Geld und Boden in der Transformation – Holger Kreft
Begriffe – Geschichten – Bilder
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Ein subjektiv ergänzter und erweiterter Bericht zur Jahrestagung der HUMANEN WIRTSCHAFT
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Ein ganzer Strom von Ideen und Anregungen floss bei der diesjährigen Jahrestagung der Zeitschrift
HUMANE WIRTSCHAFT am Wochenende vom 22. bis 24. 9. 2017 wieder in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte in Wuppertal zusammen. Gedanken aus sehr verschiedenen Lebenswelten und Themenbereichen konnten verbunden werden, um transdisziplinäres Arbeiten zu ermöglichen, mehr noch: um auch Brücken zwischen menschlichen Innen- und Außenwelten zu schlagen.
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Es passt daher gut, dass die Organisatorin und die Organisatoren Chris Jarmuschewski, Holger Kreft und Andreas Bangemann vom „Lernort Wuppertal“ und viele andere Beteiligte experimentierfreudig sind, auch aus der Überzeugung heraus, dass ein business as usual im Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft nicht zukunftsfähig ist. Mit den zahlreichen ReferentInnen und WorkshopleiterInnen gaben die Veranstalter Impulse in die Wochenendtagung hinein, zu der sich rund vierzig Teilnehmer, zur Hälfte aus der Region und zur anderen Hälfte aus verschiedenen anderen Teilen Deutschlands, trafen. Menschen aus vier Generationen kamen zusammen, um in vielfältigen Formaten und Methoden Gedanken zu Grundlagen und Problembeschreibungen, zu Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten auszutauschen.
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I. Ein nicht-nachhaltiger Stoffwechsel
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Der Stoffwechsel, der durch die Industrialisierung vor allem in unseren „hochentwickelten“ Gesellschaften etabliert wurde, ist strukturell nicht-nachhaltig, da er auf physischen Grundlagen beruht, die sich nicht dauerhaft aufrecht erhalten lassen. „Nicht nur unsere äußeren Lebens- und Überlebensbedingungen sind durch ein expansives Kulturmodell geprägt, sondern auch die Innenwelten, also die ‚mentalen Infrastrukturen’ (Welzer 2011), Wahrnehmungsweisen, Gewohnheiten, Routinen, Problemlösungsstrategien, Selbstbilder“ (Sommer und Welzer 2017: 24). Die Ökonomie des Wachstums sorgt nicht nur für eine beständige Erhöhung der verarbeiteten und gekauften Mengen, sondern auch dafür, dass diese Erhöhung für Menschen lebenspraktisch mehr und mehr zur Belastung wird (Sommer und Welzer 2017: 23). Scharmer und Käufer (2014: 16) sehen hier in ihrer idealistischen Perspektive drei „Abgründe“: eine ökologische Trennung zwischen Selbst und Natur, eine soziale zwischen Selbst und dem anderen Menschen sowie eine spirituell-kulturelle
Trennung von uns selber, im eigenen Selbst – „das heißt einen Bruch zwischen
unserem gewordenen und unserem werdenden Selbst, unserem höchstmöglichen Zukunftspotenzial.“
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Der Ausrichter der Jahrestagung und Herausgeber dieser Zeitschrift, der „Förderverein Natürliche Wirtschaftsordnung e. V.“ sowie der an der Silvio-Gesell-Tagungsstätte ansässige und für diese verantwortliche „Freiwirtschaftliche Jugendverband Deutschlands“ (FJvD) e. V. stehen für Reformansätze unserer Wirtschaft im Sinne Silvio Gesells (1862–1930). Auch der „Lernort Wuppertal“ an der Silvio-Gesell-Tagungsstätte als lockeres Netzwerk von Menschen mit unterschiedlichen, überwiegend ganzheitlich ausgerichteten Reformanliegen steht diesen Gedanken nah. In diesen Anliegen spielen der Umgang mit dem dominierenden Transaktionsmedium Geld und der Lebensgrundlage Boden eine große Rolle.
