Wachstum ist nicht gleich Entwicklung
Wer materielles Wachstum mit Evolution gleichsetzt, erlebt einen schmerzlichen Höhepunkt: die Revolution.
Andreas Bangemann
von Andreas Bangemann · Veröffentlicht · Aktualisiert
Wer materielles Wachstum mit Evolution gleichsetzt, erlebt einen schmerzlichen Höhepunkt: die Revolution.
Andreas Bangemann
Revolution
(Andreas Bangemann gewidmet)
Schon Musik schien ihnen gefährlich.
Sie kontrollierten die Worte,
den Klang und die Gedanken.
Nur wenige ahnten etwas davon.
Das Leben ging weiter, als wäre
nichts geschehen. Wären
wir aufmerksamer gewesen, hätten
wir das Schlimmste verhindert.
Aber wir schliefen.
Sie schliefen nicht.
Sie ließen sich beschenken
und nahmen sich, was sie brauchten.
Als die Not kam, zeigten sie
mit den Fingern auf uns.
Den Kleinen raubten wir
das Letzte, die Großen
ließen wir gewähren.
Und wir schliefen.
Die Welt wurde kälter
und grauer. Dann stießen
sie uns in den Schmutz,
zu unseren Geschwistern.
Wir erwachten geschlagen, während
ihre Knechte uns verhöhnten.
Scheinbar blieb uns keine Chance.
Ihre Macht wirkte lähmend -
aber wir waren viele.
Gier und Eitelkeit lullten sie ein.
Sie schwammen im Geld
und lenkten unsere Geschicke.
Nachts aber schliffen wir unsere
Klingen und schmiedeten Pläne.
Neue Anführer schwangen
sich empor und trieben die
Meute aufs Schlachtfeld.
Ihre Opfer schliefen.
Wir traten ans Licht und
löschten Lichter. Die Furcht
der Anderen kam zu spät.
Sie krochen auf Knien,
sie winselten um Gnade,
aber alles, was sie getan
hatten, fiel auf sie zurück:
Augen um Auge,
Zahn um Zahn.
Unseren Anführern gefiel
ihre neue Macht. Schon Musik
schien ihnen gefährlich.
Sie kontrollierten die Worte,
den Klang und die Gedanken.
Nur wenige ahnten etwas
davon. Wir schliefen wieder
und ließen sie gewähren.
Sie aber schliefen nicht.
(www.traumpoet.blogspot.de)
…der Spruch war ja schon drinne… Versehen!
Dann eben dies, passt sowieso besser:
Schaut nur, diese trüben Blicke,
diese Trauer im Gesicht.
Früher hatten sie es dicke,
jetzt gedeiht der Mammon nicht.
Boni flossen einst wie Flüsse,
mündeten ins Portemonnaie.
Schickt den Armen Geld und Küsse,
ewig dankt‘ s die Haute-Volee!
Wollen wir sie zügig retten?
Schließlich geben sie uns Brot -
Quietscherädchen muss man fetten,
sonst zerbröselt sie die Not.
Banker, nimm dir deinen Schoppen!
Nuckle emsig, werde groß.
Lass dich nicht beim Zocken stoppen,
denk‘ nur an dein Rettungsfloß.
Komisch – wie geht das zusammen?
Einerseits verarmen wir.
Andrerseits füllt Gold die Kammern,
Sack für Sack, beim hohen Tier.
Ich will gern auf viel verzichten,
geht es nur den Großen gut.
Wenn sich einst die Schleier lichten,
dann gerät das Volk in Wut.
Wer im Schatten leise flüstert,
wer sich hinter „Bank“ verbirgt.
Der sei künftig gut gerüstet,
wenn der Zorn die Seinen würgt.
Darauf könnte man ironisch antworten:
Erst wenn ihr die letzte Bank beraubt, den letzten Kredit ergaunert, den letzten Juppie vertrieben habt, werdet ihr feststellen, dass man ohne Geld nichts essen kann.
(Sitting Steinbrück, 2008)