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  • Inclusive Capitalism – Wie sich der Finanzsektor die Welt unterwirft – Wolfgang Berger

    Inclusive Capitalism – Wie sich der Finanzsektor die Welt unterwirft – Wolfgang Berger

    1914 am Vorabend des 1. Welt­kriegs entsprach die Vertei­lung der Geld­ver­mö­gen unge­fähr der von 2014: 10 % der Bevöl­ke­rung war im Besitz von 90 % der Geld­ver­mö­gen. Insge­samt waren sie sieben mal so hoch, wie die Wirt­schafts­leis­tung eines Jahres. 2010 lag dieser Faktor bei 5,5 %, Tendenz weiter anstei­gend. [ermit­tel­te Thomas Piket­ty in seinem Buch „Kapi­tal des 21. Jahrhunderts“]

    Roger Martin du Gard, Autor des Werkes „Die Thibau­lts“ lässt seinen Helden zum 1. Welt­krieg sagen: „Nie zuvor ist die Mensch­heit so tief ernied­rigt, ihre Intel­li­genz so rück­sichts­los unter­drückt worden“.

    Der Schwei­zer Profes­sor Marc Ches­ney zeigt auf, wie das Demo­kra­tie­ver­sa­gen nach dem 1. Welt­krieg zu einer Herr­schaft der Finanz­aris­to­kra­tie über die Wirt­schafts­po­li­tik führte. [Marc Ches­ney: „Vom Großen Krieg zur perma­nen­ten Krise – Der Aufstieg der Finanz­aris­to­kra­tie und das Versa­gen der Demo­kra­tie“; Versus-Verlag Zürich] Die Akteu­re dieser Finanz­welt befin­den sich in einer Art gemein­schaft­li­chen Rausches, dessen gesell­schaft­li­che Folgen nur in Ausnah­me­fäl­len von ihnen selbst wahr­ge­nom­men werden. Sam Polk, Trader eines speku­la­ti­ven Fonds bringt es auf den Punkt: „Ich wollte mehr Geld und zwar aus dem glei­chen Grund, wie ein Alko­ho­li­ker noch ein Glas braucht. Ich war süch­tig.“ Und weiter: „Nicht nur, dass ich nicht dabei half, Lösun­gen für die Proble­me der Welt zu finden, ich profi­tier­te auch noch davon.“ [ebd.]

    Wo genau die Schnitt­stel­len zwischen Geld­macht und poli­ti­scher Macht inein­an­der­flie­ßen mag keiner genau beur­tei­len können. Indi­zi­en dafür, dass den „Süch­ti­gen“ der Zugang zu ihrer „Droge“ von mäch­ti­gen Bera­tern aus der Finanz­welt geeb­net wurde und immer noch wird, gibt es zuhauf. Ein freier, von poli­ti­schem Einfluss weit­ge­hend verschon­ter Finanz­markt wurde zum wünschens­wer­ten Ziel nahezu aller Eliten der west­li­chen Welt.

    Rolf Breuer, Vorstands­spre­cher der Deut­schen Bank, sprach es in einem lesens­wer­ten Aufsatz im Jahr 2000 so aus: „Wenn man so will, haben die Finanz­märk­te quasi als ‚fünfte Gewalt‘ neben den Medien eine wich­ti­ge Wäch­ter­rol­le über­nom­men. Wenn die Poli­tik im 21. Jahr­hun­dert in diesem Sinn im Schlepp­tau der Finanz­märk­te stünde, wäre dies viel­leicht so schlecht nicht.“ [„Die fünfte Gewalt“ aus DIE ZEIT Nº 182000 vom 27. April 2000: http://www.zeit.de/2000/18/200018.5._gewalt_.xml (Einge­se­hen am 21. 10. 2014)]

    250 globa­le Finanz­ma­na­ger tref­fen sich in London 

    Unter dem Thema „Inclu­si­ve Capi­ta­lism – Anstoß zum Umbruch“ hat Lady Evelyn de Roth­schild, Gattin von Robert de Roth­schild im Früh­som­mer nach London einge­la­den, zu einem Tref­fen ins Mansi­on House, die Resi­denz des Lord Mayor der City of London.

    Die dort ansäs­si­gen Finanz­fir­men haben Alder­man Fiona Woolf als 686. Lord Mayor zur Leite­rin der City of London Corpo­ra­ti­on gewählt – die zweite Frau in diesem Amt seit 1189. Zuvor war sie Part­ne­rin bei CMS Came­ron McKen­na, einer Kanz­lei mit 3.000 Anwäl­ten, die Finanz­fir­men bei Rechts­strei­tig­kei­ten mit Staa­ten vertritt.
    Der Prince of Wales hielt den Eröff­nungs­vor­trag. Lady de Roth­schild markier­te den Roten Faden der Konfe­renz: Die tiefe Sorge, dass die eigene PR nicht effi­zi­ent genug sei. Popu­lis­ti­sche Regie­run­gen könn­ten den Finanz­sek­tor über­neh­men und gar sei der Ausbruch einer Revo­lu­ti­on nicht ausge­schlos­sen: „Es ist wirk­lich gefähr­lich, wenn Busi­ness als eines der gesell­schaft­li­chen Proble­me gese­hen wird.“ 61 Prozent der Briten wollen eine Partei wählen, „die am härtes­ten mit Big Busi­ness umspringt”. 

    Bill Clin­ton erin­ner­te an die Depres­si­on zu Beginn seiner Regie­rungs­zeit. Seine Lösung war die Dere­gu­lie­rung des Finanz­sek­tors durch den Gramm-Leach-Blilay Act, mit der Folge der größ­ten Ungleich­ver­tei­lung von Einkom­men und Vermö­gen in den USA. „Das Vertrau­en wieder­zu­ge­win­nen und Werte zu bilden“ sei deshalb die aktu­el­le Heraus­for­de­rung. Mark Carney, Gouver­neur der Bank of England, deute­te an, wie das gehen könnte: Um Regie­rungs­ein­grif­fe in den Finanz­sek­tor zu vermei­den, sei ein Umbruch in Manage­ment, Aufsicht und Ethik erforderlich.

    Chris­ti­ne Lagar­de, Chefin des Inter­na­tio­nal Währungs­fonds, wies darauf hin, dass der Anteil des priva­ten Einkom­mens am Brut­to­in­lands­pro­dukt in Europa heute ähnlich hoch ist wie vor Beginn des 1. Welt­kriegs. Seit 1980 habe das reichs­te Prozent der US-Bürger seinen Anteil am Natio­nal­pro­dukt mehr als verdop­pelt. Die Verhält­nis­se seien jetzt wie am Vorabend der großen Depres­si­on 1929. Die 85 reichs­ten Menschen der Welt passen in einen Londo­ner Doppel­de­cker­bus und haben so viel Vermö­gen wie die halbe Menschheit. 

    Die Deut­sche Welle kommen­tier­te: „Die Zeit wird zeigen, ob die Inclu­si­ve Capi­ta­lism Intia­ti­ve mehr ist als ein Tref­fen extrem wohl­ha­ben­der Leute, die in ihren Privat­jets anrei­sen, um ein paar ange­neh­me Stun­den mitein­an­der zu verbrin­gen und sich gegen­sei­tig zu versi­chern, dass sie das Beste für die Gesell­schaft tun.“ Die 250 globa­len Finanz­ma­na­ger, die hier zusam­men­ge­kom­men sind, kontrol­lie­ren ein Vermö­gen von 30 Billio­nen US-Dollar. John Paul­son, James Simons und Steven Cohen wurden in 2013 mit jeweils zwei bis zwei­ein­halb Milli­ar­den Dollar dafür vergü­tet, David Teppers Einkom­men im letz­ten Jahr betrug 3,5 Milli­ar­den Dollar – ca. 10 Millio­nen kalendertäglich. 

  • TTIP und TiSA – Boulevard Potemkin – Editorial

    TTIP und TiSA – Boulevard Potemkin – Editorial

    Klein­stadt pflas­tert Zebra­strei­fen mit Carrara-Marmor!
    Sport­hal­len, Bäder und öffent­li­che Einrich­tun­gen auf Großstadtniveau!
    Unvorstellbar?

    Ich hatte das Glück in einer solchen Gemein­de aufwach­sen und zur Schule gehen zu dürfen. Das schwä­bi­sche Sindel­fin­gen in den 1970ern. Dort ist das welt­weit größte Werk der Daim­ler AG ange­sie­delt. Umge­rech­net 140 Millio­nen Euro betru­gen 1972 die jähr­li­chen Gewer­be­steu­er­ein­nah­men der Stadt. Es wurde gebaut „auf Teufel komm raus“. Verei­ne wurden mit Sport­stät­ten und Bade­zen­tren verwöhnt, weil die Gemein­de förm­lich im Geld­schwamm. In den 80er-Jahren begann die Wende, nicht nur für Sindel­fin­gen. Heute, 40 Jahre später, muss die Stadt mit rund 55 Millio­nen Euro Steu­er­ein­nah­men auskom­men. Daim­ler hat immer noch circa 30.000 Beschäf­tig­te in der Stadt. 2014 lagen 11 Mrd. Euro flüs­si­ge Mittel auf den Konten des Auto­bau­ers. Das ist doppelt so viel, wie er 1972 welt­weit umge­setzt hat. Die Stadt, in der vor 100 Jahren das Daim­ler­werk ange­sie­delt wurde, muss heute, wie viele andere in Deutsch­land auch, öffent­li­che Einrich­tun­gen schlie­ßen und Leis­tun­gen für Bürge­rin­nen und Bürger dras­tisch zurückschrauben.

    Aus einem mit dem kommu­na­len Leben verbun­de­nen Unter­neh­men wurde ein Global Player, der in der reichs­ten Welt, die es je gab zu den finanz­stärks­ten Konzer­nen gehört. Ein Reich­tum, der sich vom realen Wirt­schaf­ten und Leben getrennt und auf eine virtu­el­le Reise in „Märkte“ bege­ben hat, die kaum jemand versteht, aber dennoch Wirkung auf das tägli­che Leben jedes Einzel­nen entfalten.

    Die Global Player in Europa und den USA setzen sich für die nächs­te Stufe der Schaf­fung von Rahmen­be­din­gun­gen ein, die dem Erhalt und Ausbau ihrer (Wirt­schafts) Macht dienen.

    TTIP und TiSA. Was steckt in Wahr­heit hinter der glän­zen­den Fassa­de dieser geplan­ten Abkommen?

    Verhan­delt wird im Gehei­men. Ergeb­nis­se blei­ben unter Verschluss. Volks­ver­tre­ter werden vor voll­ende­te Tatsa­chen gestellt. Dabei geht es um eine Ange­le­gen­heit, deren Auswir­kun­gen Einfluss auf das Leben von hunder­ten von Millio­nen Menschen haben wird.

    Vize­kanz­ler Sigmar Gabri­el sprach in einer Grund­satz­re­de am 23. 10. 2014 an der renom­mier­ten Harvard Univer­si­tät. Das Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP nannte er ein histo­ri­sches Projekt. Die fundier­ten und konstruk­ti­ven Beden­ken, die für enor­men Gegen­wind im Land seiner Wähler sorgen, redu­zier­te er auf die Angst vor Chlor­hühn­chen. Was hat es zu bedeu­ten, wenn eine poli­ti­sche Entschei­dung mit derlei großer Trag­wei­te von einem führen­den Volks­ver­tre­ter kaba­ret­tis­tisch inter­pre­tiert wird?

    Zwischen den USA und Europa gibt es keine nennens­wer­ten Handels­hemm­nis­se mehr. Was TTIP und TiSA brin­gen, ist auf subti­le Art bedroh­lich. „Inves­ti­ti­ons­schutz­pro­gramm“ klingt nicht gefähr­lich. Bei genaue­rem Hinse­hen verbirgt sich dahin­ter ein System, das alle recht­li­chen Grund­la­gen – teil­wei­se in lang­wie­ri­gen demo­kra­ti­schen Prozes­sen errun­gen – in Ländern, Städ­ten und Gemein­den aushe­belt und eine unde­mo­kra­ti­sche Paral­lel­jus­tiz instal­liert. Unter­neh­men, vornehm­lich die finanz­star­ken Global Player, könn­ten zukünf­tig über inter­na­tio­na­le Gerich­te natio­na­les Recht unter­lau­fen. Die in immensen Summen akku­mu­lier­te Kapi­tal­macht braucht ein „Spiel­feld“, das nicht vom »Klein-Klein« einzel­ner Länder­ge­set­ze aufge­hal­ten werden darf.

    Die Geheim­nis­krä­me­rei und die Zusam­men­set­zung der Verhan­deln­den vermit­teln das Gefühl, dass wir es bei dem Abkom­men mit einer Sache zu tun haben, die einer elitä­ren Minder­heit von Nutzen sein wird. Gewin­ne sicher­stel­len, Verlus­te und Risi­ken der anony­men Allge­mein­heit über­tra­gen, heißt einmal mehr das Motto.

    Die Kapi­tal­fül­le samt deren Konzen­tra­ti­on auf Wenige sind Folgen eines über Jahr­zehn­te wirken­den Geld­sys­tems. Irgend­wann in den 1980er-Jahren haben nicht nur Unter­neh­men wie Daim­ler die Boden­haf­tung verlo­ren. Das sich durch Zins und Zinses­zins vermeh­ren­de Kapi­tal koppel­te von der Real­wirt­schaft ab, weil dessen Wachs­tum nicht Schritt halten konnte. Die Globalisierung,
    samt ihrer den Kapi­tal­ver­kehr befrei­en­den Maßnah­men, hat auch in dieser Zeit seinen Ursprung. Der Selbst­ver­meh­rungs­dy­na­mik des Kapi­tals müsste über grund­le­gend neue Konzep­te begeg­net werden. Regu­la­ti­ve Instru­men­te ohne Erneue­rungs­an­spruch blei­ben Symptom­be­kämp­fung. Auf dem Rücken des „Chlor­huhns“ werden mit TTIP und TiSA milli­ar­den­schwe­re Gewinn­mög­lich­kei­ten auf Gebie­ten ins Land getra­gen, die für viele unvor­stell­bar sind. Demo­kra­tisch gewähl­te Räte und Länder­par­la­men­te könn­ten zu Statt­hal­tern degra­diert werden. Lokale Gestal­tungs­po­li­tik würde auf die Fassadenfarbe
    der öffent­li­chen Gebäu­de reduziert.

    Die hand­werk­li­che Umset­zung der Handels­ab­kom­men ist schänd­lich und einer Demo­kra­tie des 21. Jahr­hun­derts unwür­dig. Die Front gegen das Inkraft­tre­ten unter den Menschen in Europa wächst rasant. Bleibt zu hoffen, dass es nicht nur zur erfolg­rei­chen Verhin­de­rung kommt, sondern auch zu einem poli­ti­schen Willen, das System selbst zu verändern.

    Herz­lich grüßt Ihr Andre­as Bangemann 

  • Willkommen in der Plutokratie – Norbert Rost

    Willkommen in der Plutokratie – Norbert Rost

    30 Millio­nen Dollar Kopf­geld darf Joseph Resch von der Wifka Kapi­tal­dienst­leis­tun­gen GmbH für denje­ni­gen auslo­ben, der ihm sagt, wer das malay­si­sche Flug­zeug MH17 über der Ukrai­ne abge­schos­sen hat. Die Geld­ge­ber sind unbe­kannt. Berich­ten darf darüber zuerst: Die deut­sche Wirt­schafts­zei­tung „Capi­tal“. Nun ja: Bei der Summe ist das nur konsequent.

    Verwun­der­lich ist aller­dings: Wo sind wir hinge­ra­ten? Kopf­geld­jä­ger! Das erin­nert irgend­wie an Star Wars oder Wing Comman­der: Priva­teer, aber doch nicht an das reale Leben, oder? Man fragt sich unwill­kür­lich, ob die Staats­ge­walt schon so fragil ist, dass keine Poli­zei mehr in der Lage ist, solch einen kriegs­ent­schei­den­den Krimi­nal­fall aufzu­klä­ren, ohne Betei­lig­te zu Millio­nä­ren zu machen und ihnen eine neue Iden­ti­tät zu verschaf­fen. Da legt jemand einen so großen Stapel Geld auf den Tisch, der jeden Lebens­ver­dienst eines normal arbei­ten­den Bürgers um ein Viel­fa­ches über­steigt und will damit die Wahr­heit kaufen. In Zeiten des Krie­ges macht das miss­trau­isch. Und ein biss­chen riecht es nach Mafia, oder?

    Aber es liegt im Trend! Gekauft werden kann heut­zu­ta­ge alles, jeden­falls für jene, die nicht zu den 99 % gehö­ren, die zum Trash der Spezi­es zählen; zu den Nicht-Millio­nä­ren und Nicht-Milli­ar­dä­ren, von denen es – schaut man in die Zeitung – immer weni­ger zu geben scheint. Das globa­li­sier­te 1 % der Jetset-Kaste kauft sich was es haben will. Steve Ball­mer für zwei Milli­ar­den Dollar einen Basket­ball-Club. Statt NBA Live auf seiner X‑Box darf Steve jetzt mit seinen hoch bezahl­ten Leib­ei­ge­nen im „Echten Leben“ spie­len. Glückwunsch!

