Editorial 01/2019

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»Fake News« wurde zu einem, wenn nicht sogar zu dem Begriff des Jahres 2018. Der mäch­tigs­te Mann der Welt trug maßgeb­lich dazu bei, dass die gesam­te Medi­en­welt in einem nie für vorstell­bar gehal­te­nem Chaos versinkt. Gesetz­ge­ber sehen sich veran­lasst, nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie man dage­gen vorge­hen kann, dass jeder veröf­fent­li­chen und für sich in Anspruch nehmen kann, die Wahr­heit zu präsen­tie­ren. Jour­na­lis­ten schlid­dern in die gravie­rends­te Image­kri­se, seit es den Beruf gibt. Wenn jeder alles sagen, schrei­ben und gleich­zei­tig dem wider­spre­chen­de Meldun­gen als gefälscht (gefaked) darstel­len kann, was bedeu­tet das für die Wahr­heits­fin­dung? Sind wir auf uns allei­ne gestellt? Können wir Film­be­rich­ten trauen, die wir nicht selbst gedreht haben? Die Digi­ta­li­sie­rungs­mög­lich­kei­ten setzen Bestre­bun­gen, Fakten zu mani­pu­lie­ren, noch die Krone auf. Gera­ten wir zuneh­mend in eine Reali­tät, die keine mehr ist? Sind wir Beob­ach­ter, Akteur oder Opfer? Oder alles zusam­men? Am meis­ten gele­gen kommt es uns doch, wenn wir eine Meinung, die wir längst gebil­det haben, von Drit­ten bestä­tigt bekom­men. Die Fake News, die unser Urteil bekräf­ti­gen, sind uns doch die erwünsch­tes­ten? Erlaubt ist, was gefällt. Viel­leicht müssen wir nur entspann­ter werden und uns inten­si­ver mit unse­rem direk­ten Umfeld befas­sen? Auf Vertrau­en aufge­bau­te Bande mögen ihre Tücken haben, sie sind auf lange Sicht aber die besse­re Option, wenn man durchs Leben kommen will, ohne verrückt zu werden.
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Eine Auswahl an News habe ich nach meinem Gusto für Sie zusam­men­ge­stellt. Bedie­nen Sie sich daraus, wie es Ihnen beliebt. Sie wären über­rascht, wie viel davon wahr ist, bzw. sein wird.
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Geheim­nis­vol­le Wellen
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»Ich glaube nicht, dass ich so etwas jemals gese­hen habe.«, sagt Göran Ekström, Seis­mo­lo­ge an der Colum­bia Univer­si­tät. Was er meint, ereig­ne­te sich am 11. Novem­ber. Zwischen dem afri­ka­ni­schen Fest­land und Mada­gas­kar kam es zu einer Wellen­ent­wick­lung im Meer, die norma­ler­wei­se nur von Erdbe­ben ausge­hen. Ein solches wurde jedoch nicht wahr­ge­nom­men. Die Wellen wurden rund um den Erdball regis­triert, aber kein Wissen­schaft­ler kann sich einen Reim darauf machen, was sie ausge­löst haben könnte. »Die Wellen sind zu faszi­nie­rend und zu perfekt, um natür­li­chen Ursprungs sein zu können.«, sagt Helen Robin­son von der Univer­si­tät in Glasgow.
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Killer Code entdeckt
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Jede mensch­li­che Zelle besitzt die Fähig­keit, die eigene Selbst­zer­stö­rung in Gang zu setzen, wenn sie nur dazu ange­regt wird. Diese Anre­gung kann mittels einer Boten-RNA (mRNA) ausge­löst werden. Man wird also schon in abseh­ba­rer Zukunft Nukle­in­säu­ren im mensch­li­chen Körper mit der Botschaft an Krebs­zel­len aussen­den können, sie mögen sich bitte selbst zerstö­ren. Das würde das Aus für die Chemo­the­ra­pie bedeuten.
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Der Unita­ri­schen Kirche gehört im 25. Jahr­hun­dert die ganze Welt
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Der Multi­mil­lio­när Jona­than Holdeen legte 1930 insge­samt 2,8 Millio­nen Dollar in einen zinstra­gen­den Trust an, dessen Ertrag bei Auszah­lung nach 500 Jahren der unita­ri­schen Kirche zugu­te­kom­men soll. Mit der Kraft des Zinses­zin­ses wollte der Super­rei­che die Reli­gi­ons­ge­mein­schaft zur mäch­tigs­ten Kraft der Welt machen. Diese als »Methu­sa­lem-Trust« benann­te Geld­an­la­ge wird voraus­sicht­lich 2,5 Billi­ar­den Dollar (2.500 Billio­nen oder 2,5 Millio­nen Milli­ar­den) ausschüt­ten. Nach Berech­nun­gen eines Ökono­men, würde das dann der Kirche zur Verfü­gung stehen­de Geld­ver­mö­gen dazu führen, dass es keiner­lei wirt­schaft­li­chen Austausch mehr gäbe, der nicht zu einem Zufluss in die Kassen der Kirche führte. Holdeen schnitt sich zeit­le­bens aus Spar­sam­keits­grün­den die Haare selbst, aber bezüg­lich Geld­an­la­gen war er wohl ein Fuchs.
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Tram­po­li­ne für Höhen­flü­ge in den Wohlstand

