Eine Welt ohne Krieg ist möglich – Wilhelm Schmülling
Eine Welt ohne Krieg ist möglich – - – Ein Kommentar von Wilhelm Schmülling († 2017) aus HUMANE WIRTSCHAFT 05/2014.
Heute wieder so aktuell wie damals. Wer sich nach Frieden sehnt, bereite den Krieg vor. Flavius Vegetius: „Qui desiderat pacem, praeparet bellum.” Seit mehr als 2000 Jahren hat die Welt nach diesem Motto gehandelt. Und was wurde erreicht? Tacitus: „Solitudinem faciunt, pacem apellant.“ Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden.
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Nach dem mörderischen Zweiten Weltkrieg war es klar: „Nie wieder Krieg“. Die Welt war gerettet. Wir brauchten uns nicht für einen neuen Krieg vorzubereiten – glaubten wir. Für eine andauernde friedliche Welt waren die Voraussetzungen gut. Das Wort von Tacitus wurde nicht beachtet, obwohl Europa eine Trümmerwüste war. Neues Leben blühte aus den Ruinen, die Rüstungsindustrie bot neue Arbeitsplätze, Waffen wurden produziert – aber durften nicht in Krisengebieten eingesetzt werden – also nur bei uns in Europa. Doch keiner glaubte, dass in Europa nach den gemachten Erfahrungen die Kriegsfurie jemals wieder losgelassen würde. Bosnien riss uns aus den Träumen. Pazifismus war out.
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Wieder hat es sich bewahrheitet: Die Menschheit hat vor 10.000 Jahren den Urwald verlassen, ist sesshaft geworden und hat die Technik beherrschen gelernt. Jedoch setzt sie weiter auf Gewalt, wie im Urwald. Folglich, so meinen Philosophen und Religionen, müsse man den Menschen von diesem Hang zur Gewalt abbringen, den Menschen ändern. Was wiederum mit Zwang einhergeht. Gulags und KZs waren die Folgen.
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Was innerhalb von Klöstern und Religionsgemeinschaften möglich ist, nach bestimmten Regeln ohne Gewalt zu leben, erreicht man in einer relativ freien Gesellschaft nicht. Dem gewaltsüchtigen Menschen muss Ersatz geboten werden, durch Kriegsfilme, Krimis und Internetbrutalitäten. All das nützt nichts, wenn Politiker und Rüstungsmanager zusammen einen neuen Waffengang vorbereiten. Schließlich brauchen wir Arbeitsplätze, denn die hergestellten Waffen veralten. Was machen wir, wenn Waffen-Parkplätze überfüllt sind? Also liefern wir sie doch in Krisengebiete. Das Tabu wurde gebrochen: Deutschland ist wieder dabei. Und außerdem wird in der Rüstungsindustrie eine hohe Rendite gesichert, die Sicherheit der Rüstungsanwender, sprich der Krieg führenden Menschen, beschränkt sich auf den sicheren Tod und laut Tacitus auf die Wüste.
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Wie also kann man den Teufelskreis durchbrechen? Wenn die Menschen sich nicht ändern lassen und Politiker nichts aus der Vergangenheit lernen?
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Wer von einem Teufelskreis spricht, deutet damit schon auf gesellschaftliche Gegebenheiten hin, die eine Schuldzuweisung auf einzelne Menschen oder Menschengruppen verbieten. Wenn tatsächlich strukturelle Entwicklungen eingesetzt haben, die zwanghaft Gewalt zur Folge haben, dann müssen sie erkannt und geändert werden. Unsere Geldordnung wurde nicht im Orient und nicht in Rom konzipiert, sie hat sich entwickelt, von einem sehr nützlichen Tauschmittel zu einem Mittel zur Übervorteilung und Ausbeutung der Arbeit Leistenden. So kann von Leistungsgesellschaft heute keine Rede mehr sein. Geld regiert die Welt – und das nur zum Vorteil der Geldbesitzer. Die Reichen führen einen Krieg gegen die Armen, wie zum Beweis ein Multimilliardär in diesem Heft zitiert wird. „Die Reichen werden gewinnen.“ Das können sie nur, wenn sie Strukturen vorfinden, die ihnen das ermöglichen. Ändern wir also die Strukturen.
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Wenn heute allgemein erkannt wird, dass mit unserem Geldsystem etwas nicht stimmt, dann müssen diese Fehler erkannt werden. Wer den Frieden will, muss mit Änderung des Geldsystems beginnen.
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Die sich dann entwickelnde „natürliche Wirtschaftsordnung ist keine neue Ordnung, sie ist nicht künstlich zusammengestellt. Der Entwicklung der Ordnung, die die Arbeitsteilung zum Ausgangspunkt nimmt, sind nur aus den organischen Fehlern unseres Geldwesens und Bodenrechts entstehende Hemmungen aus dem Weg geräumt worden. Mehr ist nicht geschehen.“ (Silvio Gesell, NWO; S. 25)
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