Mit ecor die Welt verändern: Nachhaltigkeit finanzieren… – Redaktion

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Paula Haufe ist Dokto­ran­din und wissen­schaft­li­che Mitar­bei­te­rin der Fakul­tät für Wirt­schaft und Gesell­schaft an der Univer­si­tät Witten/Herdecke. Gemein­sam mit Nicolás Aguila und Joscha Wull­we­ber hat sie das Anfang 2024 erschie­ne­ne Papier „The ecor as global special purpo­se money: towards a green inter­na­tio­nal mone­ta­ry system to finan­ce sustainable and just trans­for­ma­ti­on“ verfasst. (Der ecor als globa­les Geld für beson­de­re Zwecke: Auf dem Weg zu einem grünen inter­na­tio­na­len Währungs­sys­tem zur Finan­zie­rung einer nach­hal­ti­gen und gerech­ten Transformation)
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Im Rahmen der dies­jäh­ri­gen Fair­co­no­my-Herbst­ta­gung „Ansät­ze einer Geld‑, Ener­gie- und Klima­wen­de“ vom 1. bis 3. Novem­ber 2024 in der Silvio-Gesell-Tagungs­stät­te wird die Koau­to­rin die Idee hinter dem Papier mit einem Vortrag vorstel­len und mit den Teil­neh­men­den diskutieren.
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Wir haben eine Zusam­men­fas­sung des Papiers erstellt:
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Haupt­the­sen und Ideen
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Das Papier von Nicolás Aguila, Paula Haufe und Joscha Wull­we­ber disku­tiert die drin­gen­de Notwen­dig­keit eines neuen inter­na­tio­na­len Währungs­sys­tems, das die Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger und gerech­ter Trans­for­ma­tio­nen, insbe­son­de­re in den Ländern des globa­len Südens, sicher­stellt. Zentra­ler Vorschlag des Papiers ist die Einfüh­rung des „ecor“ als globa­le Sonder­wäh­rungs­ein­heit, die von einer neu zu schaf­fen­den „Green World Central Bank“ (GWCB) heraus­ge­ge­ben wird. Dieses System soll es den Ländern ermög­li­chen, die für einen nach­hal­ti­gen Wandel notwen­di­gen Impor­te zu finan­zie­ren, ohne auf den US-Dollar ange­wie­sen zu sein, der derzeit als Leit­wäh­rung die inter­na­tio­na­len Finanz­strö­me dominiert.
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Problemstellung
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Die Autoren weisen darauf hin, dass das derzei­ti­ge inter­na­tio­na­le Währungs­sys­tem, das stark auf den US-Dollar ausge­rich­tet ist, den Ländern des globa­len Südens große Schwie­rig­kei­ten berei­tet, da sie oft nicht über ausrei­chen­de Dollar­re­ser­ven verfü­gen, um die notwen­di­gen Impor­te zu finan­zie­ren. Diese Länder tragen am wenigs­ten zu den globa­len Kohlen­stoff­emis­sio­nen bei, sind aber am stärks­ten von den nega­ti­ven Folgen des Klima­wan­dels betrof­fen. Die unglei­che Vertei­lung von Finanz­mit­teln und hohe Kapi­tal­kos­ten verschär­fen diese Unge­rech­tig­keit. Inter­na­tio­na­le Bemü­hun­gen wie die Klima­fi­nan­zie­rung durch die reichen Länder blei­ben weit hinter dem tatsäch­li­chen Bedarf zurück, was eine tief­grei­fen­de Trans­for­ma­ti­on des globa­len Finanz­sys­tems notwen­dig macht.
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Vorschlag: Der „ecor“ und ein neues Bretton-Woods-System
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In Anleh­nung an Keynes’ Vorschlag einer inter­na­tio­na­len Clea­ring-Union und der Einfüh­rung des „Bancor“ schla­gen die Autoren die Grün­dung einer „Green World Central Bank“ (GWCB) vor, die eine neue supra­na­tio­na­le Währungs­ein­heit, den „ecor“, heraus­ge­ben soll. Diese Währungs­ein­heit soll ausschließ­lich der Finan­zie­rung nach­hal­ti­ger Projek­te dienen. Der ecor soll nicht in das bestehen­de Währungs­sys­tem inte­griert werden, sondern paral­lel dazu exis­tie­ren, um spezi­fi­sche ökolo­gi­sche Ziele zu erreichen.
