Über die Bildung von Assoziationen im Wirtschaftsleben – Buchvorstellung von Rainer Monnet
Was ist eine Assoziation und wie kann sie entstehen? Die Idee dazu ist etwa hundert Jahre alt und nach wie vor interessant und aktuell. Warum ist es sinnvoll, eine Wirtschaftsassoziation von Produzenten, Händlern und Konsumenten einzurichten? Die Textsammlung aus verschiedenen Schriften, Vorträgen und Äußerungen Rudolf Steiners ist ein heilsames Vademekum zur Klärung dieser Fragen. Die verfahrene Situation, in der sich die Wirtschaft augenblicklich befindet, gibt Anlass genug, über neue Formen der Zusammenarbeit im Wirtschaftsleben nachzudenken. Zudem kommen Ideenlosigkeit in der Politik und die kränkelnde Konjunktur. Auch wir Individuen leiden unter Inflation, Rezession und allgemeinem Rückgang der Kaufkraft. Die Armut wächst. Ausgenommen scheinen Energie- wie Digitalkonzerne, welche in den vergangenen Jahren Übergewinne eingefahren haben, die von der Geldmenge her mehrere Volkswirtschaften ausmachen.
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Assoziationen wirken selbstregulierend. Aus ihrer Arbeit entsteht in gesunder Weise die Preisbildung, die Größe von Unternehmen, die Menge an Warenerzeugung und die Bildung von Strukturen in der Wirtschaft.
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Wie kann die Allmacht des Staates mit ihrer Bürokratie reduziert werden? Als Unternehmen erleben wir alltäglich, wie zu viel staatliche Einflussnahme, oft unverständliche Gesetze und Verordnungen, den Fluß des Wirtschaftens erlahmen. Wirtschaftseigene Abläufe und Regelungen sollen zukünftig innerhalb des Wirtschaftsleben selbst festgelegt werden. Und nicht vom Staat, der vom Wirtschaften wenig versteht. Allein dieser Gesichtspunkt könnte die Unternehmen aus vielerlei Bedrängnissen führen.
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Keinesfalls ist das Prinzip der Assoziation im Mikroökonomischen zu verorten. Ganz im Gegenteil. Aus verschiedenen zusammenarbeitenden Assoziationen kann volks- und weltwirtschaftliche Wirksamkeit erlangt werden. In keinster Weise sind Assoziationen mit der Idee von Genossenschaften, Kooperationen oder gar Kartellen zu verwechseln. Wobei in Kooperationen und Genossenschaften Positives und Berechtigtes liegt. Ein weiterführender Gedanke ist, dass nicht nur Unternehmen und Führungskräfte in den Assoziationen tätig sein sollen, sondern auch Mitarbeitende. Eine Assoziation wird durch die aktive Mitarbeit von Vertretern aus dem Rechts- und Geistesleben fruchtbarer; solange sie als Individuen agieren.
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Eine weitere spannende Frage: Wie kommen wir zu einem wirklichkeitsgemäßen Begriff der Ware? Sie ist nicht durch das Individuum allein zu erfassen. Sie ist gleichsam ein soziales Arbeitsprodukt. Die Begriffsbildung der Ware geschieht am besten in Wirtschaftsassoziationen, da die Beteiligten die realen Prozesse im Bewusstsein tragen.
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Auch wird die Rolle der Betriebsräte Anfang des letzten Jahrhunderts beleuchtet. Was gesundende Aufgaben und sinnvolle Betätigung von Betriebsräten wären, wird erläutert. Davon sind Betriebsräte heute in der Regel immer noch weit entfernt.
Mitarbeitende sind in einer Doppelfunktion zu betrachten. Als Konsumenten wie auch Teil der Warenproduktion. Menschen, die geistig arbeiten, sollten ebenso in den Assoziationen mitarbeiten. Assoziationen erblühen aus der Vielfalt der Beteiligten und der Einflüsse aus den wirtschaftlichen Prozessen.
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Ein weiterer spannender Punkt ist die Bedeutung der Arbeit und des Einkommens. Diese sind strikt voneinander zu trennen. Arbeit als Ware zu (be)handeln führt in soziales Elend und zu Ungerechtigkeiten. Die Arbeit wird prinzipiell im Rechtlichen zu regeln sein. Das Einkommen ist ein Produkt des Wirtschaftslebens und bedarf seiner Verteilung unter den zusammen Arbeitenden.
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Die Äußerungen Steiners zur Assoziation sind thematisch gut gegliedert und neu geordnet zusammengefasst. Aufgrund unserer derzeitigen Problemlagen ist das Buch sehr lesenswert. Die Ideen sind inspirierend und führen zu neuen Gedanken für unsere Gegenwart. Auf, dass sich in naher Zukunft viele Assoziationen bilden. Möge eine Renaissance dieser guten Idee gelingen. Auf diesem Felde gibt es noch vieles neu zu denken und zu erfinden.
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Rainer Monnet, wertebilanz.com und monnet.biz, Freiburg im Breisgau, 2024
(Der Verfasser bemüht sich derzeit um die Einrichtung einer Assoziation im Bereich Spielwaren. Er ist sehr interessiert, von anderen Assoziationen zu erfahren.)
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