Der Überblick Nr. 273 – Redaktion

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Die Kurz­fas­sung der Aufsät­ze dieser Ausgabe

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„Vergiss den Plane­ten, rette den Garten“ – Mari­an­ne Grone­mey­er – Seiten 6 – 11

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Über eine außer­ge­wöhn­li­che Analy­se des Kapi­ta­lis­mus zeigt Mari­an­ne Grone­mey­er in diesem Beitrag den Weg zur Wieder­be­le­bung von Subsis­tenz auf. In dem Maße, in dem es gelingt, die Nach­fra­ge nach Gütern zu verrin­gern, wird auch weni­ger Geld benö­tigt, um die mensch­li­chen Grund­be­dürf­nis­se zu befrie­di­gen. Für das Ende des mate­ri­el­len Wirt­schafts­wachs­tums auf dem Weg zu nach­hal­ti­gem Leben soll niemand Mangel an Lebens­not­wen­di­gem leiden müssen. Eine Subsis­tenz­stra­te­gie kann dazu einen bedeu­ten­den Beitrag leis­ten. Die Entde­ckung von Üppig­keit bei gleich­zei­tig scho­nen­dem, hegen­dem und pfle­gen­dem Umgang der von Natur aus knap­pen Ressour­cen, ist ein Lern­pro­zess. Einer, der zwangs­läu­fig die Unter­schie­de von natür­li­cher und künst­lich erzeug­ter Knapp­heit aufdeckt. „Eine Revo­lu­ti­on der Satten gegen ihre Satt­heit kann es nicht geben, es sei denn, die Satt­heit wäre selbst so beelen­dend, wie es einst der Hunger war.“ Mit dem Fokus auf Konsum und Wachs­tum ging die Entfrem­dung einher. Effi­zi­ent ist, was auf kürzes­tem Weg zum mone­tä­ren Erfolg führt. Da hat die Lang­sam­keit einer subsis­ten­ten Lebens­wei­se vermeint­lich keinen Platz. Am Beispiel des Gartens als Lehr­meis­ter für eine andere Effi­zi­enz erar­bei­tet die Autorin über­zeu­gend eine alter­na­ti­ve Sicht­wei­se. Für die Frei­le­gung der hinter der Subsis­tenz stehen­den Kraft und des Reich­tums in uns bedarf es neuer Wege in der Bildung. Mari­an­ne Grone­mey­er ermu­tigt Inter­es­sier­te, ins Handeln zu kommen, indi­vi­du­ell und gemeinschaftlich.

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Denkt an die Enkel eurer Enkel! – Sieg­fried Wendt – Seiten 12 – 14

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Der Autor plädiert für eine Zukunfts­pla­nung, die sich über mindes­tens vier Gene­ra­tio­nen erstre­cken sollte. Die Exis­tenz der gesam­ten Mensch­heit ist bedroht und verlangt radi­ka­le Maßnah­men. In Poli­tik und Wirt­schaft wird jedoch für immer klei­ner werden­de Zeit­ab­schnit­te geplant und dementspre­chend Verant­wor­tung auf unbe­stimm­te Zeit und Perso­nen verla­gert. Die Ablö­sung des einzig auf Rendi­te ausge­rich­te­ten Kapi­ta­lis­mus ist zwin­gend erfor­der­lich. Sieg­fried Wendt unter­mau­ert diese Forde­rung mit vielen Beispie­len und weist der Aufklä­rung aller Bevöl­ke­rungs­schich­ten einen hohen Stel­len­wert zu. Der Kapi­ta­lis­mus kulti­viert lauter nega­ti­ve Eigen­schaf­ten im Menschen, aber die Gewöh­nung an die Gege­ben­hei­ten braucht zu deren Über­win­dung Einsicht, die zunächst geweckt werden muss. Dabei spielt Bildung eine tragen­de Rolle.

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Univer­sel­le Soli­da­ri­tät, ökolo­gi­sche Leit­plan­ken und Klima­wen­de von unten „EXIT-Stra­te­gie – Klima­wäh­rung ECO“ – Markus Henning – Buch­re­zen­si­on – Seiten 14 – 16

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In seinen Buch­re­zen­sio­nen gelingt es Markus Henning stets, die Kern­aus­sa­gen der bespro­che­nen Werke heraus­zu­ar­bei­ten und gemäß ihrer Aktua­li­tät und Dring­lich­keit in Bezug zu ande­ren Wissens­ge­bie­ten zu stel­len. So entste­hen einzig­ar­ti­ge gedank­li­che Symbio­sen und Quer­ver­bin­dun­gen. Das beginnt bereits bei der Auswahl der vorge­stell­ten Bücher. Im vorlie­gen­den Fall geht es um einen der aktu­ell unzäh­li­gen Beiträ­ge zum Thema Ökolo­gie und Klima­wen­de. Der Rezen­sent weist nach, wie das Autoren­paar Angela und Jens Hanson „struk­tur­krea­tiv in globa­len Zusam­men­hän­gen denkt“ und dennoch ein Konzept erar­bei­te­te, das konkre­te Schrit­te aus der Bevöl­ke­rung heraus ermög­licht. Damit ließe sich die Über­zeu­gung auflö­sen, wonach die jetzt nöti­gen Maßnah­men nur von den poli­ti­schen Eliten ausge­hen können.