    Berühmt und reich zu sein hilft auch vor Gericht, wo formell ja alle Menschen gleich sind. Der mit Fußpro­the­sen laufen­de Sport­ler Oscar Pisto­ri­us hat seine Freun­din durch eine geschlos­se­ne Zimmer­tür erschos­sen, das Gericht hält dies für eine fahr­läs­si­ge Tötung und die südame­ri­ka­ni­schen Medien meinen, diese Milde wäre von Konto­stand und Bekannt­heits­grad des Welt­re­kord­läu­fers nicht ganz unab­hän­gig. Vor Deutsch­lands Justiz ist vergleich­ba­re Milde für 100 Millio­nen Dollar zu kaufen, zuletzt gezahlt durch Bernie Eccle­s­tone, den Formel-1-Milli­ar­där. Der hat zwar wohl noch nieman­den umge­bracht, aber offen­sicht­lich hat er einen Bank­vor­stand besto­chen – Gerhard Grib­kow­sky. Dieser hat nicht so gut verhan­delt und sitzt jetzt acht Jahre im Knast.

    Geld kauft den „Tod des Fußballs“, so fürch­ten die Fans von Union Berlin und wollen zur nächs­ten Partie gegen den Leip­zi­ger Retor­ten-Club „RB Leip­zig“ das Stadi­on in Schwarz hüllen. RB steht für Rasen­Ball­sport, aber genau genom­men hat sich der öster­rei­chi­sche Geträn­ke­her­stel­ler Red Bull einen Verein gekauft. 100 Millio­nen Euro sollen in „das Projekt“ inves­tiert werden, berich­te­te 2011 DIE ZEIT. Doch trotz der Riesen­sum­men hat der Verein weiter­hin nur neun Mitglie­der. Auch dem SZ-Jour­na­lis­ten Daniel Klein ist es bislang nicht gelun­gen, dem Verein eine Mitglied­schaft abzu­trot­zen – Mitred­ner sind nicht so recht will­kom­men. Förder­mit­glied darf man inzwi­schen werden und stimm­rechts­los Geld in den RB-Topf geben. Kein Wunder, dass das echte Fußball­fans verwirrt, aber: Der Fußball, der im Fern­se­hen läuft hat längst viel mehr mit Geld zu tun als mit Beinen.

    Diese kleine Auswahl an Geschich­ten, in denen Geld die Welt regiert, lässt sich um ein buntes Album von Korrup­ti­ons­fäl­len & Co. ergän­zen und man könnte sagen: Alles nichts Neues. Neu ist aller­dings die Größen­ord­nung: Währungs­räu­me und Finanz­sys­te­me, die um den ganzen Globus reichen, multi­pli­zie­ren die Macht des Geldes eben mit der globa­len Dimen­si­on. Die Mengen, die sich anhäu­fen lassen, waren nie so groß wie heute, der plane­ta­re Einfluss, der sich dadurch kaufen lässt, war nie zuvor gege­ben. Olig­ar­chen und Milli­ar­dä­re sind in dieser Größen­ord­nung ein Phäno­men der Neuzeit und es bringt Mons­tro­si­tä­ten hervor. Nicht nur, dass sie sich Netz­wer­ke, Sport­ver­ei­ne, Presse oder Firmen kaufen, sie kaufen sich auch poli­ti­schen Einfluss und damit ganze Länder, wie die Beset­zung so mancher Regie­rung zeigt. Neuer­dings kaufen sie sich sogar Nach­wuchs: Ein japa­ni­scher Milli­ar­därs­sohn soll in Thai­land mit dem Ziel „inves­tiert“ haben, 1.000 Babys in die Welt zu setzen. Bilder von den als Gott­kö­ni­gen verehr­ten ägyp­ti­schen Pharao­nen werden wach. Aber: Es ist Ausdruck unse­rer Zeit, in der alles und jeder kauf­bar zu sein scheint und Geld in manchen Milieus keines­wegs knapp ist, sondern Mittel zum eigen­nüt­zi­gen Zweck.

    Die Zukunft? Die wird nicht besser, wenn das System so bleibt, wie es ist. Denn wie uns jeder­zeit von Alters­vor­sor­ge-Vertre­tern und Geld­an­la­ge-Verkäu­fern werbe­wirk­sam erzählt wird: Wer Geld gut anlegt, kriegt mehr davon. Gut für die, die welches haben. Ein fort­lau­fen­der Konzen­tra­ti­ons­pro­zess wird die pluto­kra­ti­sche Élite immer weiter vom Lebens­all­tag von uns allen entfer­nen. Ausgang: unge­wiss. Wir alle haben eh zu wenig Zeit, um uns darum zu kümmern. Müssen noch den Job erle­di­gen, die Steu­er­erklä­rung machen und brau­chen den Rest der Zeit, um uns beim Fußball zu entspan­nen oder dem Zweit­job nach­zu­ge­hen. Doch wie sagte wohl schon der grie­chi­sche Schrift­stel­ler Alex­an­dros Papa­dia­man­tis (1851–1911):

    „Die Pluto­kra­tie ist und bleibt der allei­ni­ge Herr­scher der Welt, der ewige Anti­christ. Sie gebiert das Unrecht, sie nährt die Verbre­chen, sie verdirbt Körper und Seelen.“

    Gewöh­nen wir uns dran. 

  • Meinung als Ware – Buchbesprechung von Andreas Bangemann

    Meinung als Ware – Buchbesprechung von Andreas Bangemann

    Man ahnte es. Eindeu­ti­ger belegt als in diesem Buch wurde es selten. Wo wirt­schaft­li­che Inter­es­sen domi­nie­ren, wird mit allen Mitteln versucht, das Urteil von Poli­tik und Konsu­men­ten zu beeinflussen.

    „Genießt das Leben“, „Wir wollen Euer Bestes“, „Kauft unsere Produk­te!“, lauten die unter­schwel­li­gen Botschaf­ten, für die Massen der Menschen, die dem Rauchen verfal­len sind. Die Tabak­in­dus­trie kämpft seit jeher um ihr Image. Im unter­neh­me­ri­schen Umfeld des blauen Duns­tes trifft man darum auf die größte Erfah­rung im Umgang mit einer kriti­schen Öffentlichkeit.

    Die Metho­de, die bis zum heuti­gen Tage erfolg­reich ange­wen­det wird, lautet „Produk­ti­on und Vermark­tung von Zwei­fel“. Wissen­schaft­lich erar­bei­te­ten Erkennt­nis­sen, beispiels­wei­se solchen, wonach Rauchen unge­sund sei, stellt man andere zur Seite, die rela­ti­vie­rend, ablen­kend oder verharm­lo­send wirken.

    Wie produ­ziert man derlei Zwei­fel? Mit wissen­schaft­li­cher Exper­ti­se, die unab­hän­gig auftritt und in Wider­spruch zu den uner­wünsch­ten Forschungs­er­geb­nis­sen steht.

    Naomi Ores­kes und Erik M. Conway verfass­ten mit ihrem Buch einen Real­wirt­schafts- und Wissen­schafts­thril­ler. In engli­scher Spra­che 2010 erschie­nen, auf Deutsch 2014, hat es nichts an Aktua­li­tät einge­büßt. Das Ergeb­nis ist scho­ckie­rend: Ohne Hemmun­gen verun­glimp­fen Lobby­is­ten seriö­se Forscher mit einer profes­sio­nel­len Kano­na­de media­ler Infor­ma­ti­ons­pro­duk­ti­on, in der Macht und Geld die vernich­ten­de Muni­ti­on sind.

    Die verknüpf­ten Struk­tu­ren zwischen Unter­neh­men, Poli­tik und Wissen­schaft sind undurch­dring­bar komplex. Wer in diesem Irrgar­ten den retten­den Ariad­ne­fa­den finden will, muss der Frage nach­ge­hen: „Cui bono?“ (Wem zum Vorteil?) Im Netz­werk wirt­schaft­li­cher Inter­es­sen werden „wissen­schaft­li­che Potem­kin­sche Dörfer“ errich­tet. Deren Betrach­tung führt beim Einzel­nen zu einem urtei­len­den Ergeb­nis. Ob man mit dem Urteil Recht hat, wird man nicht erfah­ren, weil es für Außen­ste­hen­de unmög­lich ist, hinter die Kulis­sen zu sehen.

    Genau das haben die Autoren in aufop­fern­der, jahre­lan­ger Klein­ar­beit getan. Akri­bisch sammel­ten sie Bewei­se. Das Mate­ri­al ist eindeu­tig. Am Ende des Buches brin­gen sie eine Gemein­sam­keit der von ihnen unter­such­ten Fälle zum Ausdruck. Das Gefühl der Ratlo­sig­keit bleibt zurück.

    Wenn es um Geld geht, werden mit sämt­li­chen Mitteln die eige­nen Inter­es­sen durch die flan­kie­ren­de Produk­ti­on von mani­pu­la­ti­ven Infor­ma­tio­nen ins passen­de Licht gerückt. Beim Wett­be­werb auf dem „Infor­ma­ti­ons­markt“ stehen sich im abstrak­ten Konkur­renz­kampf die unter­schied­li­chen Meinun­gen gegen­über. Den Sieg tragen häufig dieje­ni­gen davon, deren media­ler Einfluss gewal­ti­ger ist. Bei allen im Buch vorge­stell­ten Sach­ver­hal­ten – Tabak­kon­sum, atoma­re Vertei­di­gung, saurer Regen, Ozon­loch und Klima­er­wär­mung – wieder­holt sich die Konfron­ta­ti­on. Auf der einen Seite die mahnen­de wissen­schaft­li­che Studie für den Fall eines Handelns nach dem Motto „Weiter so“, auf der ande­ren die Metho­dik der „Zwei­fels­pro­duk­ti­on“ der Profi­teu­re des Status quo.

    Die Masche ist fort­lau­fend gleich:
    „Anfangs behaup­te­ten sie, es gebe sie (die Klima­er­wär­mung) nicht, später sollte es sich nur um natür­li­che Schwan­kun­gen handeln. Schließ­lich sagten sie, auch wenn es die Klima­er­wär­mung gäbe, sie sei nicht so schlimm und man könne sich ihr einfach anpas­sen. Fall auf Fall vernein­ten sie stand­haft den wissen­schaft­li­chen Konsens – auch wenn sie damit allei­ne standen.“

    Naomi Ores­kes benennt die wesent­lichs­te Gemein­sam­keit der erschüt­tern­den Tatsa­chen der aufwen­di­gen Arbei­ten: das Wirt­schafts­sys­tem. Tragi­scher­wei­se wenden die Autoren in diesem Punkt nicht die glei­che Akri­bie auf, wie für die Gesamt­re­cher­che. Ein Kapi­tel, das der Unter­schei­dung von Markt­wirt­schaft und Kapi­ta­lis­mus gewid­met worden wäre, hätte dem Buch gut getan. Die Schlüs­se aus den gewon­ne­nen Erkennt­nis­sen, hätten eine andere Note bekom­men. Statt­des­sen tappen die Verfas­ser bei ihrer Einschät­zung in die Falle der Neoli­be­ra­len. Sie lassen sich auf ein von den Kapi­ta­lis­mus-Exper­ten stets glatt gehal­te­nes Parkett des poli­ti­schen Tanzes zerren. Dort dreht man sich nach dem Lied „Wie viel Staat darf es denn sein?“ im Kreis. Der Stoß ins Horn für mehr staat­li­che Regu­lie­rung läutet die nächs­te Runde jenes Spiels ein, das für die Themen im Buch so bravou­rös aufge­deckt wurde.

    In den USA, aber auch in Europa, ist weni­ger Staat zuguns­ten indi­vi­du­el­ler Frei­heit nach wie vor das poli­ti­sche Gebot der Stunde. Dadurch haben Meinungs­pro­du­zen­ten im Kampf gegen staat­li­chen Inter­ven­tio­nis­mus quasi ein »Heim­spiel«. Mit dem „Schreck­ge­spenst der ausufern­den Regie­rungs­kon­trol­le“ liefern die Autoren genau das Argu­ment, das es braucht, um die Kapi­tal­in­ter­es­sen weiter­hin vor die drin­gend erfor­der­li­chen Erneue­run­gen zu stel­len. Selbst Umwelt­ak­ti­vis­ten sind frei­heits­lie­bend. »Big Brot­her« ist den aller­meis­ten suspekt.

    Man hätte diesem Buch ein ande­res Schluss­ka­pi­tel gewünscht. Eines, das mit einer über­ra­schen­den, krea­ti­ven Lösung aufwar­tet. Diese kleine Schwä­che kann man nach­se­hen. Lässt man Gus Seth, Mitglied des Ausschus­ses zur Umwelt­qua­li­tät unter Präsi­dent Jimmy Carter, das Schluss­wort setzen, dessen Folge­rung „… nach einer langen Suche und beträcht­li­chem Zögern ist, dass die meis­ten Umwelt­ver­schlech­te­run­gen ein Ergeb­nis des syste­ma­ti­schen Versa­gens des Kapi­ta­lis­mus sind, wie wir ihn heute erle­ben, und dass lang­an­hal­ten­de Lösun­gen eine Verän­de­rung der Grund­zü­ge dieses gegen­wär­ti­gen Kapi­ta­lis­mus anstre­ben müssen“ böte dies genau die Vorla­ge, welche Lösun­gen von krea­ti­ven Köpfen in den welt­weit unzäh­li­gen Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tio­nen, entste­hen lassen könnte. Das Buch verdient viele Leser. Es deckt in glaub­haf­ter Genau­ig­keit auf, zu welchen Meis­ter­leis­tun­gen Menschen fähig sind, wenn es gilt Pfrün­de zu vertei­di­gen, die sie nicht verdient haben, oder deren Gewinn nur zum Preis des Scha­dens Drit­ter zu erlan­gen ist. 

  • Trojanisches Pferd TTIP – Pat Christ

    Trojanisches Pferd TTIP – Pat Christ

    Künf­tig soll er supra­na­tio­nal orga­ni­siert werden, der Handel von Waren und Dienst­leis­tun­gen. TTIP heißt das Stich­wort, das seit Mona­ten durch die Medien geis­tert. Die Ängste sind groß. TTIP, wird vermu­tet, treibt einen auf Ausbeu­tung und absur­des Wachs­tum gerich­te­ten Wirt­schafts­pro­zess weiter voran. Bemer­kens­wert: Der Wider­stand hier­ge­gen führt eine Viel­zahl von Akteu­ren zusam­men. „Unser Bünd­nis gegen TTIP besteht aus mitt­ler­wei­le 80 Orga­ni­sa­tio­nen“, sagt der Berli­ner Akti­vist Jürgen Maier.

    Reine Raff- und Macht­gier steckt hinter TTIP, vermu­ten die Gegner. Sieger werden wieder einmal Groß­kon­zer­ne und deren Anteils­eig­ner sein. Sie brau­chen immer neue Möglich­kei­ten, ihre Gewin­ne zu maxi­mie­ren. Vor allem durch Dere­gu­lie­run­gen und die Verhin­de­rung neuer ökolo­gi­scher, wirt­schaft­li­cher und sozia­ler Regulierungsmaßnahmen.

    In erster Linie deshalb kündet TTIP großes Unglück, ist Jürgen Maier über­zeugt. Kommt das Abkom­men, würde es prak­tisch unmög­lich, die notwen­di­gen Schrit­te für die Trans­for­ma­ti­on hin zu einer grünen oder nach­hal­ti­gen Wirt­schaft zu ergrei­fen: „TTIP ist ein Riesen­hin­der­nis für alle künf­ti­gen Regu­lie­rungs­maß­nah­men.“ Zwar setzen sich nicht alle im Bünd­nis orga­ni­sier­ten TTIP-Gegner für ein huma­nes Wirt­schaf­ten im Sinne unse­rer Zeit­schrift ein. „Doch die meis­ten Orga­ni­sa­tio­nen vertre­ten eine andere Handels­po­li­tik“, betont der Geschäfts­füh­rer des 1992 nach der UN-Konfe­renz für Umwelt und Entwick­lung gegrün­de­ten Berli­ner „Forums Umwelt & Entwicklung“.

    Für ihn ist beson­ders skan­da­lös, dass eine kleine Élite neoli­be­ra­ler Ideo­lo­gen hinter den Kulis­sen ihr Projekt einer weit­ge­hend dere­gu­lier­ten Welt­wirt­schaft seit Jahr­zehn­ten durch­zu­zie­hen vermag: „Mit Rück­schlä­gen zwar, aber unbe­irrt.“ Schon lange werde geheim verhan­delt: „Zunächst in der WTO, jetzt in TTIP, CETA, TiSA und so weiter.“ Für Maier selbst geht es dabei nicht, wie den Menschen vorge­spie­gelt wird, um den Handel: „Sondern um eine neue Welle von Dere­gu­lie­rung und Libe­ra­li­sie­rung.“ Dies jedoch müsse verbrämt werden: „Denn nach der Finanz­kri­se von 2008 ist das neoli­be­ra­le Modell sehr unpo­pu­lär geworden.“

    Ein gefähr­li­cher Verhandlungspartner
    Dass Regu­lie­run­gen in Form von New Deal, Kartell­recht, Börsen­auf­sicht und Mitbe­stim­mung all jenen, denen es um profi­ta­ble Kapi­tal­ver­wer­tung geht, ein Dorn im Auge sind, darauf weist auch Werner Rüge­mer immer wieder hin. Der den Leser der HUMANEN WIRTSCHAFT bestens bekann­te Publi­zist initi­ier­te bereits im Januar einen Aufruf gegen das Frei­han­dels­ab­kom­men – und zwar aus Arbeit­neh­mer­sicht. Denn wenn es um Arbeit­neh­mer­rech­te geht, seien die USA ein gera­de­zu gefähr­li­cher Verhand­lungs­part­ner, so Rügemer.