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II. Was geboten wurde – Themen, Inhalte, Mitwirkende
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Begriffe, Bilder und Geschichten prägen die Art und Weise, wie wir unsere Welt wahrnehmen, welche Erfahrungen wir machen. Sie prägen unser Denken, Fühlen und Handeln und damit unsere gesamte Kultur. Dadurch tragen sie wiederum mit dazu bei, unsere Realität zu erschaffen. Das betrifft auch die Begriffe von Boden und Geld.
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Viele Begriffe, Bilder und Geschichten sind unbewusst in uns verankert (siehe auch: Lakoff und Johnson 2003). Dass wir sie uns bewusst machen, lohnt sich! Selbstbild, Menschenbild, Weltbild: Wie wir uns, wie wir unsere Mitmenschen und die Menschheit insgesamt und wie wir unsere Welt als Ganze sehen, hat großen Einfluss darauf, wie wir mit uns, mit den anderen Menschen, mit der ganzen Welt umgehen. Geschichten (stories) verstehe ich als Erzählungen. Narrative sind Äußerungen, die sich auf Geschichte (history) beziehen, sind Erzählungen, die Geschichte wiedergeben und deuten. Sie ermöglichen es uns, das Erlebte an Bekanntes anzuschließen. Bei jeder Erzählung werden erzählerische Freiräume für mehr oder weniger Fiktion genutzt. Dabei liegt im Erzählen die Chance, durch die Art und Weise, wie wir die Freiräume nutzen und unsere Gedanken zusammenstellen, für uns und andere Sinn zu stiften und damit möglicherweise eine tiefere Wahrheit auszudrücken. Der Autor Salman Rushdie spitzt dies auf überraschende Weise zu, wenn er 2017 die Aufgabe von Künstlern beschreibt:
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Das Veranstalterteam hat Geld und Boden daher in einen größeren historischen Rahmen – in die Abfolge Großer Transformationen – gestellt, um dadurch die Rollen von Geld und Boden ggf. neu zu denken: Welche Veränderungen in der jüngeren Menschheitsgeschichte – seit der letzten Eiszeit – fanden statt? Welche Umwälzungen laufen momentan ab? – - – mehr online
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Ein subjektiv ergänzter und erweiterter Bericht zur Jahrestagung der HUMANEN WIRTSCHAFT
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Ein ganzer Strom von Ideen und Anregungen floss bei der diesjährigen Jahrestagung der Zeitschrift
HUMANE WIRTSCHAFT am Wochenende vom 22. bis 24. 9. 2017 wieder in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte in Wuppertal zusammen. Gedanken aus sehr verschiedenen Lebenswelten und Themenbereichen konnten verbunden werden, um transdisziplinäres Arbeiten zu ermöglichen, mehr noch: um auch Brücken zwischen menschlichen Innen- und Außenwelten zu schlagen.
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Es passt daher gut, dass die Organisatorin und die Organisatoren Chris Jarmuschewski, Holger Kreft und Andreas Bangemann vom „Lernort Wuppertal“ und viele andere Beteiligte experimentierfreudig sind, auch aus der Überzeugung heraus, dass ein business as usual im Bereich von Wirtschaft und Gesellschaft nicht zukunftsfähig ist. Mit den zahlreichen ReferentInnen und WorkshopleiterInnen gaben die Veranstalter Impulse in die Wochenendtagung hinein, zu der sich rund vierzig Teilnehmer, zur Hälfte aus der Region und zur anderen Hälfte aus verschiedenen anderen Teilen Deutschlands, trafen. Menschen aus vier Generationen kamen zusammen, um in vielfältigen Formaten und Methoden Gedanken zu Grundlagen und Problembeschreibungen, zu Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten auszutauschen.
