Hochzeit für Geldverbesserer? – Beate Bockting
Im Auftrag des grünen EU-Parlamentariers Sven Giegold hat der frühere Chefökonom der Financial Times Deutschland eine „Kurzstudie“ zu alternativen Geldreform-Ideen, unter anderem auch zum Freigeld, verfasst. Hier die Antwort der INWO Deutschland.
Als Redakteur und Kolumnist beim Berliner Tagesspiegel, der WirtschaftsWoche und dem Manager Magazin, dann als langjähriger Chefökonom der Financial Times Deutschland, später auch der anderen Wirtschaftsmedien von Gruner & Jahr, wie Capital, Börse Online und Impulse, verfügt Thomas Fricke über viel Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus.
Angesichts seiner oberflächlichen Darstellungen alternativer Geldreformideen in dieser „Studie“ belegt er aber leider exemplarisch die diesbezügliche Scheuklappenmentalität der Wirtschaftsjournalisten, die sich erst durch den offenen Ausbruch der Finanzkrisen hier und da zu ändern scheint. Immerhin ist es positiv zu bewerten, dass Fricke den Auftrag von Giegold angenommen hat. Soll die Studie doch „einen ersten Beitrag leisten, jene Lücke zu schließen, die dadurch entstanden ist, dass sich die etablierte Wirtschaftswissenschaft und Praktikerszene der Notenbanker und Regierenden bis vor Kurzem so gut wie gar nicht mit den Vorschlägen für eine neue Geldordnung beschäftigt hat.“
Es ist tatsächlich ein großes Manko, dass Ökonomen gleichermaßen wie Wirtschaftsjournalisten und Politiker oft viel zu wenig über die Funktionsweisen des Geldsystems wissen und Monetärökonomie bislang ein eher stiefmütterliches Dasein fristete. Das muss sich dringend ändern.
Und die Praktikerszene der (Noten-)Banker? Sie stecken vielleicht viel zu sehr in ihrem eigenen Hamsterrad, gerade in Krisenzeiten. In einem Essay des Economist vom 12. April wird ausgeführt, dass das heutige Geld- und Finanzsystem durch vergangene Krisen geformt wurde. Wir leben offenbar mit einem mehr schlecht als recht funktionierendem Produkt aus Notlösungen in Krisenzeiten.
Geld als Infrastruktur
der Freiheit
Höchste Zeit also, dieses System einer grundlegenderen Betrachtung zu unterziehen, auch unter staatsrechtlichen, ordnungspolitischen Gesichtspunkten, wie Prof. Dr. Birger Priddat dies auf dem Geldgipfel der GLS Bank Stiftung gefordert hat. Staaten sollten demnach „Freiheitsmanagement“ betreiben und ihre Steuern der „Aufrechterhaltung der Infrastruktur der Freiheit“ dienen. Auch der Zahlungsverkehr gehört zu dieser Infrastruktur. Von daher stellt sich die Frage, ob nicht das Bankensystem wie auch das Geld an sich als öffentliches Gut betrachtet werden müssen. Die Lösungsvorschläge der INWO, der heute größten freiwirtschaftlichen Organisation, verfolgen genau diesen Ansatz.
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