Steuer als Alternative zur Bargeldabschaffung – JP Koning – Deutsch von A. Bangemann

Bank­no­ten von hohem Nomi­nal­wert sind in inter­na­tio­na­len Fach­krei­sen in der Diskus­si­on. Strit­tig ist eine wich­ti­ge Eigen­schaft des Bargelds, die sowohl posi­tiv, wie nega­tiv bewer­tet werden kann: Die Anony­mi­tät beim Bezah­len. Eini­ges spricht dafür, eine Tren­nung inner­halb der Geld­po­li­tik vorzu­neh­men, die im Ergeb­nis sinn­vol­le Maßnah­men in Bezug auf die Anony­mi­tät von Bargeld­zah­lun­gen zulässt, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten. – - – 
JP Koning plädiert für eine Steuer auf Bargeld, anstel­le der Abschaffung.- – - 
Einlei­tung der Redaktion – - – 
Ken Rogoff fordert bekannt­lich ein Verbot von Bank­no­ten mit hohem Wert, um gegen Steu­er­hin­ter­zie­hung und Krimi­na­li­tät vorzu­ge­hen. Aber anstatt Geld­schei­ne bestimm­ter Größen komplett zu verbie­ten, könnte man auch einen markt­be­zo­ge­nen Ansatz verfol­gen, indem man eine Steuer einfüh­ren würde. Neben weite­ren Vortei­len gäbe eine Steuer den Menschen Flexi­bi­li­tät. Es bliebe ihnen über­las­sen, bezüg­lich der Einschrän­kung der Verwen­dung von Geld­schei­nen den für sie billigs­ten Weg zu finden. Ein vergleich­ba­res Verfah­ren hat man auch gewählt, um Treib­haus­gas­emis­sio­nen zu redu­zie­ren. Warum also diesen steu­er­li­chen Weg nicht auch bei Bank­no­ten gehen? – - – 
Mein Beitrag für das „Sound Money Project“ hinsicht­lich der Einfüh­rung von Prei­sen für den Vorteil finan­zi­el­ler Anony­mi­tät befass­te sich mit dieser Idee. Die Eigen­schaft der Anony­mi­tät von Bank­no­ten ist sowohl „gut“ als auch „schlecht“. Menschen haben eine legi­ti­me Nach­fra­ge nach einem finan­zi­el­len Schutz­raum; einer siche­ren Zone, in der weder Freun­de, Fami­lie, Regie­rung noch andere Dritte sehen können, was sie kaufen oder verkau­fen. Heut­zu­ta­ge ist Bargeld der einzi­ge Weg, dies zu gewährleisten. – - – 
Jedoch kann dieser Schutz­raum für Steu­er­hin­ter­zie­hung miss­braucht werden. Die daraus resul­tie­ren­de Finan­zie­rungs­lü­cke zwingt die ehrli­che Steu­er­zah­ler­mehr­heit dazu, einen höhe­ren als ihren gerech­ten Anteil für staat­li­che Dienst­leis­tun­gen zu bezah­len. Dieser Zustand ist nicht hinnehmbar. – - – 
Die Finan­cial Priva­cy Tax – - – 
Eine Möglich­keit, dieser Unge­rech­tig­keit zu begeg­nen, besteht darin, den Preis der Bank­no­ten­nut­zung so anzu­he­ben, dass damit die Kosten des Verlusts durch Steu­er­hin­ter­zie­her kompen­siert werden. Mit einer Steuer auf Bank­no­ten, nennen wir es eine „Finan­cial Priva­cy Tax“ , lässt sich das errei­chen. Sie inter­na­li­siert exter­ne Kosten, bzw. den finan­zi­el­len Scha­den, der ande­ren zuge­fügt wird. – - – 
