12 Stunden Goldener Schlaf – Claudia Pflug
hin zu einer „Humanen Wirtschaftsordnung“ möchte ich Sie auf eine Thematik aufmerksam machen, die sich wie die Faust aufs Auge in die Artikel einfügt. Durch meine Schwangerschaft sah ich mich unter anderem mit dem Thema Windeln konfrontiert. Ich beabsichtigte eigentlich, mit Stoff zu wickeln. Im Zuge meiner Recherchen im Internet stieß ich jedoch auf Hinweise, dass es auch ohne Windeln geht. So gibt es zum Beispiel ein Buch von Rita Messmer „Ihr Baby kann’s“ oder von Ingrid Bauer „Es geht auch ohne Windeln.“ Gleich als ich nach dem dritten Tag aus der Klinik zurück
kam und ich das Baby ausgepackt hatte, habe ich es über der Badewanne abgehalten und siehe da, es hat sein Geschäft
außerhalb der Windel verrichtet. Nun – worauf ich hinaus will: In anderen Ländern ist es ganz normal, die Babys nicht zu wickeln, sondern auf seine Ausscheidungsbedürfnisse zu achten und es nicht in seinen Ausscheidungen liegen zu lassen. Dummerweise kann man mit dieser Einstellung kein Geld verdienen. Die Firma Pampers von Procter & Gamble
steckt Unmengen Geld in Forschung und Werbung
[http://www.spiegel.de/spiegel/a‑710878.html, http://papa-online.com/so-entsteht-eine-pampers-ein-blickhinter-
die-kulissen-des-windelgiganten/, http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/pampers-in-schwalbach-auf-dersuche-
nach-der-besten-windel-aller-zeiten-12563184.html]
und suggeriert, dass das Baby viel besser durchschlafen kann, weil es wegen der tollen saugfähigen Windel ja so schön trocken bleibt und keine Nässe spürt. Eigenartig, dass mein Baby regelmäßig mehr als 8 Stunden durchschläft, trocken bleibt und sich erst löst, wenn ich es abhalte. Das muss dann allerdings ziemlich flott gleich nach dem Munterwerden passieren. Im Übrigen wird durch ein Hormon gesteuert, dass nachts der Urin zurückgehalten wird. Also eine glatte Lüge der Industrie. Rita Messmer schreibt in ihrem Buch: „Man wird es wohl eher fertig bringen, den Menschen, die heute noch
keine Windeln kennen, unsere Windelkultur zu bringen, als von ihnen zu lernen, wie es ohne Windeln geht.
„Den Konzernen geht es nicht um die Hygiene und Gesundheit der Kinder, sondern nur ums Geschäft.“ Gigantisch – in vollkommener Verblendung Weitere Aspekte sind natürlich auch die der Umwelt, der Kosten und des Abfalls. Laut Rita Messmer fallen in Deutschland jährlich etwa 340.000 Tonnen Windelmüll an. Es braucht ungefähr 300 Jahre, bis eine moderne Windel verrottet ist. Und ein Baby produziert zwischen 1 bis 2,5 Tonnen Windelmüll. Auch der Herstellungsprozess belastet die Umwelt enorm. Ich habe ein wenig das Gefühl, dass die Ausmaße so gigantisch und die
Verblendung so vollkommen ist – wie zum Beispiel beim Zinseszins – dass die Angelegenheit gar nicht als problematisch
wahrgenommen wird. Im Übrigen habe ich in meinem direkten Bekanntenkreis noch niemanden getroffen, der die Windelfreiheit bzw. einen reduzierten Windelverbrauch praktiziert. Immerhin habe ich bei den Damen aus meinem Geburtsvorbereitungskurs Werbung damit gemacht. Aber es traut sich eben doch keine so richtig ran. Auch hier scheint die Macht der Werbung enorme Wirkung entfaltet zu haben. Keiner (fast keiner) macht sich Gedanken darüber, dass sich Babys, so klein sie auch sein mögen, ihrer Ausscheidungen bewusst sind. Es würde auch keiner in Frage stellen, dass ein Baby weiß, wann es Hunger hat. Natürlich muss ich sehr eng am Baby dran sein, um seine Signale zu verstehen und wahr zu nehmen. Manchmal kann es aber auch sehr deutlich meckern, wenn es muss. Wenn ich dann nicht reagiere, ist es meine Sache. Auf seinen Instinkt zu vertrauen, wird heute leider nicht mehr vermittelt. Aber ihn wiederzuerwecken, ist der
Mühe wert. Und das Tolle an der Sache ist, wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr zurück. Und Spaß macht das Abhalten auch. Selbst wenn eine Freundin von mir sagte, es sei wohl eher die Verwirrung durch die Hormone,
als dass so etwas Freude bereiten könne.
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