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Manch­mal Lachs, das wär’s – Pat Christ – Seiten 17 – 19

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Die Jour­na­lis­tin machte sich auf die Suche nach konkret erleb­ter Armut. Sie suchte dazu das Gespräch mit einer Schuld­ner­be­ra­tung und Sozi­al­be­ra­tungs­stel­len. Pat Christ inter­view­te für unsere Zeit­schrift direkt Betrof­fe­ne. Erleb­nis­se mit der Tafel oder den Erfor­der­nis­sen, wie das übli­che Leben aus Beruf und Fami­lie mit einer auf Kante genäh­ten Finanz­pla­nung gemeis­tert werden müssen, zeugen eindrucks­voll von einem Alltag am Rande der Gesell­schaft. Bei derlei Recher­chen wird deut­lich, welche Formen Armut anneh­men kann und vor allem, wie gefähr­det davon auch gesell­schaft­li­che Schich­ten sind, die man bei der Armuts­dis­kus­si­on nicht zual­ler­erst im Blick­feld hätte.

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Kapi­ta­lis­mus – System insti­tu­tio­na­li­sier­ter Verknap­pung – Dirk Löhr – Seiten 20 – 25

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Der Aufsatz beleuch­tet die lange Zeit sehr nied­ri­ger Zinsen, die Bestand hatte, bis vor einem Jahr durch die EZB die Phase stei­gen­der Zinsen zur Bekämp­fung der Infla­ti­on einge­läu­tet wurde. Dabei geht es Dirk Löhr um einen Aspekt in dieser Zeit­span­ne, der eine These von Geld­re­for­mern womög­lich als nicht stich­hal­tig entlarv­te. Nach Silvio Gesell und John Maynard Keynes hätte es zu einem Ende der Kapi­tal­ak­ku­mu­la­ti­on kommen müssen, was aber nach­weis­lich nicht eintrat. Waren damit wirt­schafts­wis­sen­schaft­li­che Annah­men falsi­fi­ziert? In einem geschicht­li­chen Abriss erläu­tert der Autor die Entwick­lung, die zu den Thesen führte, und stellt sie auch in Bezie­hung zu klas­si­schen Theo­rie­an­sät­zen. Dirk Löhr kommt zu dem Ergeb­nis, dass die während der Zeit von Null­zin­sen umge­setz­ten Maßnah­men der EZB und der Poli­tik zu einer Verla­ge­rung der enor­men Kapi­tal­men­gen auf andere Anla­ge­for­men dafür sorg­ten, dass die Kapi­tal­auf­häu­fung und ‑konzen­tra­ti­on weiter voran­schritt. Das Poten­ti­al zur Verknap­pung und weiter­hin funk­tio­nie­ren­der Gewinn­erzie­lung ergibt sich für die großen Geld­ver­mö­gen insbe­son­de­re in den Berei­chen Grund und Boden und in Bezug auf „virtu­el­le Assets“ wie Paten­te und geis­ti­ge Eigen­tums­rech­te. Die lange Zeit nied­ri­ger Zinsen war demnach inso­fern lehr­reich, als dass sie deut­lich machte, wie uner­läss­lich ein Inein­an­der­grei­fen unter­schied­li­cher Reform­an­sät­ze sein muss, um die anstö­ßi­gen Formen des Kapi­ta­lis­mus zu über­win­den. Gesell und Keynes darf demzu­fol­ge weiter­hin Gültig­keit für Ihre Annah­men attes­tiert werden. 

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Wie schlimm ist die Zins­ram­pe? – Dezer­nat Zukunft – Seiten 26 – 29

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In diesem Beitrag des Autoren­tri­os Sigl-Glöck­ner, Mühlen­weg und Krahé, werden die Staats­schul­den beleuch­tet, die einem im Umfeld rapide stei­gen­der Zinsen wieder die Sorgen­fal­ten in Bezug auf die Entwick­lung der Staats­aus­ga­ben auf die Stirn zeich­nen. Die Autoren zeigen auf, wie „mittel­al­ter­li­che“ Buch­hal­tungs­me­tho­den Zins­las­ten aus der Staats­schuld in den aktu­el­len Haus­halt einflie­ßen lassen und damit zu Restrik­tio­nen bei Ausga­ben­po­si­tio­nen führen. Die ange­wand­te „Buch­hal­tungs­ma­gie“ wird einleuch­tend darge­legt. Im Ergeb­nis warnen die Exper­tin­nen und Exper­ten des „Dezer­nat Zukunft“ vor zu kurz­fris­ti­ger Fokus­sie­rung auf die Zins­kos­ten und plädie­ren für mehr Haus­halts­trans­pa­renz, damit die aktu­ell umfang­rei­chen finan­zi­el­len Heraus­for­de­run­gen des Staa­tes nicht durch eine falsche Ausga­ben­po­li­tik unnö­tig behin­dert werden.