    Wich­ti­ge Normen der ILO haben in den USA keine Bedeu­tung. Sie wurden schlicht nicht rati­fi­ziert. Dazu gehört unter ande­rem die Koali­ti­ons­frei­heit, also auch das Recht der Beschäf­tig­ten, sich, etwa in Gewerk­schaf­ten, frei zu orga­ni­sie­ren. Während Arbeit­neh­mer­rech­te einge­schränkt werden, kämpft die Wirt­schafts­lob­by im Zusam­men­hang mit TTIP, laut Jürgen Maier, um eine Ausdeh­nung ihres Einflus­ses. Sie möchte Regie­run­gen künf­tig „bera­ten“, wie Geset­ze zu ändern sind. „Proac­ti­ve requi­re­ment“ nenne sich dies: „Ein demo­kra­tie­po­li­ti­scher Skandal.“

    Der Börsen­wert von Unter­neh­men steigt aber nun einmal nicht durch sozia­les und demo­kra­ti­sches Verhal­ten. Auch wenn sich angeb­lich CSR-Ratings durch­zu­set­zen begin­nen. Rüge­mer zufol­ge haben inzwi­schen 24 von 50 Bundes­staa­ten in den USA so genann­te „Right to work“-Gesetze imple­men­tiert, die Gewerk­schafts­rech­te zum Teil dras­tisch einschränken.

  • Das Kapital des Staates – Buchrezension von Robert Heinemann

    Das Kapital des Staates – Buchrezension von Robert Heinemann

    Maria­na Mazzu­ca­to „Das Kapi­tal des Staa­tes – Eine andere Geschich­te von Inno­va­ti­on und Wachs­tum“, Verlag Antje Kunst­mann, München, 1. Aufl. (Aug. 2014), gebun­den, 304 Seiten, 22,95 €, ISBN 978–3‑95614–000‑6

    Die Autorin Maria­na Mazzu­ca­to lehrt als RM Phil­lips Profes­sor in Science and Tech­no­lo­gy Policy an der Univer­si­tät Sussex und ist Gast­pro­fes­so­rin der Open Univer­si­ty. Sie berät die Euro­päi­sche Kommis­si­on zu Fragen wirt­schaft­li­chen Wachs­tums und ist im Vorstand des renom­mier­ten briti­schen Umwelt-Thinktanks Green Alliance.

    In ihrem aktu­el­len Buch weist sie auf eine bislang wenig beach­te­te Funk­ti­on des Staa­tes als Unter­neh­mer hin. Am Beispiel USA wird gezeigt, dass Inno­va­tio­nen und die mit ihnen entste­hen­den neuen Märkte nicht allein der ameri­ka­ni­schen Unter­neh­mer­kul­tur zu verdan­ken sind. Viel­mehr werden diese Inno­va­tio­nen erst durch einen unter­neh­me­risch täti­gen Staat ermög­licht, der mit dem erfor­der­li­chen Wagnis­ka­pi­tal Grund­la­gen­for­schung betrei­ben kann. Die Privat­wirt­schaft sei hierzu nicht in der Lage gewe­sen. Der ameri­ka­ni­sche Staat habe durch seine mit öffent­li­chen Mitteln finan­zier­ten Forschun­gen erst die Grund­la­ge z. B. für Inter­net- und Nano­tech­no­lo­gie geschaf­fen, und somit Firmen wie Apple und Google ihren wirt­schaft­li­chen Erfolg ermög­licht. Weite­re staat­li­che Hilfe haben diese Unter­neh­men in Form von Steu­er­erleich­te­run­gen und bei dem Schutz ihrer Paten­te erhal­ten. Nach Auffas­sung der Autorin werden diese Verdiens­te des Staa­tes nicht öffent­lich wahr­ge­nom­men, da dies nicht in die vorherr­schen­de Auffas­sung „Privat vor Staat“ passe. 

    Der Staat sei stets inef­fi­zi­en­ter als die Privat­wirt­schaft, so die land­läu­fi­ge Meinung. Gestützt wird diese vorherr­schen­de Auffas­sung mit einsei­ti­gen Hinwei­sen auf unter­neh­me­ri­sches Schei­tern des Staa­tes. Dem hält die Autorin entge­gen, dass der Staat tatsäch­lich mit einzel­nen Projek­ten geschei­tert sein mag, aber auch nur deshalb, weil er höhere Risi­ken einge­he um Inno­va­tio­nen zu schaf­fen und hier­bei selbst­ver­ständ­lich auch schei­tern könne. Aber eben nur der Unter­neh­mer Staat kann solche unter­neh­me­ri­schen Risi­ken einge­hen, die zur Schaf­fung von neuen Inno­va­tio­nen und Wachs­tums­märk­ten erfor­der­lich sind. Hier schließt sich die Frage an, ob der Staat für sein unter­neh­me­ri­sches Risiko auch entspre­chend entlohnt wird? Dies wird von der Autorin verneint, da die unter­neh­me­ri­schen Risi­ken sozia­li­siert, die Gewin­ne aber priva­ti­siert werden. 

    Der Autorin gelingt es, die wünschens­wer­te Zukunft eines akti­ven, für wirt­schaft­li­che Möglich­kei­ten Raum schaf­fen­den Staa­tes zu skiz­zie­ren. Ein Hoff­nungs­schim­mer, welcher der aktu­el­len, unver­kenn­ba­ren Abhän­gig­kei­ten, oder besser „dem Getrie­ben­sein“ von privat­wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen und „der Märkte“ zu wider­spre­chen schei­nen. Doch Charme hat diese Idee. 

    Der Ansatz der Autorin, die unter­neh­me­ri­sche Seite des Staa­tes darzu­stel­len, ist erfri­schend außer­ge­wöhn­lich und lohnens­wert, durch­dacht zu werden.

    Die stell­ver­tre­ten­de Redak­teu­rin des engli­schen Maga­zins „New States­man“, schreibt über Maria­na Mazzu­ca­to: „Sie ist eine der beein­dru­ckends­ten und inter­es­san­tes­ten Denker, die derzeit im Bereich der poli­ti­schen Ökono­mie arbei­ten. Ihre Arbeit über den unter­neh­me­ri­schen Staat und intel­li­gen­tes Wachs­tum ist Pflicht­lek­tü­re für alle, die in der Wirt­schafts­po­li­tik aktiv sind.“ 

    Zum Buch im Shop der HUMANEN WIRTSCHAFT

  • Die kommunalen Auswirkungen von TTIP und TiSA – Wilhelm Neurohr

    Die kommunalen Auswirkungen von TTIP und TiSA – Wilhelm Neurohr

    Die zu erwar­ten­den Auswir­kun­gen und Einschnit­te der TTIP- und TiSA-Abkom­men versto­ßen teil­wei­se gegen das Grund­ge­setz und die Kommu­nal­ver­fas­sung. Aber auch gegen euro­päi­sche Verträ­ge und die gülti­ge Grund­rech­te- und Sozi­al­char­ta der EU. Die kommu­na­len Spit­zen­ver­bän­de (Städ­te­tag, Land­kreis­tag und Städte- und Gemein­de­bund sowie die Verbän­de der öffent­li­chen Dienst­leis­ter) sind bei alle­dem außen vor, ebenso der EU-Regio­nal­aus­schuss, während die Lobby­is­ten und Konzern­ver­tre­ter einbe­zo­gen sind.

    Hundert­tau­sen­de Kommu­nen mit ihren Dienst­leis­tun­gen und öffent­li­chen Unter­neh­men wecken kommer­zi­el­le Begehrlichkeiten 

    Was macht unsere (verarm­ten) Städte so begehr­lich für die inter­na­tio­na­len Dienst­leis­tungs­kon­zer­ne? Hundert­tau­sen­de Städte und Gemein­den in ganz Europa und fast 13.000 Städte, Kreise und Gemein­den in Deutsch­land bieten sich mit ihren vielen Dienst­leis­tun­gen und kommu­na­len Unter­neh­men für einen „kommer­zi­el­len Beute­zug“ gera­de­zu an. (Die ameri­ka­ni­schen Städte und Coun­tys haben bereits fast alle Dienst­leis­tun­gen bis auf die Wasser­ver­sor­gung kommer­zia­li­siert). Denn der EU-Binnen­markt ist bereits zu 60 bis 70 % ein Dienst­leis­tungs­markt. Allein die Kommu­nen in Deutsch­land verge­ben jähr­lich Aufträ­ge im Wert von 200 Mrd. €, Bund und Länder für weite­re 200 Mrd. €. Die priva­ten Dienst­leis­tungs­kon­zer­ne betrach­ten die insge­samt 14.000 kommu­na­len Unter­neh­men mit 300 Mrd. € Umsatz und jähr­lich 10 Mrd. € Gewinn in Deutsch­land (sowie Hundert­tau­sen­de öffent­li­che Unter­neh­men in ganz Europa) als auszu­schal­ten­de Konkur­renz. Deshalb ist das öffent­li­che und kommu­na­le Verga­be- und Beschaf­fungs­we­sen Bestand­teil des geplan­ten TTIP-Abkommens.

    An den inter­na­tio­na­len Finanz­märk­ten speku­liert man durch Priva­ti­sie­rung des Wasser­mark­tes auf eine Billi­on US-Dollar Profi­te, des Gesund­heits­we­sens auf 3,5 Bio. US-Dollar und auf dem „Bildungs­markt“ auf 2,5 Bio US-Dollar – das sind die drei größ­ten Wachs­tums­märk­te. Auch Bertels­mann als Euro­pas größ­ter Medi­en­kon­zern und einfluss­reichs­ter TTIP-Lobby­ist – der schon vorbe­rei­tend über seine Stif­tung sämt­li­che Kommu­nen in Deutsch­land auf das New-Public-Manage­ment einge­schwo­ren hat – kündig­te im Febru­ar dieses Jahres an, z. B. mit dem inter­na­tio­na­len Bildungs­han­del 20 Milli­ar­den Euro an Gewin­nen anzu­stre­ben. Der verstor­be­ne Bertels­mann-Patri­arch Rein­hard Mohn hatte zuletzt in einem Inter­view die Finanz­pro­ble­me der kommu­na­len Haus­hal­te als einen „Segen“ bezeich­net, weil nunmehr der Priva­ti­sie­rung kommu­na­ler Diens­te und Einrich­tun­gen nichts mehr im Wege stehe. (Bekannt­lich hatte die Bertels­mann-Toch­ter Arvato sogar versucht, ganze Kommu­nal­ver­wal­tun­gen z. B. in Yorkshire/England und in Würzburg/Bayern mitsamt den hoheit­li­chen Aufga­ben komplett zu über­neh­men, ist aber vorläu­fig damit gescheitert). 

    Mit der Grün­dung der ÖPP-Deutsch­land AG unter Betei­li­gung priva­ter Firmen hatte der dama­li­ge Bundes­fi­nanz­mi­nis­ter Stein­mei­er versucht, die Finan­zie­rung öffent­li­cher und kommu­na­ler Infra­struk­tur statt aus Steu­ern aus kommer­zi­el­len Geld­quel­len zuguns­ten von PPP-Model­len umzu­steu­ern – wie es auch zur Bedin­gung und Voraus­set­zung für EU-Förder­mit­tel an die Kommu­nen werden sollte. Für die über­schul­de­ten (teil­wei­se eigent­lich insol­ven­ten) Städte und Gemein­den, die ihre Gehalts­zah­lun­gen an die Rathaus-Bediens­te­ten oft über Dispo-Kredi­te (Kassen­kre­di­te) abwi­ckeln, gehö­ren als Gläu­bi­ger faktisch den Banken. In dieser prekä­ren Situa­ti­on erhof­fen sich die Betrei­ber des TTIP- und TiSA-Abkom­mens für den Handel mit Dienst­leis­tun­gen gerade auf kommu­na­ler Ebene ein „leich­tes Spiel“.

    Bei TTIP und TiSA geht es um den Handel mit Dienst­leis­tun­gen und noch viel mehr 

    In dem geplan­ten Frei­han­dels­ab­kom­men (für die größte und domi­nan­tes­te Frei­han­dels­zo­ne der Welt) geht es nicht nur um Waren­han­del, sondern – wie im letz­ten Rund­brief ausführ­lich darge­stellt – vor allem auch um Handel mit Dienst­leis­tun­gen und um Teil­ha­be an der öffent­li­chen Auftrags­ver­ga­be. Ferner umfasst es den Handel mit Finanz­pro­duk­ten, es geht um Paten­te und Urhe­ber­rech­te, um die Nutzung von Land und Rohstof­fen, aber auch um das Bildungs- und Gesund­heits­we­sen, um kultu­rel­le Dienst­leis­tun­gen etc. Ange­strebt wird die Verän­de­rung von Sozi­al­stan­dards, von Verbrau­cher- und Umwelt­stan­dards, die Markt­öff­nung für Abfall­ent­sor­gung, Ener­gie und Trans­port­we­sen, Wasser- und Abwas­ser­wirts­haft sowie Verkehr und öffent­li­chen Nahverkehr. 

  • Über verdiente und unverdiente Einkommen – Maurice Allais

    Über verdiente und unverdiente Einkommen – Maurice Allais

    Maurice Allais (1911–2010) wurde 1988 „für seine bahn­bre­chen­den Beiträ­ge zur Theo­rie der Märkte und der effi­zi­en­ten Nutzung von Ressour­cen“ mit dem Wirt­schafts­no­bel­preis ausge­zeich­net., Foto: (CC-BY‑3.0) Studio Harcourt, Paris, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ALLAIS_PN_Maurice-24x30-2001b.jpg

    „Wir müssen die Vertei­lung der Einkom­men über­den­ken nicht nach ihrer abso­lu­ten Höhe für jeden Einzel­nen, sondern nach ihrer Natur.“

    „Der Rück­schritt des ökono­mi­schen Denkens
    Über das abso­lut funda­men­ta­le Problem der Vertei­lung der Einkom­men in einer Märk­te­wirt­schaft (Allais legt Wert auf den Plural, WH) mit priva­tem Eigen­tum, gibt es zwei­fel­los einen Rück­schritt im ökono­mi­schen Denken der letz­ten drei­ßig Jahre im Vergleich zum frühe­ren Denken. Die Autoren des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahr­hun­derts, maßen der Analy­se der Einkom­men in einer Märk­te­wirt­schaft mit priva­tem Eigen­tum eine große Bedeu­tung bei: Löhne, Grund­ren­ten, reine Zinsen, Gewin­ne, Mono­pol- und Konjunk­tur­ge­win­ne. Die Kriti­ker der Märk­te­wirt­schaft hatten nament­lich die sehr erhel­len­den Konzep­te der „verdien­ten Einkom­men“ und der „unver­dien­ten Einkom­men“ einge­führt. Diese Analy­se ist in der zeit­ge­nös­si­schen Lite­ra­tur zum größ­ten Teil in den Hinter­grund gera­ten, wenn nicht verschwunden.

    Es ist in jedem Fall sympto­ma­tisch, dass das fran­zö­si­sche Steu­er­we­sen vom Grund­satz her Löhne wie andere Einkom­mens­quel­len behan­delt. Die Weige­rung oder die Unfä­hig­keit, zwischen den verschie­de­nen Einkom­mens­quel­len zu unter­schei­den, führt zu einer pauscha­len Annah­me oder Ableh­nung der Märk­te­wirt­schaft mit priva­tem Eigen­tum, so wie sie existiert.

    … wir müssen die Vertei­lung der Einkom­men über­den­ken nicht nach ihrer abso­lu­ten Höhe für jeden Einzel­nen, sondern nach ihrer Natur; und unter­su­chen, ob es möglich ist oder nicht, dafür zu sorgen, dass die „unver­dien­ten Einkom­men“ einer Märk­te­wirt­schaft entwe­der verschwin­den oder kollek­tiv ange­eig­net werden können, d. h. ob es möglich ist oder nicht, eine frei­heit­li­che Wirt­schaft für einen Sozia­lis­ten akzep­ta­bel zu machen.“

    Aus: Maurice Allais, „L‘Impôt sur le Capi­tal et la Réfor­me Moné­tai­re“ („Die Kapi­tal­steu­er und die Geld­re­form“, 1972, S. 20f), Über­set­zung aus dem Fran­zö­si­schen: Walter Hans­chitz-Jandl (WH).

  • Korrupte Weltgesundheitsorganisation – Dirk Löhr

    Korrupte Weltgesundheitsorganisation – Dirk Löhr

    Manch­mal ist die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on (World Health Orga­ni­sa­ti­on, WHO) schnell. Sehr schnell. Zu schnell. Da wird in Windes­ei­le eine eigent­lich gut beherrsch­ba­re Schwei­negrip­pe zur globa­len Pande­mie der höchs­ten Warn­stu­fe ausge­ru­fen. Wie gut, wenn dann ein Phar­ma­kon­zern Glax­oS­mit­h­Kli­ne den passen­den Impf­stoff gerade im Schrank hat, der dann von den Regie­run­gen dieser Welt in Massen gekauft wird. Gekauft wurden offen­bar auch die zustän­di­gen „Wissen­schaft­ler“ der WHO – aber von der Phar­ma­in­dus­trie (vgl. Brise­no 2009).

