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06/2019
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3. Als Zielgruppen wollen wir zuneh-
mend die engagierten Jugend-
lichen in den Blick nehmen, die
bspw. Fridays for Future naheste-
hen, ebenso einzelne junge Wis-
senschaftlerInnen wie auch plu-
ralökonomische Denkfabriken, um
dort unser Wissen einzubringen.
4. Chancen für effizienteres und ef-
fektiveres Arbeiten liegen in inten-
siverer Kooperation, die bis hin zu
einer Strukturerneuerung gehen
könnte: Theoretisch denkbar sind
verschiedene Stufen bis hin zur
Zusammenlegung aller Organisa-
tionen in einer einzigen. Welche
Ausprägung wann angemessen ist
und welche davon überhaupt, wer-
den wir im Lauf der weiteren Ent-
wicklung klären müssen. Sicher ist
auch, dass solche Veränderungs-
prozesse auf individueller und
organisationaler Ebene ihre Zeit
brauchen. Und auch zu deren Un-
terstützung gibt es Werkzeuge und
Met hoden.
5. Projektbezogene Zusammenarbeit
stellt eine der ersten Stufen dar,
an denen wir Neues ausprobieren
und Erfahrungen sammeln können.
Die Unterstützung des Silvio-Ge-
sell-Preises und der damit verbun-
denen Konferenz ist solch ein Pro-
jekt. Weitere Ideen zum Vorgehen
konnten gesammelt, Mitwirkende
zur Unterstützung gewonnen wer-
den, eine verbindliche Arbeits-
gruppe wurde eingerichtet.
6. Im Lauf der letzten zwei Jahre hat
sich das Anliegen der Kampag-
ne von „Grundsteuer zeitgemäß“
auch als ein gemeinsames frei-
wirtschaftliches Anliegen heraus-
gebildet. Die Organisatoren wollen
sich nun nach der (zum Zeitpunkt
unserer Tagung absehbaren) Ent-
scheidung des Deutschen Bundes-
tags am 18. Oktober zur Reform der
Grundsteuer auf einzelne Bundes-
länder konzentrieren, die die Öff-
nungsklausel nutzen wollen. Es
ergibt Sinn, ggf. im Rahmen von
Kommunalpolitik oder Kommu-
nalwahlkämpfen mit dem Boden-
thema aufzutreten. Außerhalb der
Kampagne ist es wichtig, darauf
hinzuarbeiten, dass „die Bodenfra-
ge“ in der öffentlichen Diskussion
platziert wird und die Zielsetzun-
gen einer gemeinwohlorientierten
Bodenpolitik weiterverbreitet wer-
den. Konkrete Anregungen zur Lö-
sung der Bodenfrage können wir
als Aufhänger nutzen.
7. Bei allem können wir von einem
inhaltlichen Grundkonsens aller
freiwirtschaftlichen Gruppierun-
gen ausgehen. Einige Teilnehme-
rInnen fänden es jedoch lohnens-
wert, die Schnittmengen zwischen
den Vorstellungen (Modellen), die
die freiwirtschaftlichen Akteure
von Wirtschaft und Gesellschaft
haben, noch genauer zu klären.
Dadurch wären auch wirksame Al-
lianzen leichter möglich. Auch da-
für lassen sich neue Methoden und
Werkzeuge erfolgversprechend
heranziehen. Zu einer aktuelleren
inhaltlichen Ausrichtung der frei-
wirtschaftlichen Mission gab es
einige Anregungen: Vor dem Hin-
tergrund des Weltgeschehens seit
Erscheinen von Silvio Gesells Werk
„Die Natürliche Wirtschaftsord-
nung“ vor rund 100 Jahren wurde
auf die Herausforderungen hinge-
wiesen, die sich ihr jetzt stellen,
wie bspw. Digitalisierung, Auto-
matisierung und Robotisierung. In
vielen Gesellschaften lässt sich
beobachten, dass die Ausbeutung
endlicher Naturgüter verstärkt und
die Akkumulation von Wohlstand
verschärft wird, wodurch Schiefla-
gen in der Gesellschaft zunehmen.
Diese sich selbst verstärkende Dy-
namik wird durch verschiedene
Strukturelemente (ökonomische,
kulturelle, juristische u. a. Instituti-
onen) systemisch stabilisiert, eben
auch durch die rasant wachsende
digitale Infrastruktur, die sich je-
doch weitgehend in privater Hand
befindet (Google/Alphabet, Apple,
Facebook, Amazon, eBay, PayPal,
Uber u. a.). Unterschiedliche Auf-
fassungen wurden deutlich in Be-
zug auf die Wirkmächtigkeit einzel-
ner Mechanismen. Ist es bspw. die
Verfasstheit unseres Geldes allein
oder das Ineinandergreifen mehre-
rer Faktoren? Es dürfte sich lohnen,
mehr Klarheit darüber zu gewinnen
und auch darüber, wie diese Ent-
wicklungen durch Prozesse in uns
selbst befeuert, gestützt und ver-
stärkt werden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die bis zum Sonntagmittag dabei waren (Foto: privat)
Jg. 1966, Studium
der mit Schwerpunkt
Landschaftsökologie
an der Ruhr-Univer-
sität Bochum, Pro-
motion im Bereich
Abfallwirtschaft an
der Uni Essen. Seit
1997 selbststän-
dig als Begleiter für Projekte der Regi-
onalentwicklung auf lokaler, regio-
naler und Landesebene.
http://holger-kreft.de
Zum Autor
Dr.-Ing Holger Kreft
SCHEINWERFER AUF DIE DEUTSCHE BAHN
VERNETZUNG IN DER FREIWIRTSCHAFTSSZENE: WIE GEHT ES WEITER?