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I. Ein nicht-nachhaltiger Stoffwechsel
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Der Stoffwechsel, der durch die Industrialisierung vor allem in unseren „hochentwickelten“ Gesellschaften etabliert wurde, ist strukturell nicht-nachhaltig, da er auf physischen Grundlagen beruht, die sich nicht dauerhaft aufrecht erhalten lassen. „Nicht nur unsere äußeren Lebens- und Überlebensbedingungen sind durch ein expansives Kulturmodell geprägt, sondern auch die Innenwelten, also die ‚mentalen Infrastrukturen’ (Welzer 2011), Wahrnehmungsweisen, Gewohnheiten, Routinen, Problemlösungsstrategien, Selbstbilder“ (Sommer und Welzer 2017: 24). Die Ökonomie des Wachstums sorgt nicht nur für eine beständige Erhöhung der verarbeiteten und gekauften Mengen, sondern auch dafür, dass diese Erhöhung für Menschen lebenspraktisch mehr und mehr zur Belastung wird (Sommer und Welzer 2017: 23). Scharmer und Käufer (2014: 16) sehen hier in ihrer idealistischen Perspektive drei „Abgründe“: eine ökologische Trennung zwischen Selbst und Natur, eine soziale zwischen Selbst und dem anderen Menschen sowie eine spirituell-kulturelle
Trennung von uns selber, im eigenen Selbst – „das heißt einen Bruch zwischen
unserem gewordenen und unserem werdenden Selbst, unserem höchstmöglichen Zukunftspotenzial.“
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Der Ausrichter der Jahrestagung und Herausgeber dieser Zeitschrift, der „Förderverein Natürliche Wirtschaftsordnung e. V.“ sowie der an der Silvio-Gesell-Tagungsstätte ansässige und für diese verantwortliche „Freiwirtschaftliche Jugendverband Deutschlands“ (FJvD) e. V. stehen für Reformansätze unserer Wirtschaft im Sinne Silvio Gesells (1862–1930). Auch der „Lernort Wuppertal“ an der Silvio-Gesell-Tagungsstätte als lockeres Netzwerk von Menschen mit unterschiedlichen, überwiegend ganzheitlich ausgerichteten Reformanliegen steht diesen Gedanken nah. In diesen Anliegen spielen der Umgang mit dem dominierenden Transaktionsmedium Geld und der Lebensgrundlage Boden eine große Rolle.
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II. Was geboten wurde – Themen, Inhalte, Mitwirkende
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Begriffe, Bilder und Geschichten prägen die Art und Weise, wie wir unsere Welt wahrnehmen, welche Erfahrungen wir machen. Sie prägen unser Denken, Fühlen und Handeln und damit unsere gesamte Kultur. Dadurch tragen sie wiederum mit dazu bei, unsere Realität zu erschaffen. Das betrifft auch die Begriffe von Boden und Geld.
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Viele Begriffe, Bilder und Geschichten sind unbewusst in uns verankert (siehe auch: Lakoff und Johnson 2003). Dass wir sie uns bewusst machen, lohnt sich! Selbstbild, Menschenbild, Weltbild: Wie wir uns, wie wir unsere Mitmenschen und die Menschheit insgesamt und wie wir unsere Welt als Ganze sehen, hat großen Einfluss darauf, wie wir mit uns, mit den anderen Menschen, mit der ganzen Welt umgehen. Geschichten (stories) verstehe ich als Erzählungen. Narrative sind Äußerungen, die sich auf Geschichte (history) beziehen, sind Erzählungen, die Geschichte wiedergeben und deuten. Sie ermöglichen es uns, das Erlebte an Bekanntes anzuschließen. Bei jeder Erzählung werden erzählerische Freiräume für mehr oder weniger Fiktion genutzt. Dabei liegt im Erzählen die Chance, durch die Art und Weise, wie wir die Freiräume nutzen und unsere Gedanken zusammenstellen, für uns und andere Sinn zu stiften und damit möglicherweise eine tiefere Wahrheit auszudrücken. Der Autor Salman Rushdie spitzt dies auf überraschende Weise zu, wenn er 2017 die Aufgabe von Künstlern beschreibt:
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Das Veranstalterteam hat Geld und Boden daher in einen größeren historischen Rahmen – in die Abfolge Großer Transformationen – gestellt, um dadurch die Rollen von Geld und Boden ggf. neu zu denken: Welche Veränderungen in der jüngeren Menschheitsgeschichte – seit der letzten Eiszeit – fanden statt? Welche Umwälzungen laufen momentan ab? – - – mehr online
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