    Die Pflicht­bei­trä­ge der Staa­ten reichen für eine ange­mes­se­ne Finan­zie­rung der WHO hinten und vorne nicht aus. Daher wurde der Phar­ma­in­dus­trie eine Public Priva­te Health-Part­ner­schaft ange­bo­ten, die diese mit Freu­den annahm. Das Ergeb­nis: Seit 2001 hängt die WHO zuneh­mend mit ihren Finan­zen am Tropf der Phar­ma­in­dus­trie – derzeit werden ca. 75 % ihres Budgets von ca. 4 Mrd. US-Dollar durch “frei­wil­li­ge Beiträ­ge” aufge­bracht. Und dies nicht aus purem Altru­is­mus. Die edlen Spen­der möch­ten natür­lich bei der Verwen­dung der Mittel mitreden.

    Der Beitrag von Fron­tal 21 (ZDF) vom 21. 10. 2014: „Zu spät und zu wenig – WHO versagt bei Ebola“ illus­triert diese Zusam­men­hän­ge eindrucksvoll.
    Vor diesem Hinter­grund erklärt sich auch, warum die WHO ange­sichts des jüngs­ten Ausbruchs von Ebola erstaun­lich lang­sam und zöger­lich war. Deut­li­cher: Die WHO hat versagt.

    Warum der Tief­schlaf der Orga­ni­sa­ti­on? Die Phar­ma­rie­sen haben hier kein Inter­es­se – sie haben nichts zu verkau­fen. Arme-Leute-Krank­hei­ten inter­es­sie­ren sie nicht. Einen erheb­li­chen Anteil hieran hat das inter­na­tio­na­le Patent­recht: Es verschafft Mono­pol­po­si­tio­nen und Mono­pol­ren­ten in lukra­ti­ven Märk­ten. Dementspre­chend werden die Ressour­cen der Phar­ma­in­dus­trie in Life­style-Medi­ka­men­te und Medi­ka­men­te zur Bekämp­fung von Wohl­stands­krank­hei­ten gesteckt – Killer wie Ebola, TBC oder Schisto­so­mia­sis kommen weit­ge­hend unge­scho­ren davon.

    Um das Vertrau­en in die WHO wieder herzu­stel­len, sollte zunächst ihre Neutra­li­tät wieder herge­stellt werden. Dies geht nur über eine wesent­li­che Erhö­hung der Pflicht­bei­trä­ge der Staa­ten und die Abkopp­lung von den Finanz­mit­teln der Indus­trie. Die WHO sollte finan­zi­ell in die Lage versetzt werden, auch ärme­ren Staa­ten bei akuten Seuchen­aus­brü­chen unter die Arme zu grei­fen. Dies ist durch­aus auch im Inter­es­se der wohl­ha­ben­den Staa­ten, wie die Angst vor dem Über­schwap­pen der Seuche zeigt.

    Die zweite Baustel­le ist die der geis­ti­gen Eigen­tums­rech­te. Das gegen­wär­ti­ge Anreiz­sys­tem der Paten­te ist weder effi­zi­ent noch effek­tiv (Löhr 2013). Sinn­voll wäre die Erstel­lung eines inter­na­tio­na­len Patent­pools (wenigs­tens für Medi­ka­men­te), der von der WHO verwal­tet werden könnte. Nur so kann der drin­gend notwen­di­ge Schub bei der Entwick­lung von „Arme-Leute-Medi­ka­men­te“ ange­reizt werden. 

  • Termine 01/2015

    Termine 01/2015

    Die Termi­ne 01/2015

    Biber­ach, 15. Januar 2015, 20 Uhr
    „Flie­ßen­des Geld verän­dert die Welt“
    Vortrag mit Stef­fen Henke in der Stadt­hal­le Biberach
    88400 Biber­ach, Thea­ter­stra­ße 6

    Hamburg, 29. Januar 2015, 19 Uhr
    „Die Unter­jo­chung der Welt durch den Finanzsektor –
    Wir können uns wehren“
    Vortrag im Gymna­si­um Rahl­stedt­mit Prof. Dr. Wolf­gang Berger
    Infor­ma­tio­nen Helmut Bein: helbein@gmx.de

    Fulda­tal-Simmers­hau­sen, 21. und 22. März 2015
    55. Münde­ner Gespräche
    der „Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Gesell­schaft 1950 e. V.“
    Info: http://www.sozialwissenschaftliche-gesellschaft.de/

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  • Die neue Ausgabe ist in den Regalen

    Die neue Ausgabe ist in den Regalen

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    Schau­en Sie in unser Archiv und infor­mie­ren Sie sich.
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    Mehr als eine ZEITschrift

     

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  • Leser­briefe 06/2014

    Leser­briefe 06/2014

    Zu Helmut Creutz’ Beitrag:
    „Das Geld für die Zinsen fehlt in der Wirtschaft“
    HUMANE WIRTSCHAFT 05/2014

    Es ist gut, dass sich Helmut Creutz dieses Themas ange­nom­men hat, da es doch ein wich­ti­ges Kapi­tel von Wachs­tums­zwang und Zins­wir­kung darstellt.

    Das Beispiel mit den Metall­stü­cken auf einer Insel ist natür­lich sehr platt und betrifft vorder­grün­dig nur Bargeld. Dieses Bargeld wurde aber – und das ist der entschei­den­de Punkt – gegen eine Schuld­ver­schrei­bung an die Bewoh­ner ausge­ge­ben. Der „Fremde“ wird jedoch keines­falls am Ende des Jahres alles Geld einzie­hen und denje­ni­gen, der die tatsäch­lich fehlen­den Zinsen nicht zurück­zah­len kann, in den Schul­den­turm werfen lassen, nein: Er wird selbst­ver­ständ­lich diesem einen neuen Kredit geben, mit dem er a) seine Schuld (das fehlen­de Zins-Geld) zurück­zah­len kann und b) weiter­hin und in noch höhe­rem Masse verpflich­tet wird, seine Leis­tung zu stei­gern – zuguns­ten des Kapi­tal­ge­bers natür­lich. Außer­dem werden auch alle ande­ren wieder einen Kredit erhal­ten, da sie a) den vori­gen zurück­zah­len konn­ten, also gute Schuld­ner sind und b) weiter­hin Geld für ihr Wirt­schaf­ten brau­chen. Es geschieht also das glei­che auf der fikti­ven Insel, wie in Reali­tät: Die Kredi­te werden ausge­wei­tet, die Geld­men­ge steigt an! Natür­lich ist auch in dieser zwei­ten Runde das Geld für die Zins­kos­ten nicht ausge­ge­ben worden. Da die Kredit­hö­he gestie­gen ist, ist auch der Fehl­be­trag nun höher. Dieser ist als zusätz­li­cher Kredit nun ins System geschleust worden. Ich will dies einmal als Zins-Kredit bezeich­nen, ein Phäno­men, das weit­läu­fig bekannt ist bei Entwick­lungs­län­dern, jedoch immer als indi­vi­du­el­les Problem verstan­den wird, statt als syste­mi­sches Phäno­men, dass zwangs­läu­fig da sein muss.

    Dass dies mit einer Leis­tungs­stei­ge­rung ausge­gli­chen werden kann ist aber leider nicht ganz rich­tig. Die Leis­tungs­stei­ge­rung ist nur dafür maßge­bend, wer das knappe Geld erhält und wer den schwar­zen Peter. Wenn alle ihre Leis­tung stei­gern, müss­ten die Preise fallen, da alle um das glei­che Geld konkur­rie­ren müssen. Es gibt nun drei Wege wie diese Fehl­kon­struk­ti­on korri­giert werden kann: 

    Der von Helmut Creutz genann­te: Der Zins zwingt alle Volks­wirt­schaf­ten zum Wachs­tum, wenn sozia­le Span­nun­gen nicht uner­träg­lich werden sollen. Die Kredit­aus­wei­tung ermög­licht den alten Schuld­nern das zusätz­li­che Geld für die Zins­zah­lun­gen von den neuen Schuld­nern zu erhal­ten. Die Höhe der Zins-Kredi­te wird so aber immer weiter anstei­gen, expo­nen­ti­ell gegen die „Real-Kredi­te“, wenn nicht andere Fakto­ren noch korri­gie­rend eingreifen.
    Durch Bank­rott und Schul­den­er­lass werden diese falschen Schul­den peri­odisch aus dem System entfernt. Da die Kredit­ge­ber ja durch Zins­zah­lun­gen zumeist schon ein mehr­fa­ches an Kapi­tal ausge­zahlt erhal­ten haben, ist der volks­wirt­schaft­li­che Effekt entge­gen der land­läu­fi­gen Meinung meist positiv.
    Durch die zusätz­li­che Schaf­fung des notwen­di­gen Zins-Geldes, das dann durch einen „Schen­kungs­vor­gang“ in die Wirt­schaft einge­schleust wird, z. B. als Grund­ein­kom­mens-Anteil oder als direk­te Staats­aus­ga­ben. Dies setzt die Zins­funk­ti­on nicht außer Kraft, kompen­siert aber bei rich­ti­ger „Dosie­rung“ deren Effekt und weitet aber die Geld­men­ge genau gleich aus. Die Zins-Schuld­ner sind nun nicht mehr nötig. 

    Es ist eben doch so, dass wir auf einer Insel leben, einfach auf einer riesi­gen, mit einem Geld­sys­tem, das alle diese Effek­te elegant verwischt und verschleiert.

    Jens Martigno­ni, Zürich (Schweiz)

    Direk­te Antwort auf diesen Leserbrief:

    „Da weit­ge­hend glei­cher Auffas­sung, hat mich der Leser­brief von Jens Martigno­ni gefreut! – Das ‚fehlen­de Insel­geld für die Zinsen‘ wird heute – da Zinsen in alle Preise einge­hen – bei den Verbrau­chern abkas­siert und schließt über die Kredit­ver­ga­ben der Banken wieder die Lücke im Geld­kreis­lauf. Aller­dings muss man zwischen den Kreis­läu­fen Banken-Zentral­bank und Banken-Publi­kum strikt unter­schei­den, wie schon in meinem Arti­kel darge­legt: Nur bei dem erst­ge­nann­ten Kreis­lauf handelt es sich um Geld, bei dem zwei­ten nur um Kredit­ver­ga­ben aus den Erspar­nis­sen mit Geld, die sich bekannt­lich schon seit Jahr­zehn­ten vor allem durch die Zins­zah­lun­gen vermehren.
    Wenn Jens Martigno­ni schreibt, ‚dass wir auf einer Insel leben… mit einem Geld­sys­tem dass alle diese Effek­te elegant verwischt und verschlei­ert‘, ist er jedoch viel­leicht etwas zu opti­mis­tisch. Denn wohin uns diese Effek­te führen, zeigen nicht nur die immer rascher wach­sen­den welt­wei­ten Diskre­pan­zen zwischen Arm und Reich, sondern ebenso die zuneh­men­den Krisen in Banken und Volks­wirt­schaf­ten… nicht zuletzt bis hin zu jenen sich derzeit sogar wieder einmal auf schau­keln­den Kriegsgefahren.“
    Helmut Creutz, Aachen

    Zum Edito­ri­al, HUMANE WIRTSCHAFT 05/2014

    Durch Ihr (gutes) Edito­ri­al, Zitat: „Das als dienen­des Tausch­mit­tel gedach­te Geld…“, ist mir die Geld­de­fi­ni­ti­on von Götz Werner in den Sinn gekommen:
    „Für viele Zeit­ge­nos­sen ist noch zu wenig deut­lich, worum es sich beim Geld eigent­lich handelt: um eine Welt­buch­hal­tung von Leis­tungs- und weite­ren sozia­len Bezie­hun­gen der Menschen. Sie hilft, Proble­me zu sehen und zu lösen. Die Haupt­auf­ga­be des Geldes liegt in der Abrech­nung von Güter- und Dienst­leis­tungs­strö­men (kurz: Leis­tungs­strö­men) und macht uns bewusst, welche Menschen in welcher Weise an dem Fürein­an­der der Leis­tungs­er­stel­lung betei­ligt sind. Sekun­där­funk­tio­nen wie Wertauf­be­wah­rung oder Wert­mes­sung kann das Geld nur erfül­len, wenn es zuvor diese Primär­auf­ga­be erfüllt.“
    Aus DIE ZEIT online:
    http://www.zeit.de/online/2007/38/besser-wirtschaften
    Rob Maris

    Wider dem Naturrecht

    Auch in Ausga­be 5–2014 sind Edito­ri­al und Kommen­tar wieder hilf­reich, um die Mise­ren dieser Welt zu verstehen.
    Das Edito­ri­al weist, neben dem Sicher­heit geben­den natür­li­chen Über­fluss, auch auf das im Über­fluss vorhan­de­ne Geld hin, das aber im kapi­ta­lis­ti­schen System das Gegen­teil der Sicher­heit bewirkt, weil es sich leis­tungs­los aus sich selbst vermehrt und so Reiche reicher und Arme zahl­rei­cher macht.
    Schon Aris­to­te­les meinte: „Das Geld ist für den Tausch entstan­den, der Zins aber weist ihm die Bestim­mung an, sich durch sich selbst zu vermeh­ren. Daher wider­strei­tet diese Erwerbs­wei­se unter allen am weites­ten dem Naturrecht.“
    Und weil die Vermeh­rung des Geldes nicht vom Himmel fällt, zahlen es haupt­säch­lich die Netto­zah­ler des Systems über Preise und Steu­ern, wie es schon bei Bert Brecht heißt: „Armer Mann und reicher Mann, stan­den da und sah’n sich an. Und der Arme sagte bleich: wär’ ich nicht arm, wärst du nicht reich.“
    Dazu kommt noch, dass die zu Gesells Zeit prak­ti­zier­te Geld­hor­tung im Tresor, (um fallen­de Zinsen durch Verknap­pung wieder hoch­zu­trei­ben), der um vieles lukra­ti­ve­ren Speku­la­ti­on gewi­chen ist. So brach­te die Globa­li­sie­rung Friedman’scher Prägung die Dere­gu­lie­rung (Reagan und That­cher) samt der Zulas­sung toxi­scher Papie­re, was den Sieges­zug der Habgier einlei­te­te – und so den Nieder­gang des menschen­ge­rech­ten Wirt­schaf­tens. Der unauf­halt­sa­me Kollaps, der die Gesell­sche Warnung jetzt wahr zu machen droht: „Unser Geld bedingt den Kapi­ta­lis­mus, den Zins, die Massen­ar­mut, die Revol­te und schließ­lich den Bürger­krieg, der zur Barba­rei zurückführt.“ 

    Bleibt die Frage: Was kann der „Dritte Weg“ noch bewirken?
    Edgar Betz

    Sehr geehr­ter Herr Bangemann,
    Sie haben in Ihrem Vorwort den damals realen Sowjet­kom­mu­nis­mus mit dem Marxis­mus gleich­ge­setzt, was, soweit ich Marx verstan­den habe, in dieser Form nicht stimmt. Denn Marx ging es in erster Linie um das Gesamt­wohl des Menschen und nicht um Stra­te­gien, wie einen Massen­kon­sum, der reine mate­ri­el­le Bedürf­nis­se der Menschen erfüllt. Er wollte in erster Linie die Verwirk­li­chung eines huma­nen Mensch­seins, dass nicht von Äußer­lich­kei­ten entwer­tet werden kann.
    Das Buch von Erich Fromm: Das Menschen­bild bei Marx ist dafür ein guter Beweis.
    Karin Koehler

    Knapp­heit

    Ihre Zeit­schrift begeis­tert mich von Arti­kel zu Arti­kel immer mehr.
    Als gelern­te DDR Bürge­rin hatten wir oft aus der Knapp­heit eine Tugend zu machen. Wir aber auch begrif­fen, dass man sich nicht alle Tage Neues anschaf­fen kann und deshalb wurden hoch­wer­ti­ge Konsum­gü­ter so produ­ziert, dass sie eine lange Halt­bar­keits­dau­er hatten. (Keine wesent­li­chen Schwach­stel­len, um den Absatz zu forcie­ren). Wir hatten keine Fülle unter­schied­li­cher Schul­sys­te­me, aber alle Kinder erhiel­ten eine solide und ordent­li­che Ausbil­dung. Und für Kriege jedwe­der Art setzte sich weder die Regie­rung noch das Volk ein. Ich denke, wir wuss­ten schon damals, dass es keine Ersatzer­de gibt, auf die wir flüch­ten können.
    Doch das ist alles schon 25 Jahre Geschich­te. Man redet von Nach­hal­tig­keit bei den Bäumen, zum Fällen braucht man eine halbe Stunde, zum Wach­sen brau­chen sie 100 Jahre. Wo ist da die Nachhaltigkeit?
    In diesen vergan­ge­nen 25 Jahren wurde die Erde (die es nur ein einzi­ges Mal gibt) priva­ti­siert, wurden auf die grüne Wiese Super­märk­te gebaut und wurde durch den inten­si­ven Mais­an­bau der Boden für Jahre unfrucht­bar – nachhaltig!
    Zum Abschluss noch ein Brecht Zitat aus dem Jahre 1952 – wie aktuell!