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Das System sieht vor, dass die GWCB Kredit­li­ni­en in ecors gewährt, die von den Ländern für den Import grüner Tech­no­lo­gien und Dienst­leis­tun­gen genutzt werden können. Die Schaf­fung von ecors wäre flexi­bel und würde sich nach dem tatsäch­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­be­darf rich­ten, ohne durch vorhan­de­ne Währungs­re­ser­ven oder priva­te Finan­zie­rungs­mög­lich­kei­ten begrenzt zu sein. Dies würde es den Ländern ermög­li­chen, die notwen­di­gen Finanz­mit­tel zu erhal­ten, um ihre Nach­hal­tig­keits­zie­le zu errei­chen, ohne sich weiter zu verschul­den oder auf teure Kredi­te ange­wie­sen zu sein.
Das „ecor“-Konzept greift den grund­le­gen­den Ansatz von Keynes auf, ein symme­tri­sches Anpas­sungs­sys­tem zu schaf­fen, das sowohl Defi­zit- als auch Über­schuss­län­der in die Verant­wor­tung nimmt. Durch Maßnah­men wie den Verfall von Gutha­ben, Nega­tiv­zin­sen, forcier­te Inves­ti­tio­nen und Trans­fers bietet das ecor-System eine flexi­ble und anpas­sungs­fä­hi­ge Metho­de, um den Heraus­for­de­run­gen der globa­len Nach­hal­tig­keit zu begeg­nen und gleich­zei­tig wirt­schaft­li­che Ungleich­ge­wich­te abzu­bau­en. Dies trägt zur Stabi­li­tät des Systems bei und fördert eine gerech­te­re und nach­hal­ti­ge­re Weltwirtschaftsordnung.
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Zins­zah­lun­gen im ecor-System
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Zinsen auf ecor-Gutha­ben von Überschussländern:
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Im ecor-System gibt es Über­le­gun­gen, Nega­tiv­zin­sen auf ecor-Gutha­ben von Über­schuss­län­dern zu erhe­ben. Diese Nega­tiv­zin­sen würden als Anreiz dienen, die Gutha­ben nicht zu horten, sondern aktiv zu nutzen. Über­schuss­län­der, die große Mengen an ecor akku­mu­lie­ren, könn­ten dazu gedrängt werden, ihre ecor-Bestän­de zu inves­tie­ren, um die nega­ti­ven Zinsen zu vermei­den. Dies würde verhin­dern, dass das Kapi­tal in weni­gen Ländern konzen­triert bleibt und gleich­zei­tig die globa­le Nach­fra­ge nach grünen Projek­ten ankurbeln.
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Nutzung von ecor-Guthaben:
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Über­schuss­län­der können ihre ecor-Gutha­ben inner­halb des Systems zum Import nach­hal­ti­ger Güter von ande­ren Mitglieds­län­dern nutzen. Die Nach­fra­ge kann grüne Wirt­schafts­zwei­ge in Defi­zit­län­dern stär­ken. Sollte ein Land viele ecor-Credits ange­sam­melt haben und diese nicht in Form von nach­hal­ti­gen Impor­ten nutzen, wäre auch eine geziel­te Weiter­ga­be an Defi­zit­län­der als eine Art Hilfs­zah­lung möglich. Dies würde den Defi­zit­län­dern wieder mehr Spiel­raum für nach­hal­ti­ge Impor­te geben. Dies ist auch im Inter­es­se der Export­län­der. Für die Geber­län­der besteht kein Anreiz, die ecors zu halten, und sie könn­ten ohne­hin nicht für inlän­di­sche Inves­ti­tio­nen ausge­ge­ben werden. Vor diesem Hinter­grund vermei­det die zins­lo­se Schen­kung oder Weiter­ga­be Nega­tiv­zin­sen und stärkt das Gesamt­sys­tem mit dem Grund­ge­dan­ken einer nach­hal­ti­gen und gerech­ten Transformation.
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Zinsen als Steuerungsinstrument:
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Die Zins­sät­ze im ecor-System werden auch als poten­ti­el­les Steue­rungs­in­stru­ment zur Förde­rung des Gleich­ge­wichts inner­halb des Systems ange­se­hen. Beispiels­wei­se könn­ten die Zinsen auf Gutha­ben von Über­schuss­län­dern progres­siv anstei­gen, je länger diese Länder ihre ecor-Bestän­de halten. Dies würde den Druck auf diese Länder erhö­hen, ihre Über­schüs­se entwe­der zu inves­tie­ren, als Entwick­lungs­hil­fe zu verge­ben oder ander­wei­tig produk­tiv zu nutzen.
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