Der mühsame Weg… – Pat Christ
Über Umwege wirbt der Verein Regio-Mark für eine Komplementärwährung.
er nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde, wird es kaum schaffen, zeitlebens einen solchen zu bekommen. Denn Geld fließt gewöhnlich zu denen, die Geld haben. Es sei denn, es handelt sich tatsächlich um „fließendes Geld“. Ein solches Geld will der Schwabacher Verein Regio-Mark als Ergänzung zum Euro in Mittelfranken einführen. Im Oktober 2013 wurden die ersten Exemplare des „MittelFranken“ beim Schwabacher Regionalmarkt vorgestellt.
Dass ein auf schnelle Gewinne ausgerichtetes Shareholder-Value alles andere als sinnvoll ist, erkannten in den letzten Jahren sogar Prediger dieser vermeintlichen Heilslehre. So soll Jack Welch, der frühere Chef des US-Elektrokonzerns General Electric, 2010 in einem Interview mit der „Financial Times“ gesagt haben: „Genau genommen ist Shareholder Value die blödeste Idee der Welt.“ Seither geht der Trend noch stärker hin zu sogenanntem Careholder Value: Wirtschaftliches Handeln orientiert sich an sozialen Kriterien und dem Gemeinwohl. Letzterem haben sich auch Regionalwährungen dezidiert verschrieben.
Gleichzeitig wollen sie die Kapitalflucht aus der Region unterbinden. Auch der „MittelFranken“ soll die Kaufkraft in der Region halten, regionale Wirtschaftskreisläufe anregen und sie schließen, er soll Unternehmen vor Ort stärken und Arbeitsplätze in der Region erhalten. Wie viele andere Regionalwährungen, wird auch der durch eine Umlaufgebühr gesteuerte „MittelFranken“ keine Zinsen und keine Inflation kennen. Womit er sich auch nicht zum Spekulieren eignet. Er wird auf gleiche Weise altern, wie die mit ihm bezahlten Güter. Und er kann nicht angehäuft werden.
Viele Menschen goutieren inzwischen diese Idee. Allerdings: Zu wenige sind bereit oder haben die Möglichkeit, sich konkret für die Umsetzung zu engagieren. In Schwabach kam schon 1998 der Gedanke „Regionalwährung“ auf, erklärt Regionalwährungsfan Clemens Koch: „Man ist damals auch sehr euphorisch gestartet.“
Aufgabe war nicht lösbar
Aus verschiedenen Gründen war die selbst gestellte Aufgabe jedoch nicht lösbar. Der Verein bröckelte. Und lag irgendwann brach. Koch gehört zu einer Gruppe von Menschen, die 2009 darangingen, die Initiative wiederzubeleben. Am Ziel, eine Regionalwährung in Mittelfranken einzuführen, halten er und die aktuell 30 Vereinsmitglieder fest: „Die Idee umzusetzen, bedeutet allerdings einen sehr großen Aufwand.“
Die theoretischen Details für eine Regionalwährung festzuklopfen, ist laut Koch, heute Vorsitzender des Vereins Regio-Mark, noch die leichteste Übung. So existiert seit 2010 ein ausgefeilter Businessplan: „Damit wollten wir herausfinden, ob sich die Idee bei uns überhaupt tragen könnte.“ Von Christian Gelleri und anderen Initiativen des Regiogeld-Vereins habe man schließlich gewusst, wie viel Arbeit es bedeutet, eine Regionalwährung zu organisieren.
Die Kardinalfrage lautet: Woher kommt das Geld für die Organisation? Koch: „Es soll ja bei uns auf keinen Fall alles am Ehrenamt hängen bleiben.“ Der Businessplan machte klar, dass es mindestens 30 Unternehmen und an die 200 Interessenten braucht, um erfolgreich starten zu können. Eigentlich sollte es nicht so schwer sein, diese Menschen zu finden. Sollte man meinen. Schließlich wünschen sich eine Menge Leute gesellschaftliche Veränderungen.
Endlich gegensteuern
Sie befürchten zum Beispiel, dass die Demokratie allmählich von einer Oligarchie ausgehöhlt wird – also von einer Herrschaft von wenigen Reichen über die große Mehrheit der Bevölkerung. Diese Furcht trieb auch Margrit Kennedy um. Bereits 1996 erklärte sie: „Zwar glauben wir, in einer Demokratie zu leben, aber dies ist bestenfalls noch eine Oligarchie und wird im schlimmsten Fall in ein faschistisches Régime münden, da die Macht des Geldes in den Händen von immer weniger Menschen keiner politischen Kontrolle untersteht.“ Der Wunsch wächst, dass hier endlich gegengesteuert wird, indem die Umverteilungsmechanismen des Geldes ausgehebelt werden.
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