    „Das Gedächt­nis der Mensch­heit für erdul­de­te Leiden ist erstaun­lich kurz. Ihre Vorstel­lungs­kraft für kommen­de Leiden ist fast noch gerin­ger. Die welt­wei­ten Schre­cken der Vier­zi­ger­jah­re schei­nen verges­sen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass, sagen viele. Diese Abge­stumpft­heit ist es, die wir zu bekämp­fen haben, ihr äußers­ter Grad ist der Tod. Allzu viele kommen uns schon heute vor wie Tote, wie Leute, die schon hinter sich haben, was sie vor sich haben, so wenig tun sie dage­gen. Lasst uns die Warnun­gen erneu­ern, und wenn Sie schon wie Asche in unse­rem Munde sind! Denn der Mensch­heit drohen Kriege, gegen welche die voran­ge­gan­ge­nen wie armse­li­ge Versu­che sind. Sie werden kommen ohne jeden Zwei­fel, wenn denen, die sie in aller Öffent­lich­keit vorbe­rei­ten, nicht die Hände zerschla­gen werden.“

    Gisela Unglau­be, Frank­furt an der Oder

  • Vor­be­rei­tung auf die „Stunde null“ – Sieg­fried Wendt

    Vor­be­rei­tung auf die „Stunde null“ – Sieg­fried Wendt

    1. Die aktu­el­le Situation 

    Die meis­ten Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler plädie­ren zurzeit noch für das Beibe­hal­ten der aktu­el­len Wirt­schafts­ord­nung, wobei zwei unter­schied­li­che Begrün­dun­gen vorge­bracht werden. Entwe­der wird behaup­tet, die jetzt noch vorhan­de­nen Übel würden im Laufe der Weiter­ent­wick­lung dieser Wirt­schafts­ord­nung verschwin­den, oder aber es wird die Meinung vertre­ten, man müsse die Übel hinneh­men, denn sie könn­ten nur vermie­den werden, indem man zu einer deut­lich schlech­te­ren Wirt­schafts­ord­nung über­geht, nämlich zur Plan­wirt­schaft à la DDR. Dane­ben gibt es aber Kriti­ker, zu denen auch ich gehöre, die behaup­ten, die Aufrecht­erhal­tung der aktu­el­len Wirt­schafts­ord­nung liege nur im Inter­es­se einer klei­nen Minder­heit und es gebe durch­aus eine Alter­na­ti­ve, die nicht die Mängel der DDR-Ordnung hat. Es ist jedoch nicht möglich, die derzei­ti­gen Übel nach­ein­an­der zu elimi­nie­ren, indem jeweils einzel­ne Regeln geän­dert werden. Denn die Ursa­chen dieser Übel bilden ein so dicht zusam­men­hän­gen­des Netz, dass sie sich nur durch eine völli­ge Neuge­stal­tung der Wirt­schafts­ord­nung elimi­nie­ren lassen. Da nun aber die jahr­zehn­te­lan­ge Nutzung der jetzi­gen Wirt­schafts­ord­nung zu einer unüber­schau­ba­ren Fülle von Abhän­gig­kei­ten geführt hat, ist eine völli­ge Neuge­stal­tung nur möglich, wenn sie als Befrei­ung aus einem Chaos erlebt wird. Ein solches Chaos wird meines Erach­tens zwangs­läu­fig eintre­ten, denn die aktu­el­le Wirt­schafts­ord­nung hat so viele gravie­ren­de Mängel, dass sie trotz aller Anstren­gun­gen ihrer Nutz­nie­ßer und Vertei­di­ger nicht mehr viele Jahr­zehn­te bestehen blei­ben kann. Sie trägt die Bedin­gun­gen ihres eige­nen Zusam­men­bruchs und damit die Chance eines Neube­ginns zu einer „Stunde null“ in sich.

    2. Die Chance kommt
    mit dem Zusammenbruch 

    Bezüg­lich dieses Zusam­men­bruchs sehe ich eine Analo­gie. Nach­dem sich der inhu­ma­ne Natio­nal­so­zia­lis­mus einmal in Deutsch­land etabliert hatte, gab es keine Möglich­keit mehr, ihn durch eine Folge von Verbes­se­rungs­schrit­ten in ein huma­nes, poli­ti­sches System zu über­füh­ren. Er trug aber die Bedin­gun­gen seines eige­nen Zusam­men­bruchs in sich, und diesen Zusam­men­bruch habe ich noch persön­lich erlebt. Dieser Zusam­men­bruch brach­te zwangs­läu­fig viel Chaos und mensch­li­ches Leid, aber er brach­te uns auch die Chance eines Neube­ginns. Und einen solchen Neube­ginn wird es eines Tages auch für die Wirt­schafts­ord­nung geben. Aller­dings garan­tiert der Zusam­men­bruch eines unge­lieb­ten Systems nicht zwangs­läu­fig die Etablie­rung eines besse­ren Systems. Dass auf das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche System nach dem Zusam­men­bruch tatsäch­lich ein sehr viel besse­res System folgte, verdan­ken wir der Tatsa­che, dass der Zusam­men­bruch nicht das Ergeb­nis einer Revo­lu­ti­on war, sondern von außen herbei­ge­führt wurde, so dass es keine Revo­lu­tio­nä­re gab, die sich um die Macht hätten strei­ten können. Aus dem Kreis der Gegner des alten Systems, die auf die Chance eines Neube­ginns gehofft und sich recht­zei­tig auf die Stunde null vorbe­rei­tet hatten, konn­ten damals die Gremi­en besetzt werden, deren Mitglie­der die grund­le­gen­den Regeln für den Neube­ginn formu­lie­ren soll­ten. Viel­leicht wird man, wenn die derzei­ti­ge Wirt­schafts­ord­nung zusam­men­ge­bro­chen ist, wieder nach Leuten suchen, denen man zutrau­en kann, die Regeln für das neue System zu formu­lie­ren. Und das können nur Leute sein, die sich recht­zei­tig auf den Neube­ginn vorbe­rei­tet haben, indem sie entwe­der selbst Beiträ­ge zu einem Regel­werk gelie­fert haben, das sie für geeig­net halten, die bishe­ri­ge Wirt­schafts­ord­nung abzu­lö­sen, oder indem sie sich mit dem Schrift­tum vertraut gemacht haben, worin solche Beiträ­ge zu finden sind. … 

  • Die Per­spek­tiv­lo­sig­keit euro­päi­scher Wirt­schafts­po­li­tik – Edo­ardo Beretta

    Die Per­spek­tiv­lo­sig­keit euro­päi­scher Wirt­schafts­po­li­tik – Edo­ardo Beretta

    Kein Ökonom, Poli­ti­ker, euro­päi­scher Bürger, nicht einmal die Exper­ten in den Verei­nig­ten Staa­ten von Ameri­ka – den Währungs­kon­kur­ren­ten des geld­ver­ein­ten Euro­pas –, hätten vor der Einfüh­rung des Euro in 2002 das Ausmaß der entstan­de­nen Wirt­schafts­di­lem­ma­ta erwä­gen können. Unreife(re) Mitglieds­län­der der Euro­päi­schen Währungs­uni­on (EWU) stürz­ten Europa gleich nach Ausbruch der globa­len Wirt­schafts- und Finanz­kri­se im Jahre 2007 in die Schul­den­kri­se. Es mag harsch klin­gen, aber der Euro (und damit seine Währungs­leid­ge­nos­sen) haben sich selbst – im Vorfeld statu­ta­risch, im Nach­hin­ein prak­tisch – ins Aus katapultiert.

    Der hinter der Euro­wäh­rung stehen­de Gedan­ke ist fürwahr revo­lu­tio­när und bleibt trotz teil­wei­se ähnli­cher histo­ri­scher Vorer­fah­run­gen (vgl. die Latei­ni­sche (1865–1927) und Skan­di­na­vi­sche Münz­uni­on (1873–1914)) ein mone­tä­res Novum: eine Wirt­schafts- und Währungs­uni­on auf euro­päi­scher Ebene zur struk­tu­rel­len Förde­rung inter­re­gio­na­ler Bezie­hun­gen. Es wäre einer­seits sicher­lich vorei­lig, über Schei­tern oder Gelin­gen der euro­päi­schen Wirt­schafts­ver­ei­ni­gung zu urtei­len. Ande­rer­seits lassen sich aber schon jetzt Vor- und Nach­tei­le des (bishe­ri­gen) euro­päi­schen Durch­grei­fens in der akuten Phase der Schul­den­kri­se erken­nen, die zumin­dest ein Zwischen­fa­zit ermög­li­chen: Die euro­päi­sche Wirt­schafts­po­li­tik ist unter den herr­schen­den Bedin­gun­gen perspek­tiv­los. Was sind aber die intrin­si­schen Gründe dafür? Und was sollte man unbe­dingt neuge­stal­ten, um die Zukunfts­fä­hig­keit der Euro­zo­ne und – was lang­fris­tig system­re­le­van­ter ist – die Eintracht unter den Völkern zu sichern?
    Diesen Kern­fra­gen wird man im Folgen­den theo­re­tisch sowie empi­risch mithil­fe konkre­ter Bezüge auf die euro­päi­sche Schul­den­kri­se nach­ge­hen und Lösungs­an­sät­ze zur Krisen­be­wäl­ti­gung sowie ‑vorbeu­gung skizzieren. 

  • „Wis­sen und Gewis­sen – Kom­men­tar von Tris­tan Abromeit

    „Wis­sen und Gewis­sen – Kom­men­tar von Tris­tan Abromeit

    „Wissen und Gewis­sen – Im Schat­ten­reich der Überwachung“

    Ein Kommen­tar von Tris­tan Abromeit ange­regt durch die Rede von Ilija Troja­now in HUMANE WIRTSCHAFT 05/2014 —
    Wir geben uns leicht der Illu­si­on hin, wonach wir in einer Demo­kra­tie vor den Mecha­nis­men der Unter­drü­ckung, wie sie in Dikta­tu­ren prak­ti­ziert wurden und werden, geschützt sind. Wenigs­tens seit den Enthül­lun­gen des ehema­li­gen Agen­ten Edward Snow­den, der für den US-Ameri­ka­ni­schen Geheim­dienst CIA, NSA und DIA gear­bei­tet hat, soll­ten wir wach gewor­den sein. Aber wir Deut­schen soll­ten nicht nur mit dem Zeige­fin­ger in Rich­tung Westen zeigen, sondern uns selber an die Nase fassen. Als die Mauer noch stand, regten wir uns darüber auf, dass die Spit­zel der DDR jeden Brief, der aus der BRD kam inhalt­lich kontrol­lier­ten. Neulich las ich, dass es umge­kehrt genau­so gewe­sen ist. Es ist wich­tig hier wach­sam zu sein, auch in Bezug auf den Daten­klau und den Einbruch in die Privat­sphä­re im Netz durch Hacker. Ich will hier aber auf eine andere Gefahr und Praxis der Gefähr­dung der indi­vi­du­el­len Frei­heit und Selbst­be­stim­mung hinwei­sen, die in der prak­ti­zier­ten lega­len Poli­tik liegt und gege­ben ist. Es ist eine Poli­tik, die im Sinne einer Gesell­schaft der Freien keine Legi­ti­mi­tät hat.

    Kürz­lich kam mir ein Beitrag von Karl Walker mit dem Titel „Kyber­ne­tik in der Sozi­al­ord­nung“ vor Augen. Der Beitrag erschien 1965 in der fünf­ten Folge der Zeit­schrift für Sozi­al­öko­no­mie. Darin wird deut­lich, je mehr Elemen­te der Selbst­steue­rung in eine Gesell­schaft einge­baut sind, umso mehr indi­vi­du­el­le Frei­heit ist möglich und umso klei­ner kann der Staats­ap­pa­rat sein. Und anders formu­liert: Je mehr kyber­ne­ti­sche Steue­rung in die Wirt­schaft und Gesell­schaft implan­tiert wird, desto reiner kann das frei­heit­li­che, sozia­le, markt­wirt­schaft­li­che Modell entwi­ckelt werden. Umge­kehrt: Je mehr versucht wird, die vorhan­de­nen Proble­me mit staat­li­chen Subven­tio­nen und dem Berech­ti­gungs­we­sen zu lösen, umso mehr Frei­heit verlie­ren wir, umso mehr müssen wir über­wacht werden und umso mehr nähern wir uns der Zentralverwaltungswirtschaft.

    Wenn wir mehr vom Staat verlan­gen, als dass er die Stör­quel­len der Ökono­mie besei­tigt, ist er gezwun­gen uns über das unver­meid­ba­re Maß an Steu­ern auszu­beu­ten. Je mehr der Staat sich in die Rolle des Raub­rit­ters vertieft, desto stär­ker versu­chen die Bürger ihm auszu­wei­chen. Das zieht natür­lich einen Ratten­schwanz von Über­wa­chungs­maß­nah­men nach sich. Bei Berich­ten im Fern­se­hen über Einsät­ze der Bundes­po­li­zei zur Aufde­ckung von Schwarz­ar­beit, asso­zi­ie­re ich das mit der Vorstel­lung von Roll­ko­man­dos im SED- und Nazi-Staat. Aber das Berech­ti­gungs­we­sen, beson­ders wenn es um Subven­tio­nen und Steu­er­erleich­te­run­gen geht, fördert nicht nur den büro­kra­ti­schen Wasser­kopf von Deutsch­land und der EU, sondern zwingt auch die Antrag­stel­ler, sich ökono­misch und auf Daten bezo­gen nackt auszu­zie­hen. Von der Geburt bis zum Grabe muss der heuti­ge Mensch so oft seine Daten offen­ba­ren und wird so oft über­prüft und die Über­prü­fungs­er­geb­nis­se an so viel Stel­len gespei­chert, dass von einer Daten­au­to­no­mie der Bürger zu spre­chen, sich logi­scher­wei­se verbietet.

    Schlim­mer ist noch, dass bei einer solchen Sach­la­ge immer mehr Menschen dazu neigen, die als unge­recht empfun­de­nen Geset­zes­nor­men zu umge­hen und sich den Voraus­set­zun­gen, als Berech­tig­ter zu gelten, anzu­pas­sen. Der Ausbau des Sicher­heits- und Über­prü­fungs­ap­pa­rats und die Flut der Verfah­ren bei den Gerich­ten spre­chen für die Rich­tig­keit dieser Annah­me. Den Regie­run­gen und Parla­men­ten fällt nichts Besse­res ein, als mit noch mehr Geset­zen, dieser Fehl­ent­wick­lung entge­gen­zu­wir­ken. Schon Pesta­loz­zi hat gegen eine solche Poli­tik argu­men­tiert. Bruno Schlie­pha­cke schreibt ins seinem Buch „Pesta­loz­zi der Rebell“ (Rudolf Zitz­mann Verlag, 1960): „Statt immer nur neue Geset­zes­pa­ra­gra­phen zu schaf­fen, mit denen man die ‚Staats­män­ner­schlecht­heit‘ oft nur verde­cken wolle, fordert er die Schaf­fung wirk­lich menschen­wür­di­ger Lebens­ver­hält­nis­se; denn, ‚der Mensch ist gut und will das Gute, er will aber zu aller­erst auch Wohl­sein‘“. (S. 39)

    Aber vorher ist zu lesen, dass Pesta­loz­zi die Poli­tik der Entmün­di­gung durch den Staat nicht wollte: „Pesta­loz­zi aber wollte nie von außen her durch Wohl­tä­tig­keits­me­tho­den der Not der Massen steu­ern. Er wollte den werden­den Menschen zur Selb­stän­dig­keit nicht nur im Denken, sondern auch im Handeln erzie­hen. Der Mensch ist ihm Objekt und Subjekt der Erzie­hung, wenn er lehrt: ‚Die ganze Natur und die ganze Geschich­te ruft dem Menschen­ge­schlech­te zu, es solle ein jeder sich selbst versor­gen, und das Beste, was man dem Menschen tun könne, sei, dass man ihn lehre, es selber tun.‘“ (S. 24)
  • Soli­da­ri­sches Spa­ren und Lei­hen … – Hans-Jörg Schlichte

    Das Projekt „Soli­da­ri­sches Sparen und Leihen“ als Beispiel einer Mikrofinanzierung

    Geld bestimmt stän­dig unse­ren Alltag. Immer mehr Menschen haben das Gefühl, einer umfas­sen­den Ökono­mi­sie­rung und Mone­ta­ri­sie­rung ausge­setzt zu sein, die alle Berei­che des Lebens beein­flusst. Was aber macht Geld eigent­lich mit uns? Zunächst ist fest­zu­hal­ten, dass Geld ein umfas­sen­des arbeits­tei­li­ges Wirt­schaf­ten erst ermög­licht. Gewöhn­lich erhal­ten wir Geld, indem wir eine Leis­tung erbrin­gen. Zu einer ande­ren Zeit und einem ande­ren Ort können wir dann dieses Geld in eine für uns gewünsch­te und passen­de Leis­tung tauschen. Dies wird manch­mal die Trans­port­funk­ti­on des Geldes genannt. Inso­fern verbin­det Geld.