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Schaf­fung von Zahlungs­mit­teln „von unten“ – Hans-Flori­an Hoyer – Seite 29 – 32

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Könn­ten Zahlungs­mit­tel auch unab­hän­gig von Staat und Zentral­ban­ken geschaf­fen werden? Der Autor erläu­tert an einem Beispiel, wie das staat­li­che Geld­sys­tem ergänzt werden kann. Dabei können zeit­ge­mä­ße Ideal­vor­stel­lun­gen, wie ein Grund­ein­kom­men inte­griert werden. Mit einem „Zirkel des Vertrau­ens“ als Grund­la­ge der Idee unter­schei­det sie sich von moder­nen Kryp­to­wäh­rungs­mo­del­len, die in der Regel von einem Miss­trau­en in staat­li­che Geld­schöp­fung getra­gen werden. Dennoch zeigt der Autor auf, wie die zugrun­de liegen­de Tech­no­lo­gie der Digi­tal­gel­der für die Umset­zung einer „Geld­schöp­fung von unten“ genutzt werden kann. 

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Absur­de Unter­stel­lun­gen – Pat Christ – Seiten 33 – 35

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Bei dieser Recher­che unter­sucht die 2017 mit dem Würz­bur­ger Frie­dens­preis ausge­zeich­ne­te freie Jour­na­lis­tin die Rechts­las­tig­keits­vor­wür­fe, denen sich Vertre­ter, Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen der Anthro­po­so­phie Rudolf Stei­ners in letz­ter Zeit ausge­setzt sehen. Millio­nen Menschen in Deutsch­land und vielen ande­ren Ländern schät­zen die Arbeit von Waldorf­schu­len, dem ökolo­gi­schen Land­bau von Deme­ter, der GLS-Bank oder Firmen wie Alna­tu­ra, den DM-Droge­rien und unzäh­li­gen weite­ren Mittel­ständ­lern. Pat Christ inter­view­te Betei­lig­te und erforsch­te, was die Vorwür­fe inner­halb anthro­po­so­phisch beein­fluss­ter Einrich­tun­gen bewir­ken. Sie zeigt dabei auf, welche Folgen heut­zu­ta­ge das soge­nann­te Framing haben kann. Sie ermit­tel­te jedoch auch, wie die aktive Ausein­an­der­set­zung erfolgt und welche Lehren gezo­gen werden. An der Werte­ori­en­tie­rung, deren Befür­wor­tung zum großen Erfolg der Anthro­po­so­phie beitrug, will man fest­hal­ten, denn sie bleibt zukunfts­wei­send für die Entwick­lung der Gesellschaft.

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„Drei­glie­de­rung – Die Kunst der Zusam­men­ar­beit“ – Karl-Dieter Bodack – Seiten 36 – 40

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Der Autor zeich­net den Weg der Anthro­po­so­phie mit seiner Drei­glie­de­rung durch die Geschich­te der Bundes­re­pu­blik nach. Karl-Dieter Bodack war Anfang der 80-er Jahre Bera­ter des Vorstands­vor­sit­zen­den der Deut­schen Bahn. In dieser Funk­ti­on gelang es ihm, wegwei­sen­de Projek­te auf die „Schie­ne zu setzen“, die vom Abbau von Büro­kra­tie und Einfüh­rung soli­da­ri­scher Konzep­te geprägt waren. Sie wurden erfolg­reich umge­setzt, fielen aber der Priva­ti­sie­rung der Bahn zum Opfer. Die Schaf­fung sozia­ler Orga­nis­men ist auch heute in Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen auf beson­de­re Weise umsetz­bar. Es bedarf einer Weiter­ga­be entspre­chen­der Konzep­te auf dem Bildungs­weg. Der Beitrag erläu­tert aus akti­ver Erfah­rung heraus gang­ba­re Schrit­te auf diesem Weg.

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Buch­re­zen­si­on – „Das post­ka­pi­ta­lis­ti­sche Mani­fest“ – Alwine Schrei­ber-Martens – Seiten 41 – 43

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Die Rezen­sen­tin befasst sich einge­hend mit dem „Post­ka­pi­ta­lis­ti­schen Mani­fest“ des Autors Toni Andreß. Beson­de­res Augen­merk legt Alwine Schrei­ber-Martens auf die Verbin­dung des Buches von der Analy­se zu den Lösungs­vor­schlä­gen. Sowohl natio­na­le wie inter­na­tio­na­le Aspek­te führen dabei zu den Ideen von John Maynard Keynes und Silvio Gesell.

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Krieg und Wahr­heit – Alwine Schrei­ber-Martens – Seiten 41 – 43

Ernst Niemei­er bezieht sich in seinem Text auf den gleich­na­mi­gen Aufsatz von Günther Moewes, der in der Ausga­be 272 der HUMANEN WIRTSCHAFT erschien. Moewes kommt über eine ausführ­li­che Unter­su­chung zu dem Schluss, dass der Westen den Ukrai­ne-Krieg hätte vermei­den können. Dieser These wider­spricht Ernst Niemei­er und führt dazu seiner­seits eine Samm­lung von Bele­gen und deren Inter­pre­ta­ti­on ins Feld.

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