Inter­es­san­ter­wei­se gibt es diese Steuer bereits. Für jede von ihr ausge­ge­be­ne Bank­no­te erhält eine Zentral­bank norma­ler­wei­se ein risi­ko­lo­ses, verzins­li­ches Wert­pa­pier in ihren Bestand. In einem freien Markt würde dieser so von der Zentral­bank einge­nom­me­ne Zins den Inha­bern von Bank­no­ten zugu­te­kom­men, zum Beispiel durch die Einfüh­rung von Lotte­rien zuguns­ten von Seri­en­num­mern auf den Bank­no­ten. Anstatt die verein­nahm­ten Zinsen umzu­ver­tei­len, behält die Zentral­bank sie jedoch zurück. Der Betrag, den sie einbe­hält, stellt gewis­ser­ma­ßen die Finan­cial Priva­cy Tax dar. – - – 
In Kanada zum Beispiel beträgt der Tages­geld­satz (over­night inte­rest rate) derzeit 1,25 %. Da der Zins einer Bank­no­te bei 0% liegt, behält die Bank of Canada $ 1,25 Zins­zah­lun­gen für jede 100-Dollar-Note ein. Auf diese Weise wird ein bank­no­ten­nut­zen­der Kana­di­er effek­tiv mit 1,25 C$ pro verwen­de­tem 100-Dollar­schein besteu­ert. Wer die Steu­er­pflicht vermei­den will, zahlt die Bank­no­te auf ein Bank­kon­to und spart dadurch 1,25 % pro Jahr. Aber sobald man das tut, gibt man seine finan­zi­el­le Privat­sphä­re auf. – - – 
Zinsen als Instru­ment der Geldpolitik – - – 
Gegen­wär­tig sind derlei Steu­ern auf Bank­no­ten nicht bewusst als Beitrag zum Schutz der Anony­mi­tät beim Bezah­len gedacht. Damit meine ich, es ist nicht so, dass Zentral­ban­ker sich an einen Konfe­renz­tisch gesetzt hätten und inten­siv über die Kosten und Vortei­le der Anony­mi­tät nach­ge­dacht hätten, um die Höhe der Steuer best­mög­lich auszu­ta­rie­ren. Sie ergab sich viel­mehr zufäl­lig. Histo­risch betrach­tet nehmen Noten­ban­ker einfach an, dass man für Bank­no­ten niemals einen ande­ren Zins als 0 % erzie­len kann. (Genau justier­ba­re Zins­sät­ze für Geld­schei­ne, sowohl posi­ti­ve als auch nega­ti­ve, sind tatsäch­lich ziem­lich einfach zu verwirk­li­chen, wie ich zeigen werde). Das bedeu­tet, dass die Priva­cy Tax stets so hoch ist wie der zuletzt fest­ge­leg­te Tagesgeldsatz. – - – 
Der Tages­geld­satz ist indes­sen Ausdruck eines völlig ande­ren Denk­pro­zes­ses: der Geld­po­li­tik. Die Zentral­ban­ker pendeln den Tages­geld­satz nach oben oder unten, um das von ihnen gewähl­te Infla­ti­ons­ziel zu errei­chen. Das Problem dabei ist, dass zwei sepa­ra­te Entschei­dun­gen zusam­men­ge­wor­fen werden. Die Höhe, in der die Zentral­bank ihre Finan­cial Priva­cy Tax fest­setzt, ist zu einem schlecht durch­dach­ten Neben­pro­dukt ihrer gewähl­ten makro­öko­no­mi­schen Poli­tik geworden. – - – 
Hier ein Beispiel für dieses Durch­ein­an­der: Wenn die Bank of Canada beschließt, die Geld­po­li­tik morgen durch eine Erhö­hung ihres Zins­sat­zes von 1,25 % auf 1,5 % zu straf­fen, hat sie gleich­zei­tig eine davon völlig abge­trenn­te Entschei­dung getrof­fen, nämlich die Priva­cy Tax auf Bank­no­ten um 0,25 % zu erhö­hen. Aber während die geld­po­li­ti­sche Entschei­dung von einer Fülle von Daten und Berech­nun­gen gelei­tet wird, ist die Erhö­hung der Priva­cy Tax rein will­kür­lich – kein logi­scher Gedan­ke hat eine Erhö­hung gerecht­fer­tigt. Man hat voll­ende­te Tatsa­chen geschaffen. – - – 
