Komm und setz dich!*** – Pat Christ
Fürther Künstlerin regt zum Nachdenken über die Bedeutung öffentlicher Räume an
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Die 80-Jährige aus Memmingen, die zu einem Treffen von Familienmitgliedern aus dem ganzen deutschsprachigen Raum nach Würzburg fuhr, staunte nicht schlecht. Überall auf dem Rathausplatz tummelten sich Stühle, Hocker und Bänke. „Darf ich Sie fragen, was das für eine Bewandtnis hat?“, spricht sie Barbara Engelhard an. Die Fürther Künstlerin, Urheberin der Installation, erklärte gerne, was sie mit ihrem Kunstwerk bezwecken wollte.
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„Komm und setz dich!***“ nannte sich Engelhards Werk, das der Kunstverein Würzburg im September präsentierte. Im Vorfeld sammelten Vereinsmitglieder mit der Künstlerin vier Wochen lang Sitzmöbel von Bürgerinnen und Bürgern ein. Gelagert wurden die Stühle, Hocker und Bänke in einem Sozialkaufhaus. Fast 350 Spenden kamen zusammen. Aus dem Chaos dieses Stuhl- und Hockersammelsuriums bildete Engelhard zwei Tage lang mit Hilfe von 2.000 Kabelbindern eine großflächige Installation, die aus Sitzgruppen ganz verschiedener Anordnung und Größe bestand.
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Mit ihrem Kunstwerk wollte Engelhard die Menschen ermutigen, sich niederzulassen und miteinander ins Gespräch zu kommen. „Im öffentlichen Raum gibt es immer weniger Möglichkeiten, sich zu treffen, ohne etwas konsumieren zu müssen“, erklärte sie der Dame aus Memmingen.
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Damit macht Engelhard auf ein brisantes Thema aufmerksam. Tatsächlich werden immer weitere Bereiche des öffentlichen Raumes kommerzialisiert. Outdoor-Gastronomie ist „in“. Es gehört zum urbanen Lebensgefühl, sich im Straßencafé niederzulassen. Fast rund ums Jahr genießen Städter mit Hilfe von Decken und Heizstrahlern unter Schirmen und Markisen ihren Cappuccino oder ihr Glas Wein an der frischen Luft. Die Möblierung lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Ein wilder Stilmix, riesige Bedachungen, grelle Farben, aufdringliche Werbeaufdrucke und lautes Gedudel aus dem Radio beeinträchtigen den öffentlichen Raum mitunter massiv. Gesamte Straßenzüge werden dadurch manchmal erdrückt.
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Waren statt Menschen
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Auch wandern Waren immer weiter nach draußen. Sondernutzungssatzungen erlauben diese ebenfalls gewinnorientierte Nutzung des öffentlichen Raums. Damit beschränken Konzessionen für Auslagen vor Ladenlokalen weitere konsumfreie Begegnungsmöglichkeiten. Zu einer zusätzlichen Beschränkung kommt es durch Objekte der Außenwerbung, sogenannte „Kundenstopper“. Immer mehr Aufsteller, Werbefahnen und Transparente verstellen den Weg, was es vor allem für Menschen mit Behinderung schwer macht, sich im öffentlichen Raum zu bewegen.
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„Durch immer mehr Werbung wird das Stadtbild immer diffuser“, heißt es in der Gestaltungsrichtlinie für die Siegener Innenstadt. Eine regelrechte Flut von teilweise sehr großen und auffälligen Werbeanlagen habe sich in den vergangenen Jahren etabliert: „Dabei ist eine regelrechte Konkurrenz zwischen den Geschäftstreibenden entstanden.“ Hier will Siegen gegensteuern. Durch Reduzierung der Quantität und Größe soll Außenwerbung wieder auf ein für Passanten und Bewohner erträgliches Maß gebracht werden. Siegen beschloss, nur noch eine Art der Außendarstellung zu erlauben: „Entweder ein mobiler Werbeträger oder die Präsentation von Waren.“
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Die harmonische Gestaltung öffentlicher Räume, heißt es in der Siegener Gestaltungsrichtlinie weiter, ist aufgrund der stetig wachsenden und sehr differenzierten Ansprüche nur schwierig umsetzbar: „Aber dennoch unerlässlich für eine ansprechende Stadtkulisse.“
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Rückzug ins Private
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Früher, sagt Barbara Engelhard, sei man in der Kirche zusammenkommen oder man saß miteinander vor dem Haus. Nun hocken die meisten allein daheim in ihrer Bude. Die Seniorin aus Memmingen nickte lebhaft, auch ihr fällt schon seit langem auf: „Gerade alte Leute können sich in der Stadt kaum noch irgendwo aufhalten.“
— mehr hinter dem Link…
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Die 80-Jährige aus Memmingen, die zu einem Treffen von Familienmitgliedern aus dem ganzen deutschsprachigen Raum nach Würzburg fuhr, staunte nicht schlecht. Überall auf dem Rathausplatz tummelten sich Stühle, Hocker und Bänke. „Darf ich Sie fragen, was das für eine Bewandtnis hat?“, spricht sie Barbara Engelhard an. Die Fürther Künstlerin, Urheberin der Installation, erklärte gerne, was sie mit ihrem Kunstwerk bezwecken wollte.
