Daniel Suarez – in vielerlei Hinsicht visionär

Frank Rieger, Infor­ma­ti­ker und Spre­cher des Chaos Compu­ter Club inter­viewt in der Sams­tags­aus­ga­be der FAZ den ameri­ka­ni­schen Thril­ler-Autor Daniel Suarez.

Daniel Suarez (bei Wikipedia)

Sein neues, ab morgen erhält­li­ches Buch heißt „Dark­net“ und einer der ersten Rezen­sen­ten bei Amazon schreibt unter anderem:

„… Ich empfeh­le diese Buch nicht nur für Tech­nik-Begeis­ter­te sondern auch für Jeden, der unser jetzi­ges Wirt­schafts­sys­tem nicht als „alter­na­tiv­los“ empfindet. “

Das macht das Buch natür­lich inter­es­sant und erst Recht die Sätze aus dem FAZ-Inter­view, die ich mir erlau­be hier zu zitieren:

Rieger:
[…] Sehen Sie einen Ausweg aus dieser Dehu­ma­ni­sie­rungs­ten­denz, außer den völli­gen Zusam­men­bruch unse­rer Zivi­li­sa­ti­on? Gibt es eine vernünf­ti­ge Regu­lie­rung, die verhin­dern könnte, dass Gesell­schaft und Wirt­schaft die Grenze zwischen gesun­der Schlank­heit und krank­haf­ter Mager­sucht noch weiter überschreiten?

Suarez: Ich sehe einen Weg, der den Zusam­men­bruch verhin­dern könnte, aber die etablier­ten Inter­es­sen werden nur wider­wil­lig den Sprung zu einer weni­ger effi­zi­en­ten, aber wider­stands­fä­hi­ge­ren Gesell­schaft mitma­chen. Selbst wenn die Vorstän­de der multi­na­tio­na­len Unter­neh­men die Risi­ken allzu schlan­ker Unter­neh­mens­struk­tu­ren erken­nen soll­ten, dürfte die Börse sie stra­fen, falls sie sich vom Ziel der Hyper­ef­fi­zi­enz verab­schie­de­ten. Anle­ger würden sie verkla­gen und die Aufsichts­rä­te würden sie aus den Führungs­eta­gen verban­nen, bevor ein sinn­vol­ler Wandel einge­setzt hätte.
Die Initia­ti­ve muss daher viel­mehr aus dem Volk kommen – und dabei denke ich nicht an Protes­te und Demons­tra­tio­nen, sondern an den Aufbau und die Erpro­bung neuer Wirt­schafts­for­men, digi­ta­ler Währun­gen, Augmen­ted Reali­ty und vermaschte Open-Source-Netz­wer­ke, die eine neue Ökono­mie und damit ein sozia­les Geflecht schaf­fen, das die etablier­ten Mächte samt ihren selbst­er­nann­ten Torwäch­tern und Lobby­is­ten eher umgin­ge als stürz­te. Solch ein System würde zunächst nur in embryo­na­ler Form geschaf­fen. Es zöge immer mehr Anhän­ger an, die aus der bestehen­den Ökono­mie heraus­ge­fal­len sind, und setzte sich schließ­lich durch, wenn eine kriti­sche Masse sich dem neuen System ange­schlos­sen hätte. Man könnte sich auch eine Über­gangs­pha­se vorstel­len, in der die Menschen mit einem Bein in der alten und mit dem ande­ren in der neuen Ökono­mie stün­den, so dass der Über­gang nicht so abrupt ausfie­le. Man stelle sich nur einmal vor, wie viele gut ausge­bil­de­te Menschen es gibt, die gerne einen Neuan­fang in einer Welt wagten, in der ihre Schul­den – die Erbsün­de der freien Märkte – getilgt wären. Entschei­dend ist, dass die Verant­wor­tung für Aufbau und Erhal­tung der Netz­werk­kno­ten bei einzel­nen Gemein­schaf­ten liegt. Für die vernünf­ti­ge Regu­lie­rung sorgt dann eine Gesell­schaft, deren Bürger die physi­sche Kontrol­le über ihre Infra­struk­tur­net­ze ausüben.

Da scheint ein Autor zu sein, der nicht nur über ausge­zeich­ne­te Kennt­nis­se aus der Welt der elek­tro­ni­schen Vernet­zung mitbringt (Suarez arbei­te­te als Soft­ware­ent­wick­ler und System­be­ra­ter), sondern der auch Visio­nen für funda­men­ta­le System­än­de­run­gen in wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Fragen thematisiert.

Posted via email from HUMANE-WIRTSCHAFT

2 Antworten

  1. Adolf Paster sagt:

    Der Autor hat das Problem in seiner Kern­schicht ausge­zeich­net verstan­den und ich möchte mehr von ihm erfah­ren und lesen. Er hat die psycho­lo­gi­sche Proble­ma­tik des ‚Loslas­sens’ von alten Struk­tu­ren verstan­den und schlägt Wege vor, die nicht weiß Gott wie revo­lu­tio­när erschei­nen, dafür aber auf große Effi­zi­enz hinwei­sen. Man kann sehr neugie­rig sein, welche Reak­tio­nen diese wunder­ba­ren Erkennt­nis­se bei denken­den und human empfin­den­den Menschen auslö­sen wird.

  2. Rudolf Mehl sagt:

    Deckt sich ziem­lich gut mit unse­rer Sammlung
    Alter­na­ti­ves Wirtschaften
    – Ergän­zun­gen sind will­kom­men! – oder der <a href=„http://www.akademie-solidarische-oekonomie.de&quot; Akade­mie Soli­da­ri­sche Ökonomie.

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