”Geld kann brutal zurückschlagen”
sueddeutsche.de: Wird nicht mit Geld das ersetzt, was zuvor in anderer Form vorhanden ist?
Strigel: Nicht unbedingt. Es gibt ein eindrückliches Beispiel, was Geld anrichten kann: das Volk der !Kung in der Kalahari in Namibia und Botswana. In den sechziger Jahren wurden dort von John Yellen ethnologische Studien durchgeführt. Die !Kung hatten eine Zivilisation, die sich seit zigtausend Jahren nicht verändert hatte – sowohl was die Werkzeuge anging als auch das soziale System. Zwanzig Jahre später ging Yellen nochmals dahin, doch in der Zwischenzeit war Geld eingeführt worden. Yellen beschreibt, wie sich die Kultur und Architektur verändert hat. Aus dem ‚jeder für jeden’ wurde ein ‚jeder für sich’.
An dieser Stelle wäre es wichtig, nicht einfach nur von der „Einführung von Geld“ zu sprechen. Das Geld wurde mitsamt einem System eingeführt. Und das kann eigentlich nur das kapitalistische gewesen sein. Wenn es uns gelingt zwischen Geld und seinen durchaus segensreichen Funktionen, vor allem das des Tauschmittels, zu unterscheiden, schaffen wir es auch ein System zu entwickeln, das in Kulturen segensreich wirken kann, die bisher ohne Geld auskamen. Solange wir aber bei uns nur Geld kennen, das sich vor allem dazu eignet, damit noch mehr Geld zu verdienen, solange können wir anderen Völkern und Kulturen auch nur ein destruktives Geldsystem vermitteln. Zeit das zu ändern wäre es allemal.
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