Richtig rechnen – Buchbesprechung

Mit voll­stän­di­gen Zahlen zu einer neuen Wirt­schafts­wei­se – Buch­be­spre­chung von Heinz Girsch­wei­ler – Die heuti­gen Finanz­kenn­zah­len der Firmen erge­ben kein realis­ti­sches Bild von ihrer tatsäch­li­chen Wirkung auf die Gesell­schaft. Mit dieser Behaup­tung tritt Chris­ti­an Hiß in seinem Buch „Rich­tig rech­nen“ an. Der ursprüng­li­che Gemü­se­gärt­ner mit eige­nem Betrieb und heuti­ge Geschäfts­lei­ter der Regio­nal­wert AG in Frei­burg wirbt dann auf 120 Seiten für seine Art zu rechnen. 

Die heuti­gen Unter­neh­men blen­de­ten in ihren Kenn­zah­len die sozia­len und die ökolo­gi­schen Auswir­kun­gen ihrer Tätig­keit aus, schreibt Hiß: „Erst dann, wenn die sozia­len und ökolo­gi­schen, das heißt gesamt­öko­no­mi­schen Effek­te des Wirt­schaf­tens anhand von fakti­schen und objek­ti­ven Werten in Zahlen in der Gewinn-und-Verlust-Rech­nung und in der Bilanz ersicht­lich sind und dadurch die Preise auf den Märk­ten die ökono­mi­sche Wahr­heit sagen, kann und wird die Chance bestehen, dass sich der Raub­bau umkehrt und Aufbau statt Abbau von Ressour­cen zum Grund­satz des Wirt­schaf­tens wird.“ Denn genau das ist Hiß’ Ziel mit seinen Vorschlä­gen: den Raub­bau an natür­li­chen und sozia­len Ressour­cen zu been­den und zu einer Wirt­schaft des Erhal­tens und des Aufbaus zu gelangen.

Aufgrund seines Werde­gangs und weil er die Land­wirt­schaft als die Grund­la­ge des Wirt­schaf­tens schlecht­hin betrach­tet, verdeut­licht der Autor seine Ideen mit prak­ti­schen Beispie­len aus seinem eige­nen Erfah­rungs­be­reich. „Wenn nicht mehr Holz geschla­gen wird als nach­wächst, wird der Wald nach­hal­tig bewirt­schaf­tet.“ Dieses Verhal­ten will Hiss künf­tig als Maxime der ganzen Wirt­schaft sehen. Neben dem Maschi­nen­park, den Anla­gen und dem Betriebs­ka­pi­tal sollen künf­tig auch die Boden­frucht­bar­keit, die Ener­gie­her­kunft, die gene­ti­schen Ressour­cen von Nutz­pflan­zen und Nutz­tie­ren, die Versor­gungs­si­cher­heit, die Biodi­ver­si­tät, die Fertig­kei­ten und Fähig­kei­ten, fach­li­ches Wissen und die Zugäng­lich­keit zum Markt als weite­re Vermö­gens­wer­te gelten. Wird auf einem Hof eige­ner Samen gezüch­tet, werden Lehr­lin­ge ausge­bil­det und die Boden­frucht­bar­keit durch sorg­sa­mes Pflan­zen verbes­sert, so hat er einen höhe­ren Wert als der gleich große Nach­bar­be­trieb, der den Samen von den globa­len Multis bezieht, auslän­di­sche Hilfs­kräf­te beschäf­tigt und die Böden durch Über­nut­zung oder Agro­che­mie schädigt.

Es geht Chris­ti­an Hiß darum, dass in den Wirt­schafts­bi­lan­zen künf­tig die vollen ökolo­gi­schen und sozia­len Kosten einge­schlos­sen werden. Dies werde zu einer neuen ökono­mi­schen Logik führen und letzt­lich eine neue Wirt­schafts­wei­se fördern, ist er über­zeugt. Dem Autor ist klar, dass diese neue Art zu rech­nen die Aufga­be alter Denk­sche­men verlangt und eine Menge prak­ti­scher Fragen aufwirft. Er macht sich in seinem Tätig­keits­feld gleich selber auf, zusam­men mit Gleich­ge­sinn­ten mit klei­nen, nach­voll­zieh­ba­ren Elemen­ten zu zeigen, dass er die ökono­mi­sche Logik nicht auf den Kopf stel­len, sondern sie vervoll­stän­di­gen will.

Der Autor ist Träger des Nach­hal­tig­keits­prei­ses 2009 der deut­schen Bundes­re­gie­rung. Erste Reak­tio­nen aus Unter­neh­mer­krei­sen auf sein neues Buch sind sehr posi­tiv ausge­fal­len. Das anre­gen­de, leicht verständ­lich geschrie­be­ne Buch ist allen zu empfeh­len, die sich Gedan­ken zu einer zukunfts­fä­hi­gen Wirt­schaft machen. 

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