    ABER! Geld grenzt auch aus! Wer kein Geld besitzt, kann am Wirt­schafts­pro­zess nicht mehr teil­neh­men. Er wird im wört­li­chen Sinn obdach­los. AUSSERDEM! Zwar verbin­det Geld im arbeits­tei­li­gen Wirt­schafts­pro­zess die Menschen in ihren Leis­tun­gen mitein­an­der, aber es vermit­telt dadurch auch mensch­li­che Bezie­hun­gen beson­de­rer Art. Wenn man genau hinsieht, liegt diese Art von Bezie­hun­gen sprich­wört­lich auf der Hand, wird aber oft nicht genannt oder erkannt. Es ist die Zahl auf dem Geld­schein. Es ist eine berech­nen­de, buch­hal­te­ri­sche Bezie­hung. Mensch­li­che Verhält­nis­se und Hand­lun­gen werden in Zahlen ausge­drückt, quan­ti­fi­ziert. Die Vorstel­lung ist absurd, dass Liebes­be­zie­hun­gen – die Liebe – alles das, was das mensch­li­che Leben, seine Quali­tät ausmacht, quan­ti­fi­ziert, berech­net werden könnte. Aber in der Tat, Menschen der kapi­ta­lis­ti­schen Gesell­schaft leben in dieser Illu­si­on. Die sexu­el­le Prosti­tu­ti­on, die Zensur­ge­bung für intel­lek­tu­el­le Leis­tun­gen, die Feti­schi­sie­rung des Sports nach Zeit, Höhe, Länge, Punkt­zah­len, die Beschrei­bung der volks­wirt­schaft­li­chen Leis­tung als Brut­to­so­zi­al­pro­dukt, usw., aber beson­ders die Ausbeu­tung des Werk­tä­ti­gen in seinem Waren­da­sein zeigt die Absur­di­tät dieser Gesell­schaft, die im kauf­män­ni­schen Hand­lungs­mo­dell dem Fetisch Geld erliegt. Das soll noch näher erläu­tert werden:

    Menschen arbei­ten in unse­rem Wirt­schafts­sys­tem für Geld. Sie werden entlohnt, entgol­ten. Sie tauschen für eine vertrag­lich fest­ge­leg­te Zeit ihre Tätig­keit gegen Zahlen auf Geld­schei­nen oder auf einem Lohn­kon­to ein. Mit dieser Zahl schätzt der Geld­ge­ber – hier der Unter­neh­mer oder sein Stell­ver­tre­ter – ein, welchen Wert er der Tätig­keit beimisst. Letzt­lich verschwin­det bei diesem Tausch­vor­gang die Bedeu­tung der Quali­tät der Tätig­keit. Bedeut­sam für den Geld­ge­ber ist nur, inwie­weit das Resul­tat der Tätig­keit sich wieder in Zahlen umtau­schen lässt. Auch die Befind­lich­keit des Täti­gen oder seine Moti­va­ti­on ist im Grunde uner­heb­lich. Er ist durch jede Person austausch­bar. Die Bezie­hung zwischen Geld­ge­ber und Geld­emp­fän­ger wird durch Zahlen ausge­drückt. Ihre Verding­li­chung wird abstrakt und drückt sich in der doppel­ten Buch­hal­tung des Unter­neh­mens aus. Die Betei­lig­ten nähren dabei die Illu­si­on, sie hätten mit dem Geld etwas Konkre­tes getauscht. Das jedoch liegt in der Zukunft und lässt sich erst erfah­ren, wenn das Geld wieder in Waren umge­tauscht wird. Dort wird sich erst in der Gestalt des Waren­be­sit­zers klären, welche Quali­tät sich gegen die Zahl auf dem Geld­schein oder dem Gehalts­kon­to eintau­schen lässt. Und hier wieder­holt sich die Gleich­gül­tig­keit des Vorgangs gegen­über der Quali­tät der Ware und der Person des Käufers. Für den Verkäu­fer muss die Zahl stim­men. Quali­tät und Person sind uner­heb­lich. Wird in Geld gedacht, verschwin­det hinter der Zahl die reale Welt, es ist die Welt der kauf­män­ni­schen Buchhaltung.

    In dieser Hinsicht ist unser Geld­sys­tem sozial zerstö­re­risch. DESWEGEN, vor allem auch in der gegen­wär­ti­gen globa­len Finanz- und Wirt­schafts­kri­se, in der das Geld­sys­tem insta­bil ist und der Wohl­fahrts­staat zu schrump­fen droht, sind Bürger ermu­tigt, sich selbst zu helfen und gegen­sei­tig zu unter­stüt­zen. Verein­zelt wird über­legt und auspro­biert, wie es anders funk­tio­nie­ren kann. Das Projekt „Soli­da­ri­sches Sparen und Leihen“ ist neben seiner prak­ti­schen Bedeu­tung auch ein Übungs­feld. Menschen haben Fähig­kei­ten, Impul­se und Bedürf­nis­se, aber ihnen stehen zu deren Verwirk­li­chung und Befrie­di­gung ganz unter­schied­li­che Geld­men­gen zur Verfü­gung. Mit dem Projekt „Soli­da­ri­sches Sparen und Leihen“ soll ein teil­wei­ser Ausgleich statt­fin­den. Außer­dem sollen Erfah­run­gen in einem alter­na­ti­ven Umgang mit Geld gesam­melt werden und real die Not, die sich aus der mangeln­den Geld Ressour­ce ergibt, gelin­dert werden: …
  • Wo nicht nur die Ren­dite zählt – Pat Christ

    Wo nicht nur die Ren­dite zählt – Pat Christ

    Bei imug gibt es Nach­hal­tig­keits­ra­tings zu über 3.200 inter­na­tio­na­len Konzernen —
    Hier gibt es mit Tommy Piemon­te einen Volks­wirt, der Bank­an­lei­hen hinsicht­lich ihrer Nach­hal­tig­keit bewer­tet. Umwelt­öko­no­min Imke Mahl­mann beschäf­tigt sich mit der sozial-ökolo­gi­schen Einschät­zung von Akti­en­ge­sell­schaf­ten der Automobil‑, Chemie- sowie Gesund­heits­bran­che. Spezi­al­ge­biet von Silke Strem­lau, Gesell­schaf­te­rin bei der imug Bera­tungs­ge­sell­schaft mit Sitz in Hanno­ver, ist die sozial-ökolo­gi­sche Unter­neh­mens­be­wer­tung für Nachhaltigkeitsfonds. —

    Die evan­ge­li­sche Kredit­ge­nos­sen­schaft Kassel eG, die Ethik­Bank und GLS-Bank, die Green­peace Umwelt­stif­tung und die Umwelt­bank AG, dies alles sind Kunden der Gesell­schaft, die seit 1997 Nach­hal­tig­keits­be­wer­tun­gen anbie­tet. Sowohl Unter­neh­men als auch Anlei­hen, Staats­an­lei­hen und Emit­ten­ten fest­ver­zins­li­cher Wert­pa­pie­re werden auf sozia­le, ethi­sche und ökolo­gi­sche Aspek­te hin abge­klopft. Im Sinne eines Sustaina­bi­li­ty-Konzepts werden diese Aspek­te mit betriebs­wirt­schaft­li­chen Zielen wie Umsatz, Markt­an­teil und Gewinn sowie mit Vortei­len für Konsu­men­ten, Kunden, die Gesell­schaft und die Umwelt verbunden. —

    Nach­hal­tig­keit im Kredit­ge­schäft und Nach­hal­tig­keit als Bestand­teil der Unter­neh­mens­kul­tur werden für immer mehr Menschen immer wich­ti­ger, bestä­tigt Silke Strem­lau, die sich seit 14 Jahren mit nach­hal­ti­gem Invest­ment befasst. Seit der Finanz­kri­se sei die Nach­fra­ge enorm gewach­sen: „Vor allem aber merken wir in den letz­ten ein, zwei Jahren ein noch­mals gestie­ge­nes Inter­es­se.“ Wobei man sich keinen Illu­sio­nen hinge­ben darf. Nach wie vor sind nur etwa ein Prozent aller Invest­ments bezo­gen auf das Gesamt­vo­lu­men nachhaltig.

    Geld darf keinen Scha­den anrichten

    Noch handelt es sich also um Outsi­der, denen ethi­sche und ökolo­gi­sche Krite­ri­en wich­ti­ger sind als Rendi­te. Die mit ihrem Invest­ment einen Beitrag zum Klima­schutz leis­ten wollen und ihr Geld auf keinen Fall dort­hin flie­ßen lassen möch­ten, wo es Scha­den anrichtet.

    Eine konven­tio­nel­le Bank achtet bei der Kredit­ge­wäh­rung vor allem auf die Vermö­gens­ver­hält­nis­se des Kunden. Bei Inves­ti­tio­nen in Unter­neh­men zählt für sie eine möglichst hohe Rendi­te. Nur ein gerin­ger Teil der Kredit­in­sti­tu­te handelt anders und legt zum Beispiel Nach­hal­tig­keits­fonds auf. Dabei stellt sich die Frage, ob denn ein Unter­neh­men, in das man inves­tie­ren möchte, wirk­lich nach­hal­tig ist. Das neun­köp­fi­ge imug-Team bewer­tet anhand von 250 Krite­ri­en Groß­un­ter­neh­men mit über 40.000 Mitar­bei­tern – also große Akti­en­ge­sell­schaf­ten wie BASF oder Adidas. … 

  • Der stille Putsch – Buch­re­zen­sion von Claus-Dieter Stille

    Der stille Putsch – Buch­re­zen­sion von Claus-Dieter Stille

    Wie eine gehei­me Élite aus Wirt­schaft und Poli­tik sich Europa und unser Land unter den Nagel reißt
    — Buch­re­zen­si­on von Claus-Dieter Stille
    — Dröh­nen­de Panzer roll­ten. Stra­te­gisch wich­ti­ge Objek­te wurden besetzt. So gingen Putsche gewöhn­lich vonstat­ten. Jürgen Roth: „Heute geschieht der Umsturz geräuschlos.“ — 

    Spätes­tens die Finanz­kri­se hätte doch ein Alarm­si­gnal auslö­sen müssen. Dafür, dass etwas gründ­lich falsch läuft. Nicht nur in Europa – vornehm­lich in den Krisen­län­dern Grie­chen­land, Portu­gal, Spani­en und Itali­en –, sondern auch im von vielen Medien und Poli­ti­kern so hoch gelob­ten Deutschland. — 

    Im Würge­griff der „Dikta­tur des Finanzkapitalismus“ — 

    Ist denn nieman­dem aufge­fal­len, dass es auch in Deutsch­land immer mehr Menschen schlech­ter geht, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter geöff­net hat? Suppen­kü­chen, die ich selbst zumin­dest nur aus den Geschichts­bü­chern kannte, müssen – zuneh­mend seit Herstel­lung der Deut­schen Einheit – von Jahr zu Jahr mehr bedürf­ti­ge Menschen verkös­ti­gen. Soge­nann­te „Tafeln“ schie­ßen wie Pilze aus dem Boden. Arme Menschen mit Hartz-IV-Bezug bzw. klei­ner Rente können dort Lebens­mit­tel kaufen, die der Handel den Tafeln spen­det. Gut für diese Menschen. Aber wie kommt es, dass so etwas in einem so reichen Lande wie Deutsch­land nötig ist? — 

    Und ist es nicht eine Schan­de, dass in Voll­zeit arbei­ten­de Menschen so prekär bezahlt werden, dass sie zu
    „Aufsto­ckern“ werden und deshalb zusätz­lich noch Hartz-IV bean­tra­gen müssen, um über die Runden zu kommen? —
    Im ekla­tant kras­sen Gegen­satz dazu wurden und werden in Deutsch­land in Größen­ord­nun­gen Steu­er­sen­kun­gen für Konzer­ne und Vermö­gen­de ins Werk gesetzt. — 

    Eine „Dikta­tur des Finanz­ka­pi­ta­lis­mus“ (Stépha­ne Hessel in „Empört euch“) hält Europa im Würge­griff. Die Regie­run­gen wirken hilf­los. Wie Mario­net­ten zappeln sie an den Schnü­ren, die von Rating­agen­tu­ren und Banken bedient werden. Die Steu­er­zah­ler müssen Banken retten, die sich in ihrer Gier verspe­ku­liert haben. — 

    Der Putsch, der schlei­chend kommt —
    Dass es diese Inter­es­sen gibt, meint auch der Publi­zist Jürgen Roth. Sein neues­tes, soeben bei Heyne erschie­ne­ne Buch trägt den Titel „Der stille Putsch – Wie eine gehei­me Élite aus Wirt­schaft und Poli­tik sich Europa und unser Land unter den Nagel reißt“. — 

    Wieder eine Verschwö­rungs­theo­rie? Bestimm­te Leute oder Medien werden das denken. Der inves­ti­ga­ti­ve Jour­na­list Jürgen Roth dürfte damit umge­hen können. Ob er nun über die Mafia oder über „Gazprom – Das unheim­li­che Impe­ri­um“ schrieb oder andere heiße Eisen anfass­te: Anfein­dun­gen ist er gewohnt. Mit Gerichts­pro­zes­sen wurde er über­zo­gen. Auch Gerhard Schrö­der, der „Genos­se der Bosse“ ging gericht­lich gegen den Autor vor. — 

    Wer Roths neues Sach­buch liest, wird, je weiter er darin voran­kommt, den Autor rasch von womög­lich zuvor aufge­kom­me­nen Verdäch­ten in Sachen „Verschwö­rungs­theo­rie“ entlas­ten. Schließ­lich hat Roth für sein Buch gründ­lich recher­chiert und ist auf viele Quel­len gesto­ßen, die diesen „stil­len Putsch“ bele­gen. Mag man diese nicht nur für die Demo­kra­tie schlim­me Entwick­lung nun so nennen wollen oder nicht. Indes, Roth schreibt dazu auf Seite 17 des Buches:
    „Laut Duden ist der Putsch ein poli­ti­scher Umsturz. Zumin­dest in Europa müssen Putsche nicht mehr von Mili­tärs ausge­führt werden, den klas­si­schen Mario­net­ten bedroh­ter konser­va­tiv-reak­tio­nä­rer Eliten, wie zum Beispiel in den Sech­zi­ger Jahren in Grie­chen­land. Heute geschieht der Umsturz geräusch­los und schlei­chend, ohne dass dröh­nen­de Panzer vor den Parla­men­ten und Fern­seh­sta­tio­nen auffah­ren, ohne Solda­tes­ka, die Oppo­si­tio­nel­le in fins­te­re Kerker wirft und foltert.“

    Schul­den als „Erpres­sungs­in­stru­ment“ —
    Jürgen Roth schil­dert, wie vor allem heute die Schul­den der Staa­ten und der aufge­bau­te Druck diese abzu­bau­en, den Effekt zur Folge haben, dass das „Prin­zip Demo­kra­tie“ quasi über­flüs­sig scheint. Dabei werde aber verschlei­ert, „Wer tatsäch­lich für diese Schul­den verant­wort­lich ist, wer sie als Erpres­sungs­in­stru­ment funk­tio­na­li­siert und wer davon profi­tiert, eben die natio­na­le sowie die euro­päi­sche Machtelite“ (…)

  • Ein Märchen wird erwachsen – Leonie Sontheimer

    Ein Märchen wird erwachsen – Leonie Sontheimer

    Ein Märchen wird erwach­sen – Leonie Sontheimer
    Vor vier­zig Jahren schrieb Micha­el Ende eine Geschich­te, welche die krisen­haf­te Situa­ti­on unse­rer heuti­gen Wachs­tums­ge­sell­schaft erschre­ckend präzi­se wieder­gibt. „MOMO“ ist mehr als ein Märchen über die Zeit. Wir können die Geschich­te auch als meta­pho­ri­sche Erzäh­lung über das herr­schen­de Finanz­sys­tem verste­hen. Ein Film­team möchte die kleine Heldin und ihre beson­de­ren Fähig­kei­ten in Erin­ne­rung rufen und Gedan­ken über zukunfts­fä­hi­ge Geld­sys­te­me erwecken.

    „Es gibt ein großes und doch ganz alltäg­li­ches Geheim­nis. Alle Menschen haben daran Teil, alle kennen es, aber die wenigs­ten denken je darüber nach. Die meis­ten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein biss­chen darüber. Dieses Geheim­nis ist die Zeit.“ Dies schrieb Michael
    Ende vor vier­zig Jahren in seinem Märchen „MOMO“, welches er keines­wegs nur für Kinder verfass­te. Ganz im Gegen­teil – zwischen den Zeilen und in der Tiefe der Erzäh­lung ist MOMO eine Para­bel über Geld­sys­te­me, ihre Konstruk­ti­on und deren Auswir­kun­gen auf die mensch­li­che Gemeinschaft.

    Micha­el Ende hat sich über Jahr­zehn­te hinweg inten­siv mit Finanz­sys­te­men beschäf­tigt, MOMO ist als ein Resul­tat dieser Über­le­gun­gen zu betrach­ten; ein Märchen, das mit erns­ten Hinter­grund­ge­dan­ken geschrie­ben wurde. Mit seiner fabel­haf­ten Erzäh­lung gelingt es dem Schrift­stel­ler, die Geld­pro­ble­ma­tik auf einer ganz neuen Ebene offen zu legen. Während Zahlen und Kurven aus den Wirtschaftswissenschaften
    nur ratio­nal begreif­bar sind, spricht uns MOMO auf der Ebene der Gefüh­le an.

    Als die Filme­ma­che­rIn­nen Hanni Welter, Masayo Oda und Oliver Sachs ihren Kurz­film „40 Jahre MOMO – ein Märchen wird erwach­sen“ vor Publi­kum gezeigt haben, erleb­ten sie in vielen Gesprä­chen nach den Vorfüh­run­gen wieder­holt: Momo öffnet die Herzen. Doch ist es nicht nur diese emotio­na­le Verbin­dung, die MOMO bis heute zu einem der belieb­tes­ten Bücher der Welt macht. Dem in vier­zig Spra­chen erschie­ne­nen Roman
    liegt offen­sicht­lich auch eine prophe­ti­sche Kraft inne, denn viele Details der Erzäh­lung schei­nen aus unse­rer heuti­gen gesell­schaft­li­chen Reali­tät zu erzählen.