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„Komm und setz dich!***“ nannte sich Engelhards Werk, das der Kunstverein Würzburg im September präsentierte. Im Vorfeld sammelten Vereinsmitglieder mit der Künstlerin vier Wochen lang Sitzmöbel von Bürgerinnen und Bürgern ein. Gelagert wurden die Stühle, Hocker und Bänke in einem Sozialkaufhaus. Fast 350 Spenden kamen zusammen. Aus dem Chaos dieses Stuhl- und Hockersammelsuriums bildete Engelhard zwei Tage lang mit Hilfe von 2.000 Kabelbindern eine großflächige Installation, die aus Sitzgruppen ganz verschiedener Anordnung und Größe bestand.
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Mit ihrem Kunstwerk wollte Engelhard die Menschen ermutigen, sich niederzulassen und miteinander ins Gespräch zu kommen. „Im öffentlichen Raum gibt es immer weniger Möglichkeiten, sich zu treffen, ohne etwas konsumieren zu müssen“, erklärte sie der Dame aus Memmingen.
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Damit macht Engelhard auf ein brisantes Thema aufmerksam. Tatsächlich werden immer weitere Bereiche des öffentlichen Raumes kommerzialisiert. Outdoor-Gastronomie ist „in“. Es gehört zum urbanen Lebensgefühl, sich im Straßencafé niederzulassen. Fast rund ums Jahr genießen Städter mit Hilfe von Decken und Heizstrahlern unter Schirmen und Markisen ihren Cappuccino oder ihr Glas Wein an der frischen Luft. Die Möblierung lässt teilweise sehr zu wünschen übrig. Ein wilder Stilmix, riesige Bedachungen, grelle Farben, aufdringliche Werbeaufdrucke und lautes Gedudel aus dem Radio beeinträchtigen den öffentlichen Raum mitunter massiv. Gesamte Straßenzüge werden dadurch manchmal erdrückt.
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Waren statt Menschen
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Auch wandern Waren immer weiter nach draußen. Sondernutzungssatzungen erlauben diese ebenfalls gewinnorientierte Nutzung des öffentlichen Raums. Damit beschränken Konzessionen für Auslagen vor Ladenlokalen weitere konsumfreie Begegnungsmöglichkeiten. Zu einer zusätzlichen Beschränkung kommt es durch Objekte der Außenwerbung, sogenannte „Kundenstopper“. Immer mehr Aufsteller, Werbefahnen und Transparente verstellen den Weg, was es vor allem für Menschen mit Behinderung schwer macht, sich im öffentlichen Raum zu bewegen.
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„Durch immer mehr Werbung wird das Stadtbild immer diffuser“, heißt es in der Gestaltungsrichtlinie für die Siegener Innenstadt. Eine regelrechte Flut von teilweise sehr großen und auffälligen Werbeanlagen habe sich in den vergangenen Jahren etabliert: „Dabei ist eine regelrechte Konkurrenz zwischen den Geschäftstreibenden entstanden.“ Hier will Siegen gegensteuern. Durch Reduzierung der Quantität und Größe soll Außenwerbung wieder auf ein für Passanten und Bewohner erträgliches Maß gebracht werden. Siegen beschloss, nur noch eine Art der Außendarstellung zu erlauben: „Entweder ein mobiler Werbeträger oder die Präsentation von Waren.“
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Die harmonische Gestaltung öffentlicher Räume, heißt es in der Siegener Gestaltungsrichtlinie weiter, ist aufgrund der stetig wachsenden und sehr differenzierten Ansprüche nur schwierig umsetzbar: „Aber dennoch unerlässlich für eine ansprechende Stadtkulisse.“
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Rückzug ins Private
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Früher, sagt Barbara Engelhard, sei man in der Kirche zusammenkommen oder man saß miteinander vor dem Haus. Nun hocken die meisten allein daheim in ihrer Bude. Die Seniorin aus Memmingen nickte lebhaft, auch ihr fällt schon seit langem auf: „Gerade alte Leute können sich in der Stadt kaum noch irgendwo aufhalten.“
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