Das Kapital des Staates – Buchrezension von Robert Heinemann

Maria­na Mazzu­ca­to „Das Kapi­tal des Staa­tes – Eine andere Geschich­te von Inno­va­ti­on und Wachs­tum“, Verlag Antje Kunst­mann, München, 1. Aufl. (Aug. 2014), gebun­den, 304 Seiten, 22,95 €, ISBN 978–3‑95614–000‑6

Die Autorin Maria­na Mazzu­ca­to lehrt als RM Phil­lips Profes­sor in Science and Tech­no­lo­gy Policy an der Univer­si­tät Sussex und ist Gast­pro­fes­so­rin der Open Univer­si­ty. Sie berät die Euro­päi­sche Kommis­si­on zu Fragen wirt­schaft­li­chen Wachs­tums und ist im Vorstand des renom­mier­ten briti­schen Umwelt-Thinktanks Green Alliance.

In ihrem aktu­el­len Buch weist sie auf eine bislang wenig beach­te­te Funk­ti­on des Staa­tes als Unter­neh­mer hin. Am Beispiel USA wird gezeigt, dass Inno­va­tio­nen und die mit ihnen entste­hen­den neuen Märkte nicht allein der ameri­ka­ni­schen Unter­neh­mer­kul­tur zu verdan­ken sind. Viel­mehr werden diese Inno­va­tio­nen erst durch einen unter­neh­me­risch täti­gen Staat ermög­licht, der mit dem erfor­der­li­chen Wagnis­ka­pi­tal Grund­la­gen­for­schung betrei­ben kann. Die Privat­wirt­schaft sei hierzu nicht in der Lage gewe­sen. Der ameri­ka­ni­sche Staat habe durch seine mit öffent­li­chen Mitteln finan­zier­ten Forschun­gen erst die Grund­la­ge z. B. für Inter­net- und Nano­tech­no­lo­gie geschaf­fen, und somit Firmen wie Apple und Google ihren wirt­schaft­li­chen Erfolg ermög­licht. Weite­re staat­li­che Hilfe haben diese Unter­neh­men in Form von Steu­er­erleich­te­run­gen und bei dem Schutz ihrer Paten­te erhal­ten. Nach Auffas­sung der Autorin werden diese Verdiens­te des Staa­tes nicht öffent­lich wahr­ge­nom­men, da dies nicht in die vorherr­schen­de Auffas­sung „Privat vor Staat“ passe. 

Der Staat sei stets inef­fi­zi­en­ter als die Privat­wirt­schaft, so die land­läu­fi­ge Meinung. Gestützt wird diese vorherr­schen­de Auffas­sung mit einsei­ti­gen Hinwei­sen auf unter­neh­me­ri­sches Schei­tern des Staa­tes. Dem hält die Autorin entge­gen, dass der Staat tatsäch­lich mit einzel­nen Projek­ten geschei­tert sein mag, aber auch nur deshalb, weil er höhere Risi­ken einge­he um Inno­va­tio­nen zu schaf­fen und hier­bei selbst­ver­ständ­lich auch schei­tern könne. Aber eben nur der Unter­neh­mer Staat kann solche unter­neh­me­ri­schen Risi­ken einge­hen, die zur Schaf­fung von neuen Inno­va­tio­nen und Wachs­tums­märk­ten erfor­der­lich sind. Hier schließt sich die Frage an, ob der Staat für sein unter­neh­me­ri­sches Risiko auch entspre­chend entlohnt wird? Dies wird von der Autorin verneint, da die unter­neh­me­ri­schen Risi­ken sozia­li­siert, die Gewin­ne aber priva­ti­siert werden. 

Der Autorin gelingt es, die wünschens­wer­te Zukunft eines akti­ven, für wirt­schaft­li­che Möglich­kei­ten Raum schaf­fen­den Staa­tes zu skiz­zie­ren. Ein Hoff­nungs­schim­mer, welcher der aktu­el­len, unver­kenn­ba­ren Abhän­gig­kei­ten, oder besser „dem Getrie­ben­sein“ von privat­wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen und „der Märkte“ zu wider­spre­chen schei­nen. Doch Charme hat diese Idee. 

Der Ansatz der Autorin, die unter­neh­me­ri­sche Seite des Staa­tes darzu­stel­len, ist erfri­schend außer­ge­wöhn­lich und lohnens­wert, durch­dacht zu werden.

Die stell­ver­tre­ten­de Redak­teu­rin des engli­schen Maga­zins „New States­man“, schreibt über Maria­na Mazzu­ca­to: „Sie ist eine der beein­dru­ckends­ten und inter­es­san­tes­ten Denker, die derzeit im Bereich der poli­ti­schen Ökono­mie arbei­ten. Ihre Arbeit über den unter­neh­me­ri­schen Staat und intel­li­gen­tes Wachs­tum ist Pflicht­lek­tü­re für alle, die in der Wirt­schafts­po­li­tik aktiv sind.“ 

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