to­ri­schen Mittel, die es braucht, um Kapi­tal dort­hin flie­ßen zu lassen, wo es sich selbst best­mög­lich vermehrt. Zu Nied­rig­zin­sen lassen nur die „Loser“ ihr Geld auf der Bank liegen. Und Japan ist und bleibt für alle Inves­to­ren inter­es­sant, weil es eine der stärks­ten Volks­wirt­schaf­ten der Welt ist.

Weil in Japan keines der Program­me des Staa­tes gegen Defla­ti­on und Staats­ver­schul­dung die gewünsch­te Wirkung gehabt hat, greift die Poli­tik und die japa­ni­sche Zentral­bank „Bank of Japan“ (BoJ) jetzt zu „dras­ti­schen“ Mitteln. Man droht offen mit Infla­ti­on durch Geld­dru­cken. Haru­hi­ko Kuroda, Präsi­dent der BoJ, kündig­te an, dass die Zentral­bank den Kapi­tal­markt in den nächs­ten beiden Jahren mit bis zu 14,7 Billio­nen „frisch gedruck­ten“ Yen (ca 110 Milli­ar­den Euro) direkt Kredi­te zu äußerst güns­ti­gen Kondi­tio­nen an Unter­neh­men verge­ben wird. Das wäre deut­lich mehr, als alle  japa­ni­schen Geschäfts­ban­ken zusam­men, in den letz­ten beiden Jahren als Kredi­te an die Wirt­schaft ausge­reicht haben.

Die dahin­ter stehen­de Drohung von Poli­tik und Zentral­bank an die Geld­an­le­ger ist klar: „Use it or lose it“. Entwe­der die riesi­gen Geld­ver­mö­gen stel­len sich „frei­wil­lig“ der Wirt­schaft zu nied­ri­gen Zinsen zur Verfü­gung und kurbeln das Wirt­schafts­wachs­tum an, oder die BoJ springt in diese Lücke und „margi­na­li­siert“ die bei den Banken liegen­den Geld­an­la­gen, in dem sie ihnen die Geschäfts­mög­lich­kei­ten im Land raubt. Dass die BoJ in erster Linie das Ziel im Auge hat, die Drohung möge genü­gen und die ange­leg­ten Gelder in die Wirt­schaft flie­ßen lassen, als Inves­ti­tio­nen oder in Form billi­ger Kredi­te, dürfte klar sein. Ob am Ende bei der Aktion aber mehr heraus­kommt, als bei den vielen Versu­chen in der Vergan­gen­heit, dürfte frag­lich blei­ben, ange­sichts der welt­wei­ten Vernet­zung des Kapi­tal­mark­tes und den Anle­gern sich dadurch bieten­den Möglichkeiten.

Das Prin­zip über „Geld­dru­cken“ vorhan­de­nes Geld zu irgend­et­was zu bewe­gen, bleibt dennoch eines, das dem Kapi­tal­markt alle Mittel in der Hand lässt zu agie­ren. Nicht die Poli­tik bestimmt, sondern „die Märkte“ blei­ben an den Schalthebeln.

Dabei könnte man das Prin­zip „Use it or lose it“ auf andere Art und Weise in ein Instru­ment verwan­deln, welches die Aktion in die Hände der Poli­tik bringt und die Finanz­märk­te zur Reak­ti­on verdammt. Indem man nämlich statt neues Geld zu drucken, das vorhan­de­ne durch Gebüh­ren­be­las­tung zum Einsatz zwingt. Eine Gebühr als Lenkungs­ab­ga­be auf Geld ist und bleibt ein bis heute im Großen noch nicht einge­setz­ter Weg, der zumin­dest eine Gefahr nicht in sich birgt: dass es schlech­ter wird als heute. Dafür gibt es kaum noch Luft nach unten.

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