Betrach­ten wir es noch aus einem ande­ren Blick­win­kel. Nehmen wir an, dass die Bank of Canada fest­ge­stellt hat, dass es ange­mes­sen wäre, die Finan­cial Priva­cy Tax um 0,25 % zu erhö­hen. Mit seinen derzei­ti­gen Werk­zeu­gen kann sie dies nur errei­chen, indem sie den Tages­geld­satz um 0,25 % erhöht. Aber diese Straf­fung der Geld­po­li­tik könnte mögli­cher­wei­se die gesam­te Wirt­schaft ins Trudeln brin­gen, um ein völlig ande­res poli­ti­sches Ziel zu errei­chen, nämlich die ange­mes­se­ne Besteue­rung der Privatsphäre. – - – 
Es gibt keinen guten Grund dafür, die beiden Entschei­dun­gen nicht vonein­an­der zu tren­nen. Das Instru­ment, das es den Zentral­ban­kern ermög­li­chen würde, dies zu tun, ist die Befä­hi­gung, posi­ti­ve und nega­ti­ve Zins­sät­ze für Bank­no­ten fest­zu­set­zen. Ich habe weiter oben von Lotte­rien der Seri­en­num­mern gespro­chen, mit deren Hilfe posi­ti­ve Zinsen ausbe­zahlt werden könn­ten. Im Weite­ren werde ich eine Möglich­keit erör­tern, wie nega­ti­ve Zinsen bezahlt werden können. Um zu erken­nen, wie diese Instru­men­te geld­po­li­ti­sche Entschei­dun­gen erfolg­reich von jenen der Priva­cy Tax tren­nen könn­ten, kehren wir zu unse­rem vorhe­ri­gen Beispiel zurück. Sollte die Bank of Canada den Tages­geld­satz aus geld­po­li­ti­schen Über­le­gun­gen von 1,25 % auf 1,5 % erhö­hen, will aber die Finan­cial Priva­cy Tax nicht ändern, dann könnte sie gleich­zei­tig den Zins­satz für Bank­no­ten von 0% auf 0,25 % erhö­hen. Die ursprüng­li­che Steuer von 1,25 % bliebe dadurch für den Geld­schein­be­sit­zer intakt. Er erhält die Erhö­hung der Steuer durch die 0,25 % Zinsen auf seine Schei­ne ersetzt. – - – 
Umge­kehrt würden diese Instru­men­te es ermög­li­chen, die Priva­cy Tax zu erhö­hen oder zu senken, ohne eine poten­zi­ell schäd­li­che Ände­rung der Geld­po­li­tik auszu­lö­sen. In unse­rem Beispiel würde die Bank of Canada, um die Priva­cy Tax von 1,25 % auf 1,5 % zu erhö­hen, bei gleich­zei­ti­gem konstant Halten des Tages­geld­sat­zes, den Zins­satz für Bank­no­ten von 0 % auf ‑0,25 % ändern. Dadurch werden Besit­zer von Bank­no­ten mit 1,5 % pro Jahr besteu­ert, wovon 1,25 % auf den entgan­ge­nen Tages­geld­satz entfal­len und der andere Teil der 0,25 %-ige Nega­tiv­zins­satz ist. Dies würde ohne eine Verschär­fung oder Locke­rung der Geld­po­li­tik erreicht. – - – 
Damit hätten wir Grund­le­gen­des erreicht: Geld­po­li­ti­sche Entschei­dun­gen wären von jenen zur Priva­cy Tax getrennt. Der Vorteil, diese beiden Denk­pro­zes­se auftei­len zu können, besteht darin, dass es fortan möglich ist, genau­es­tens darüber nach­zu­den­ken, welches der rich­ti­ge Steu­er­satz für die Privat­sphä­re sein sollte. – - –
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