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»Auch die Reichen gehö­ren zur Gesell­schaft. Millio­nä­re sind Mittel­stand und dürfen nicht länger stig­ma­ti­siert werden. Privat­jets sind kein Luxus und Aktien soll­ten Bestand­teil des Anlage-Port­fo­li­os jedes Obdach­lo­sen oder Hartz-IV-Empfän­gers sein. Mit Tram­po­li­nen lassen sich Höhen­flü­ge für Arme simu­lie­ren. Mithil­fe einer staat­li­chen Subven­ti­on wollen wir sie in jeden Schre­ber­gar­ten bringen.«
Bundes­kanz­ler Habeck und Vize­kanz­ler Merz
in einer Pres­se­er­klä­rung unmit­tel­bar nach
ihrem Erfolg bei der Bundestagswahl.
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Immer Ärger mit der Mauer
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»Die Mauer ist häss­lich, das Essen grau­en­haft und die Lokal­nach­rich­ten ein einzi­ger Wust an Falschmeldungen.«
Donald T., Insas­se im ADX-Florence
Bundes­ge­fäng­nis in Colo­ra­do, USA.

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Voll­kom­men unnüt­ze Vollkommenheiten

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»Es gibt gewis­se Voll­kom­men­hei­ten, welche größe­re Unvoll­kom­men­hei­ten nach sich ziehen. Wenn sich jemand z.B. sein ganzes Leben damit beschäf­tig­te, das Geld ande­rer Leute speku­la­tiv am Kapi­tal­markt zu plat­zie­ren, so wäre das zu beur­tei­len, wie Erbsen gegen Nadeln zu werfen, um zu lernen, ihre Öhre nicht zu verfeh­len, nach dem Vorbil­de dessen, dem Alex­an­der der Große zur Beloh­nung einen ganzen Schef­fel Erbsen geben ließ. So würde dieser Mensch zwar zu einer gewis­sen Voll­kom­men­heit gelan­gen, die aber sehr winzig ist und mit so vielen ande­ren sehr nöti­gen Voll­kom­men­hei­ten, die er würde versäumt haben, nicht in Vergleich gestellt werden kann.«
Leib­niz, Fabri­kant von Keksen mit Butter­ge­schmack, 1873 in seinem Werk »Neue Abhand­lun­gen über den mensch­li­chen Verstand«

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Ein Jahr voller guter Nach­rich­ten wünscht Ihnen Ihr Andre­as Bangemann