    Momo lebt in der Ruine eines Amphi­thea­ters in einer klei­nen verschla­fe­nen Ortschaft. Die Menschen dieser Ortschaft gera­ten jedoch schlei­chend unter den Einfluss von namen­lo­sen Agen­ten einer Zeit­spar­kas­se. Die grauen Herren verströ­men eine beängs­ti­gen­de Kälte, umhül­len sich mit dem farb­lo­sen Rauch ihrer Zigar­ren und treten mit dem immer glei­chen Ange­bot auf: Sie behaup­ten, einge­spar­te und bei ihnen ange­leg­te Zeit nach Jahren mit Zins und Zinses­zins zurück­zu­zah­len und sie bele­gen dies anhand beein­dru­cken­der Zahlen.

    Dieses Ange­bot sollte jedem Mitglied der kapi­ta­lis­ti­schen Wachs­tums­ge­sell­schaft allzu bekannt sein. Über­all wird uns heute verspro­chen, unser Geld zu vermeh­ren. Es scheint, als läge in der Anhäu­fung von Geld ein Wert an sich, ein Wert, nach dem viele Menschen mit all ihrer Lebens­kraft stre­ben. Auch in Momos Welt kann kaum jemand dem Ange­bot der grauen Herren wider­ste­hen und das verän­dert die Stim­mung der klei­nen Gemein­schaft in kurzer Zeit sehr stark: Die Menschen begin­nen ihr Leben zu ratio­na­li­sie­ren. Immer mehr Zeit wollen sie einspa­ren, mehr Geld verdie­nen. In Erwar­tung eines besse­ren Lebens nach der Rück­zah­lung ihrer rasch wach­sen­den Rendi­te an Sekun­den, Minu­ten und Stun­den werden die Zeit­spa­rer den grauen Herren immer ähnlicher. 

  • Nach ACTA und TTIP: Hello TiSA! – Dirk Löhr

    Nach ACTA und TTIP: Hello TiSA! – Dirk Löhr

    Bekannt­lich wurde ACTA aufgrund der inter­na­tio­na­len Kritik gestoppt. Das euro­pä­isch-ameri­ka­ni­sche Frei­han­dels­ab­kom­men TTIP steht aus ähnlichen
    Grün­den auf der Kippe. Der neues­te Anlauf firmiert unter dem Namen „TiSA“ („Trade in Service Agreement“).

    Hier­bei handelt es sich um einen von den USA, der EU und 21 klei­ne­ren Ländern verhan­del­ten Vertrag. Das Ziel besteht in der Besei­ti­gung von Handels­hemm­nis­sen im öffent­li­chen Dienst­leis­tungs­sek­tor. Hier­durch, so die offi­zi­el­le Hoff­nung, sollen sich neue Markt­chan­cen eröff­nen. Nicht anders als bei ACTA und TTIP finden die Gesprä­che im Gehei­men statt – offen­bar bereits seit mehr als einem Jahr. Wieder einmal ist die Mitspra­che der inter­es­sier­ten und betrof­fe­nen Öffent­lich­keit auf das Mini­mum beschränkt (Effen­ber­ger, 2014 ).

    TiSA scheint aller­dings eine andere Ziel­rich­tung als ACTA und TTIP zu verfol­gen. Hier geht es primär um den öffent­li­chen Sektor – also das in Europa sehr kontro­vers disku­tier­te Thema der Priva­ti­sie­rung von Wasser­ver­sor­gung, Nahver­kehr, Gesund­heits­ein­rich­tun­gen, Bildungs­stät­ten und ande­ren Ange­bo­ten. Der Entwurfstext des Abkom­mens lässt jedoch auch die Aufnah­me weite­rer Punkte offen (Euro­pean Commis­si­on, 2013).

    Nun handelt es sich beim öffent­li­chen Sektor um einen Bereich, der sich von Wett­be­werbs­märk­ten sehr unter­schei­det. Er ist u. a. durch natür­li­che Mono­po­le gekenn­zeich­net, die durch Konkur­ren­ten nur schwer ange­grif­fen werden können. Für viele Leis­tun­gen bleibt der Staat auch nach Über­ga­be auf Priva­te in der Gewähr­leis­tungs­pflicht. Aus diesem Grunde dürfte man wohl von den Prot­ago­nis­ten bald hören, dass es um einen Wett­be­werb um den Markt gehe – nicht um einen Wett­be­werb im Markt. Aller­dings handelt es sich bei den infra­ge kommen­den Unter­neh­men in vielen Fällen um wenige Spie­ler, die sich unter­ein­an­der kennen. Miss­bräuch­li­che Abspra­chen bei Ausschrei­bun­gen sind somit möglich. Zudem steht zu befürch­ten, dass sozia­le und ökolo­gi­sche Krite­ri­en bei Ausschrei­bun­gen de facto immer schwe­rer durch­setz­bar sind. Wie schwer diese Beden­ken wirken, wird man erst sagen können, wenn man mehr über die bisher geheim gehal­te­nen Details weiß.

    Eines kann man aber heute schon sagen: Gegen die Kommer­zia­li­sie­rung der Daseins­vor­sor­ge gibt es viele grund­sätz­li­che Argu­men­te. Eines, das im
    deut­schen Sprach­raum weni­ger bekannt ist, zielt auf das „Tax Farming“ ab: Den priva­ten Unter­neh­men wird durch ein derar­ti­ges Abkom­men – wenn es denn durch­kommt – die Steu­er­ein­trei­bung faktisch in priva­te Hände gege­ben. Die priva­ten Infra­struk­tur­be­trei­ber werden dabei Preise erhe­ben müssen, die an Voll­kos­ten orien­tiert sind, und die dabei noch einen satten Gewinn beinhalten.

    Volks­wirt­schaft­lich opti­mal wären jedoch Grenz­kos­ten­prei­se – das ist bei öffent­li­chen nicht anders als bei priva­ten Gütern (Hotel­ling, 1938; Vick­rey, 1977). Das Henry George-Theo­rem impli­ziert, dass Grenz­kos­ten­prei­se möglich sind – wenn die fixen Kosten der Infra­struk­tur voll­kom­men aus den Boden­ren­ten finan­ziert werden[„Let’s talk about tax: Steu­ern und Steu­er­staat“ http://rent-grabbing.com/2014/04/13/lets-talk-abouttax-steuern-und-steuerstaat/]. Dieser Weg – die Verge­mein­schaf­tung der Boden­ren­ten – ist für die west­li­chen Staa­ten jedoch ein No-Go.

    Man muss kein Prophet sein um zu sehen, dass viele „Inves­to­ren“, die sich von TiSA ökono­mi­sche Renten verspre­chen, die vom markt­wirt­schaft­li­chen Wett­be­werb abge­schirmt sind (Löhr, 2013), dennoch am Ende schei­tern werden: an der mangeln­den Zahlungs­be­reit­schaft der Bürger, die die abseh­ba­ren Preis­er­hö­hun­gen für öffent­li­che Güter nicht mitma­chen, wenn sie die Preis­er­hö­hun­gen unmit­tel­bar zu spüren bekom­men. Voll­kos­ten bei öffent­li­chen Gütern sind nur in weni­gen Fällen unpro­ble­ma­tisch durch­setz­bar. Die Erfah­run­gen um Public Priva­te Partnerships
    (PPP) (s. den Blog­ar­ti­kel hierzu[http://rent-grabbing.com/2013/10/16/public-privatepartnerships-el-dorado-fur-rent-grabbing/]) legen ein bered­tes Zeug­nis hier­über ab. Es bleibt die Hoff­nung auf Wider­stand von außen: Nicht mit im Boot sind nämlich die fünf BRICS-Staa­ten Brasi­li­en, Russ­land, Indien, China, Südafri­ka, die mit einem solchen Abkom­men anzu­neh­men­der Weise nur verlie­ren würden. 

  • Buchvorstellungen 06/2014

    Buchvorstellungen 06/2014

    Buchvorstellungen 06/2014

    Link zu Micha­el Belei­tes’ Buch in unse­rem Shop
    Link zu Jochen Hörischs Buch in unse­rem Shop
    Link zu Markus Pührin­gers Buch in unse­rem Shop
    Link zu Gerhard Senfts Buch in unse­rem Shop

    Buch­vor­stel­lun­gen­Mi­cha­el Belei­tes: „Umwelt­re­so­nanz – Grund­zü­ge einer orga­nis­mi­schen Biolo­gie“, Telesma-Verlag,
    Treu­en­briet­zen, 2014. 688 Seiten, ca. 400 Abbil­dun­gen, 39,80 €, ISBN 978–3‑941094–13-0Jochen Hörisch: „Man muss dran glau­ben – Die Theo­lo­gie der Märkte“, Wilhelm Fink Verlag, München,
    (März 2013), Klap­pen­bro­schur, 132 Seiten, 17,90 €, ISBN 978–3‑770554–83‑6

    Markus Pührin­ger: „Im Bann des Geldes – Eine Anlei­tung zur Über­win­dung des Kapitalismus.“,
    planet-Verlag, Wien, 1. Aufla­ge 2013, Paper­back, 378 Seiten, 18,00 €, ISBN 978–3‑902555–40‑3

    Gerhard Senft (Herausg.), Bertha von Sutt­ner, Pierre Ramus, Joseph Roth, u. a. Autoren: „Frie­dens­krie­ger
    des Hinter­lan­des – Der Erste Welt­krieg und der zeit­ge­nös­si­sche Anti­mi­li­ta­ris­mus“ Löcker Verlag,
    (Feb. 2014), gebun­de­ne Ausga­be, 307 Seiten, 29,80 €, ISBN 978–3‑854097–20‑4

  • Dem Geld Beine machen – Redaktion

    Dem Geld Beine machen – Redaktion

    Wir setzen uns für eine Geld- und Boden­re­form ein, die Silvio Gesell als erster beschrie­ben hat und die bis heute von vielen Autoren, Denkern und einer Viel­zahl akti­ver Orga­ni­sa­tio­nen weiter getra­gen und entwi­ckelt wird. Ein wich­ti­ges Instru­ment der Geld­re­form ist die Liqui­di­täts­ab­ga­be, die der Umlauf­si­che­rung des Geldes dienen soll. Durch die Liqui­di­täts­ab­ga­be wird Geld erst zu „flie­ßen­dem“ Geld und entfal­tet seine vielen Vortei­le gegen­über dem bekann­ten Geld, das bereits so viele Nach­tei­le offen­bart. Deshalb sind hier einmal in über­sicht­li­cher Form die Folgen einer Liqui­di­täts­ab­ga­be für Wirt­schaft und Gesell­schaft beschrieben.


    Eine Liqui­di­täts­ab­ga­be auf das Geld:

    • macht Geld zum neutra­len Tauschvermittler.
    • über­win­det Infla­ti­on und Deflation.
    • senkt Zinsen auf den Risikoanteil.
    • bringt Ange­bot und Nach­fra­ge ins Gleichgewicht.
    • sichert die Bestän­dig­keit des Wirtschaftskreislaufs.
    • beugt Arbeits­lo­sig­keit und Rezes­sio­nen vor.
    • macht bislang unren­ta­ble Inves­ti­tio­nen möglich.
    • bremst das Über­wachs­tum der Geldvermögen.
    • befreit vom Verschul­dungs- und Wachstumsdruck.
    • redu­ziert leis­tungs­lo­se und speku­la­ti­ve Einkommen.
    • baut die Armut-Reich­tums-Diskre­pan­zen ab.


    Kurz:
    Eine Liqui­di­täts­ab­ga­be auf Geld führt zu einer stabi­le­ren, gerech­te­ren Wirt­schaft und Gesell­schaft, die auch ohne stän­di­ges Wachs­tum exis­tie­ren kann.


    Durch eine Umlauf­si­che­rung des Geldes:
    • würde die Geld­men­ge korrekt steu­er­bar und damit Infla­ti­on und Defla­ti­on vermie­den werden können,
    • würden Ange­bot und Nach­fra­ge ins Gleich­ge­wicht gebracht und damit Rezes­sio­nen und Arbeitslosigkeitverhindert,
    • würde der Zins­satz auf und unter die Wachs­tums­ra­te fallen und damit der Zwang zum Wirt­schafts­wachs­tum über­wun­den, die Einfüh­rung wirk­sa­mer Ökosteu­ern möglich,
    • würde der Zins mit den Sätti­gungs­ent­wick­lun­gen gegen Null tendie­ren und damit die leis­tungs­lo­sen Einkom­men zu Guns­ten der Arbeits­ein­kom­men zurückgehen,
    • würde das Über­wachs­tum der Geld­ver­mö­gen, Schul­den und Zins­strö­me abge­baut und damit auch die sozia­len Span­nun­gen und Gefähr­dun­gen des Friedens.



    Kurz:
    Eine Umlauf­si­che­rung auf das Geld, würde, wie John Maynard Keynes es ausdrück­te, „zum sanf­ten Tod des Rentiers führen“ und „die verschiedenen,
    anstö­ßi­gen Formen des Kapi­ta­lis­mus zum Verschwin­den bringen“. 
  • „The Taste of Life“ – Roland Pfaus

    „The Taste of Life“ – Roland Pfaus

    Viele denken, dass indus­tri­el­le Land­wirt­schaft, Massen­tier­hal­tung, gieri­ge Banken und Konzer­ne nicht mehr zu stop­pen sind, weil sie einfach zu mäch­tig sind. Aber das stimmt nicht. Denn es gibt einen Weg. In dem Doku­men­tar­film „The Taste of Life“ wollen wir von Menschen erzäh­len, die damit aufge­hört haben, sich über Banken, Konzer­ne oder Poli­ti­ker aufzu­re­gen – so berech­tigt das auch sein mag. Sie haben erkannt, dass wir dafür auch gar keine Zeit mehr haben, weil wir sonst auf eine wirt­schaft­li­che und ökolo­gi­sche Kata­stro­phe zu rasen. Deshalb haben sie einfach damit begon­nen, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Und haben damit eine welt­wei­te Bewe­gung ausge­löst, die wir in dem Film doku­men­tie­ren wollen. Wir wollen in dem Film von fantas­ti­schen Ideen und Projek­ten erzäh­len, die Menschen, die sie verwirk­li­chen und die bereits vorhan­de­nes Wissen mit aktu­el­len, tech­ni­schen Möglich­kei­ten verbin­den und damit die Visio­nen ihrer Zukunft zur Reali­tät machen.

    Die neuen Visio­nä­re haben damit ange­fan­gen, die Meere von Plas­tik-Müll zu befrei­en, die ausge­laug­ten und zerstör­ten Böden wieder zu bele­ben, haben neue Ideen für das Recy­cling der Zukunft, nach­hal­ti­ge Kreis­lauf­wirt­schaft, haben alte und neue Wege gefun­den, mit Geld und Waren­aus­tausch völlig anders als bisher umzu­ge­hen, grün­den Betrie­be, die gerecht und fair für alle Betei­lig­ten sind, haben wieder entdeckt, wie man sich über eine entspre­chen­de Ernäh­rung selbst von schwe­ren Krank­hei­ten heilen kann, retten altes, natür­li­ches Saat­gut vor dem Ausster­ben, finden neue Struk­tu­ren für welt­wei­te, ökolo­gi­sche Land­wirt­schaft ohne Massen­tier­hal­tung, erzeu­gen ihre eigene Ener­gie und finden dabei immer wieder neue und krea­ti­ve Lösungen. 

    Auch die Tran­si­ti­on-Town-Bewe­gung, die eben­falls auf vielen dieser Gebie­te aktiv ist, wird welt­weit immer größer und erfolg­rei­cher. Über diese Visio­nä­re aus unter­schied­li­chen Ländern, ihre Ideen und diese gerade entste­hen­de, welt­wei­te Bewe­gung wollen wir in „The Taste of Life“ erzäh­len. Wir wollen sie beglei­ten, zeigen, wie sie ihre Ideen in die Tat umset­zen, wie diese Ideen entstan­den sind, wie sie damit leben und vor allem auch, wie man sich daran betei­li­gen kann. Und wir wollen mit dem Film auch zeigen, dass auf dieser neuen Ebene noch sehr, sehr viel Platz ist und noch sehr viele Menschen dafür gebraucht werden. Platz für alle, die sich solchen Ideen und Projek­ten anschlie­ßen oder ihre
    eige­nen Visio­nen verwirk­li­chen wollen. Mit „The Taste of Life“ wollen wir doku­men­tie­ren, wie einfach es sein kann, die Zukunft selbst zu gestal­ten. Denn das Leben ist das, was passiert, während wir das planen, was wir für unser Leben halten.…

    Wer steht hinter dem Projekt? Wir – Dinah und Roland Pfaus mit unse­rer Film­pro­duk­ti­on Lavalu­na Film. Wir haben viele Jahre als Schau­spie­ler für Fern­seh-Produk­tio­nen gear­bei­tet, daher kennen uns viel­leicht auch noch einige. Seit eini­gen Jahren widmen wir uns unse­rer Leiden­schaft für Doku­men­tar­fil­me. Unser letz­ter Doku­men­tar­film hieß „Poly­po­ly – Geld für alle!“, der sich bereits mit Alter­na­ti­ven zum aktu­el­len Geld-System
    beschäf­tigt hat. Da sich auch auf diesem Gebiet in den letz­ten 2 Jahren sehr viel weiter­ent­wi­ckelt hat, wollen wir diese Weiter­ent­wick­lun­gen auch in „The Taste of Life“ mit einbau­en. Wir sind über­zeugt von der Wich­tig­keit der Themen, die wir in „The Taste of Life“ beleuch­ten wollen und glau­ben, dass man noch sehr viel verän­dern kann und muss.

