Ende des Papiergeldes?
in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG finden Sie regelmäßig die Kolumne Mayers Weltwirtschaft. Dort wird heute ein neues Buch besprochen, das mit volkswirtschaftlichen Mythen aufräumen will.
Ein Kommentar dazu:
Verharmlosung der Deflation (und der Geldwertstabilität)
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Zum Satz: „Tatsächlich ist ein fallender Trend der Preise sogar von Vorteil,
denn so wird es möglich, auf die einfachste Form des Sparens, die Haltung
von Geld, einen positiven Zins zu erzielen.“
Es ist richtig, dass Sparen durch die Haltung von Geld bei Deflation einen
positiven Realzins erbringt. Das ist aber nur ein individueller Vorteil,
kein gesamtwirtschaftlicher. Denn wenn die Sparer ihre Ersparnisse in
Bargeld anlegen, fehlen dem volkswirtschaftlichen Kreislauf Tauschmittel.
Ihr verringertes Geldangebot bedeutet fehlende Nachfrage nach Waren und
Dienstleistungen und führt zu weiter sinkenden Preisen also einer
Deflations- und einer güterwirtschaftlichen Abwärtsspirale. Der Zins auf das
Halten von Geld steigt und stoppt das Geld!
In der Marktwirtschaft dürfen keine Rahmenbedingungen geduldet werden, die
die Individuen zu gesamtwirtschaftlich schädlichem Verhalten führen. Die
Rahmenbedingungen müssen so gestaltet werden, dass Bargeld nicht hortbar
ist; so schon Silvio Gesell.
Das Papiergeld ist besser als alles, was wir bisher hatten
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Das Ende des Papiergelds auszurufen, ist plausibel, wenn man seine
bisherigen Mängel auflistet. Aber alles Warengeld hat doch nicht besser
funktioniert. Das Bessere ist der Feind des Guten! Und das ist selten in der
Vergangenheit zu finden.
Der geldpoltische Vorteil des Papiergelds ist seine politische
Gestaltbarkeit. Dabei kann der Gesetzgeber natürlich auch viele Fehler
machen. Deswegen zurück zu einer weniger gestaltbaren Form des Geldes zu
gehen, ist keineswegs zu empfehlen. Geld darf weder ein Gebrauchs- noch ein
Spargegenstand sein. Es sei Tauschmittel und Wertmesser!
Wir müssen uns auf die 3 Funktionen besinnen, die das Geld erfüllen soll:
Tauschmittel, Wertmesser und Wertaufbewahrung. Das Problem ist die
Wertaufbewahrung, weil sie die Tauschmittelfunktion gefährdet. Um den
Wertmesser stabilisieren zu können, müssen wir bereit sein, die
Wertaufbewahrung ein wenig einzuschränken – durch stabile, aber niedrige
Inflationsraten (5%) oder – ohne Inflation – wie Silvio Gesell.
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