    Wir sind das erste Mal mit einem Projekt bei Start Next und sind begeis­tert von der Möglich­keit, dass Gleich­ge­sinn­te hier zusam­men Projek­te verwirk­li­chen können, an die sie glauben. 

  • Öffentliche Tagung zum Baurecht

    Öffentliche Tagung zum Baurecht

    Webflyer_Boden_behalten_Stadt_gestalten-1Am Sams­tag, 22. Novem­ber, widmet sich eine öffent­li­che Tagung an der Kantons­schu­le Schaff­hau­sen unter dem Titel „Boden behal­ten, Stadt gestal­ten“ den Fragen rund ums Baurecht. Klaus Hubmann, Mit-Initia­tor der neuen Basler Boden­in­itia­ti­ve, orien­tiert über deren Stand. Thomas Schle­pfer vom Finanz­de­par­te­ment der Stadt Zürich erläu­tert die Wohn­bau­för­de­rung der Stadt mithil­fe von Baurechts­ver­trä­gen. Uwe Zahn schil­dert die Bemü­hun­gen der Bieler Wohn­bau­ge­nos­sen­schaf­ten um neue Baurechts­ver­trä­ge mit der Stadt. In einem Kurz­re­fe­rat und in einem Podi­ums­ge­spräch wird die Boden­po­li­tik der Stadt Schaff­hau­sen disku­tiert. Work­shops bieten Gele­gen­heit, die Refe­ra­te zu vertie­fen und die Diskus­si­on unter den Teil­neh­mern anzu­re­gen. Das Künst­ler­duo Sago aus Essen (D) berei­chert die Tagung mit ihren Beiträ­gen. Veran­stal­ter der Tagung ist das Info- Netz­werk „Gemein­gut Boden“, ein vorläu­fig loser Zusam­men­schluss von Öffent­li­che Tagung zum Baurecht sechs Schwei­zer Stif­tun­gen, die in unter­schied­li­cher Form mit dem Baurecht und dem Boden beschäf­tigt sind. Infor­ma­tio­nen und Anmeldung:
    www.gemeingutboden.ch

    Gemeingut Boden

  • Termine 06/2014–15

    Termine 06/2014–15

    Die Termi­ne 06/2014

    Frank­furt, 7. bis 9. Novem­ber 2014
    „Die Zähmung des Geldes: Lebens­wirk­lich­keit und Geldströme”
    Tagung im Rudolf Stei­ner Haus, mit Vorträ­gen von Dr. Michael
    Ross, Prof. Dr. Harald Spehl, Thomas Betz u. a.
    Info & Anmel­dung unter: http://www.sozialimpulse.de

    Bad Boll, 8. und 9. Novem­ber 2014
    Markt­wirt­schaft ohne Kapi­ta­lis­mus – Tagung mit umfangreichem
    Programm im „Semi­nar für frei­heit­li­che Ordnung“
    Info & Anmel­dung: http://www.sffo.de

    Fulda­tal-Simmers­hau­sen, 22. und 23. Novem­ber 2014
    54. Münde­ner Gespräche
    der „Sozi­al­wis­sen­schaft­li­chen Gesell­schaft 1950 e. V.“
    Info: http://www.sozialwissenschaftliche-gesellschaft.de/

  • Einige Vorträge der Jahresfeier „nahezu live“

    Einige Vorträge der Jahresfeier „nahezu live“

    Liebe Freun­de, Inter­es­sen­ten, Abon­nen­ten und solche die es werden wollen.

    Heute Morgen begann unsere Jahres­fei­er mit mehre­rern inter­es­san­ten Vorträ­gen, die Sie nun hier „unge­schnit­ten“ anhö­ren können.

    Hier der Vortrag von Markus Pühringer:
    „Im Bann des Geldes. Eine Anlei­tung zur Über­win­dung des Kapitalismus.“

    Der studier­te Volks­wirt Markus Pührin­ger ist selb­stän­dig und Vorstands­mit­glied der Grünen in Linz, Österreich.
    (1 Stunde 3 Minuten)

    Mehr zu Markus Pührin­ger lesen Sie hier 

     

    Weiter geht’s mit dem Vortrag von Prof. Dr. Felix Fuders:
    „Ein Geld, das wünschens­wer­te Entwick­lun­gen in Fluss bringt“ – Analy­se der globa­len Krise und Möglich­kei­ten prak­ti­scher Umset­zun­gen im Kleinen.

    Felix Fuders ist Buch­au­tor und Ökono­mie-Profes­sor an der „Univer­si­dad Austral de Chile“ in Valdivia.
    (1 Stunde 24 Minuten)

    Hier ein Beitrag von Felix Fuders in der HUMANEN WIRTSCHAFT 02/2012

  • Narrenfreiheit

    Narrenfreiheit

    Mit diesem Ausschnitt aus der jüngs­ten „Anstalt“ wird eine riesi­ge Gemein­de kriti­scher Geis­ter bedient.
    Jener, die sich vor allem im Netz bewe­gen und die „Main­stream-Medien“ regel­mä­ßig zum Feind erklä­ren, weil sie mani­pu­la­tiv auf der Linie der herr­schen­den Poli­tik berich­ten würden.
    Tatsäch­lich fehlt es den aller­meis­ten großen Medien an einer glaub­wür­di­gen Selbst­re­fle­xi­on. Wer ange­sichts der offen­sicht­li­chen Gleich­ge­schal­tet­heit von „ausge­wo­ge­ner Bericht­erstat­tung“ spricht, dem muss Befan­gen­heit unter­stellt werden.
    Um so mehr muss eine Kaba­rett-Sendung wie diese „Anstalt“ zu denken geben, denn sie findet auf dem Kanal eines eigent­lich auch am Pran­ger stehen­den Senders statt.
    Da kann man nun viel hineindeuten.
    Wenn Ausge­wo­gen­heit in Kaba­rett- und Klamauk-Forma­te ausge­la­gert wird, dann kann man sich auch in längst vergan­ge­ne Zeiten zurück­ver­setzt fühlen. Als Kaiser und Könige sich noch „Hofnar­ren“ hiel­ten, die den Volks­zorn venti­lier­ten und so den Eindruck vermit­tel­ten, als würde dem König schon genü­gend Kritik zuteil. Für den Herr­scher war der Hofnarr, obwohl er garan­tiert nervte, eher ein Garant für die Ruhig­stel­lung des Volkes als eine Gefahr für seine Macht.
    Die „Narren­frei­heit“ führte selten zu mehr als zu einem hohen Unterhaltungswert.
    Unter diesem Aspekt, tut es rich­tig weh, wie gut dieser Beitrag ist.
    Weil so viel Wahr­heit darin steckt!

  • Leserbriefe 05/2014

    Boden­re­for­me­ri­sches Klein­od im Tessin

    Seit ewigen Zeiten bin ich abon­niert, inspi­riert und begeis­tert von Eurer Arbeit. Ich betreue im Tessin ein Gelän­de, wo Mensch einfach und güns­tig Ferien machen kann. Es handelt sich um ein Gelän­de, das Kind der Schwei­zer Frei­wirt­schafts-Szene ist, in Stif­tungs­for­mat, damit mit dem Grund und Boden nicht speku­liert werden kann: http://meraggia.ch

    Seit 20 Jahren, meinem Arbeits­be­ginn hier, beschäf­tigt mich das Geld-System, so logisch sind die Fehler, so unglaub­lich, wie wenig auf den Punkt geschaut wird mit konstruk­ti­ven statt urtei­len­den Schlüsse(l)n.

    Als Deutsch-Schwei­zer wusste ich nicht, was für tolle Früch­te in der italie­ni­schen Schweiz wach­sen, aber nicht geern­tet werden: die Kaki. So habe ich als ich sie zu ernten und pfle­gen begann und zur Auszeich­nungs-Ehre kam eine Websei­te einge­rich­tet wo ich am prak­ti­schen Beispiel (oder zumin­dest als Auslö­ser) der Kaki das Geld­sys­tem thema­ti­sie­re. http//: bank-of-kaki.meraggia.ch

    Gior­gio Georg Winter, Sala Caprias­ca (Schweiz)

    Klei­ner, klei­ner blauer Stern

    Menschen habt ihn endlich gern

    Tut ihm nun nichts mehr zu Leide

    Nicht den Bergen, nicht der Heide

    Nicht den Wiesen, Mooren, Flüssen

    Nicht den Wäldern, Vögeln, Fischen

    Liebt den klei­nen blauen Stern

    Pflegt und schützt ihn

    Habt ihn gern.

    (Micha­el Asgardh – http://www.asgardh.de/)

    Einge­sen­det von gupt­aram Fried­helm Hein­rich, Mainz

    „Zu den Waffen greifen“

    Unser Bundes­prä­si­dent Joachim Gauck hat sich in München als Kriegs­trei­ber entpuppt. Anstatt die Kriegs­ur­sa­chen zu benen­nen und ihre Besei­ti­gung zu erklä­ren, will er die Bundes­wehr im Ausland einset­zen. Das kann nur zum 3. Welt­krieg führen!

    So lange mit Geld und Boden speku­liert werden kann, wird es immer wieder Kriege geben. Jeder Krieg stärkt die Kapi­tal­dik­ta­tur und macht die große Masse ärmer und zerstört die Umwelt.

    In Schu­len und Univer­si­tä­ten, Massen­me­di­en und Kirchen wird diese Tatsa­che bisher stets ausge­blen­det. So hat auch Gauck keine Ahnung davon. Zum Beispiel ist in Ägyp­ten ein Solda­ten­fried­hof mit 4800 Gräbern, auch 17jährige dabei. Wurde aber noch von keinem Bundes­prä­si­den­ten besucht (siehe Zeit­schrift Humane Wirt­schaft vom Juli 2014). Es gibt Hoff­nung, dass der Kapi­ta­lis­mus seinem Ende entge­gen geht. Denn die Proble­me in der Welt nehmen Formen an, die immer weni­ger zu beherr­schen sind.

    Hermann Hertel, Kronach

    Hoch­zeit für Geldverbesserer
    zum Beitrag von Beate Bock­ting, HUMANE WIRTSCHAFT 04/2014

    Mit großem Inter­es­se habe ich Ihre Replik zu Fricke zur Kennt­nis genom­men. Es ist betref­fend Frickes Darstel­lung der Frei­wirt­schafts­leh­re keine Frage, dass er ziem­lich deut­lich erken­nen lässt, sich zu wenig mit der Mate­rie befasst zu haben. Daher brau­che ich gar nicht auf größe­re Teile Ihrer Replik einzugehen.

    Der Punkt mit der stei­len Zins­struk­tur (Creutz: Zins­trep­pe) ist m. E. entschei­dend, und wird von Fricke nicht wirk­lich verstan­den, wenn er meint, dass in der heuti­gen Zeit die Frei­wirt­schaft schon einge­führt wäre. Denn ohne Zins­trep­pe gibt es eine Liqui­di­täts­fal­le. Ich möchte auf den Vermö­gens­an­stieg einge­hen. Sie zitie­ren Creutz, der postu­liert, dass die Geld­ver­mö­gen durch die Zins­gut­schrif­ten so stark gewach­sen sind. Dies aber greift entschie­den zu kurz. Es ist die Kredit­geld­schöp­fung an sich, der das Geld­ver­mö­gen so stark hat anwach­sen lassen. Gleich­wohl: Zins trägt zur Geld­wachs­tum bei, sofern der Zins letzt­lich aus Kredit herrührt. Dass die Zinsen als Erklä­rung herrüh­ren, liegt daran, dass Creutz die Kredit­geld­schöp­fung eine Absage erteilt. Die aber ist Reali­tät. Und wenn es so wäre, dass Kredi­te das Vorhan­den­sein von Erspar­nis­sen voraus­setzt (anstel­le dass Kredi­te die Erspar­nis­se – Depo­si­ten – erzeu­gen), dann muss die Frage gestellt werden: wo kommt das viele Geld her? Nach diesem Modell ist das nur über „multi­plen Geld­schöp­fung“ erklär­bar. Diese Konse­quenz muss man ziehen, wenn man meint, dass zuerst das Geld da war, und dann der Kredit. In beiden Betrach­tungs­wei­sen aber erhöht jeder neue Kredit die Geld­men­ge. Creutz vergisst in seiner Grafik 031, dass jede Stufe der sog. multi­plen Geld­schöp­fung eine Bestands­grö­ße zuneh­men lässt. Der Geld­fluss sieht tatsäch­lich so aus wie bei einer Kauf­ket­te. Seine Erklä­rung kann wie folgt ganz leicht als nicht zutref­fend dekla­riert werden: Der Sparer ist nur eine Person (ein posi­ti­ves Depo­sit), und alle Kredit­neh­mer (mehre­re nega­ti­ve Depo­si­ten) kaufen bei ihm Güter ein. Der Güter­lie­fe­rant hat eine Viel­falt der Einzel­kre­di­te an Forde­run­gen. Und das wird auf seinem Konto reprä­sen­tiert. Ich weise darauf hin, dass Schwund­geld eine Akku­mu­la­ti­on von Geld­ver­mö­gen, der lang­fris­tig gespart wird, nicht verhindert.

    Es stimmt auch nicht, dass in den letz­ten 10 Jahren die Geld­ver­mö­gens­zu­nah­me durch den nied­ri­gen Zins weni­ger wurde. Nein, die Kredit­ex­pan­si­on sorgte immer noch für eine weite­re Zunah­me. Bis zur Krisen­ein­tritt 2008. Fricke weist zudem darauf hin, dass die Zunah­me der Sach­ver­mö­gen infol­ge der Wert­schöp­fung wesent­lich zur Kredit­aus­wei­tung beiträgt: Sach­ver­mö­gen als Sicherheit.

    Zur Wachs­tums­zu­nah­me bei Einfüh­rung eines Schwund­gel­des ist die Lage leider verwor­ren. Da muss man mit leben. Viel­leicht hilft da folgen­des Bild weiter: Bei einem zeit­ver­setz­ten Tausch zwischen zwei Perso­nen erhält der erste Leis­tungs­er­brin­ger einen Schuld­schein („Geld“). Bei Erbrin­gung der Gegen­leis­tung wird der Schuld­schein vernich­tet. Und so ist es auch in unse­rem Fiat­geld­sys­tem. Wenn Kredi­te getilgt werden können, geht das auch mit einer Leis­tungs­er­brin­gung einher. Bei vorwie­gen­der Zunah­me von Geld­ver­mö­gen kommt der stän­di­ge Wech­sel von Geld­schöp­fung (Wirt­schafts­ak­ti­vi­tät) und ‑Tilgung (auch Wirt­schafts­ak­ti­vi­tät) zu kurz. Das hat natür­lich nichts mit Wachs­tums­zwang zu tun. Ich bezweif­le übri­gens mit Fricke, ob der Zins mit dem Wachs­tums­zwang zu tun hat. Eher denke ich, dass es mit dem sog. „Para­dox of mone­ta­ry profits“ zu tun hat: die ange­sam­mel­ten mone­tä­ren Gewin­nen der Unter­neh­men (und Gutver­die­ner) im Aggre­gat entspre­chen nämlich den Wert aller geschöpf­ten Kredi­ten, weil das gesam­te Netto­geld­ver­mö­gen etwa Null ist. Jede Inves­ti­ti­on (vorfi­nan­ziert) erzeugt eine größe­re Geld­ba­sis für Gewinne.

    Und wenn es (wie Sie zurecht schrei­ben) Massen anla­ge­su­chen­den Kapi­tals gibt, so liegt das daran, dass man mit den mone­tä­ren Gewin­nen Assets kaufen will. Einzel­ne Akteu­re können zwar Geld gegen Assets tauschen, aber im Aggre­gat ist dies nur möglich, wenn die gesam­te Kredit­men­ge redu­ziert wird. Das passiert kaum, weil letzt­lich Geld „geliebt“ wird.

    Zum Schluss zu Wörgl: ein beein­dru­cken­des Expe­ri­ment. Gestern noch fiel mir bei einer Fahr­rad­tour ein neuer Gedan­ke ein. Ich fuhr über eine Brücke, und mir fiel auf, dass der Anstrich ziem­lich abge­nutzt war (im Vergleich). Die Kommu­ne müsste einen Maler mit der Reno­vie­rung bean­tra­gen. Aber dafür ist natür­lich kein Geld da. Da fiel mir ein, dass Regio­nal­geld konkret helfen würde. Der Maler würde damit entlohnt werden, und die Kommu­ne geht ein gerin­ge­res Risiko ein, dass das Geld im Ausland ausge­ge­ben wird. Der Anreiz, diese Inves­ti­ti­on zu täti­gen, wird größer, wenn die Kommu­ne über den loka­len Geld­kreis­lauf vom Maler Geld zurück­be­kommt. Das reicht schon, den Geld­um­lauf nicht zu unter­bre­chen. Ein Schwund­cha­rak­ter ist dann bloß eine extra Hilfe, nur nötig, wenn der Zins nahe Null liegt.

    Rob Maris, 52372 Kreuzau